Rubens und sein blaues Auge - wie es dazu kam, zeigt die Ausstellung. Foto: Eppinger

Köln Hochherrschaftlich in vornehmer schwarzer Kleidung mit Hut präsentiert sich Peter Paul Rubens auf der Kopie eines berühmten Selbstporträts. Doch wer die Zeichnung des flämischen Künstlers Paulus Pontius genauer betrachtet, dürfte bemerken, dass Rubens mit einem hellbraunen linken und einem blauen rechten Auge dargestellt ist.

Dies geht auf ein künstlerisches Missgeschick zurück, wie Experten des Wallraf-Richartz-Museums in Köln herausgefunden haben: Das rechte Auge sei Pontius wohl zunächst zu dunkel geraten, erläuterte Restaurator Thomas Klinke. Um die Stelle aufzuhellen, trug er Weiß auf, doch dadurch wurde das Auge letztlich blau. „Man könnte von einem blauen Auge von Rubens sprechen – was er nie hatte“, sagte Klinke.

Ausstellung gibt Einblicke in die Kunstforschung

Zu sehen ist dieses künstlerische Missgeschick in der neuen Sonderschau Wallraf, die den Titel “Zeichnung im Labor – Papier trägt Kunst”. Die Kabinettsausstellung in der Barockabteilung auf der zweiten Etage läuft noch bis 18. Februar. Gezeigt werden Werke von niederländischen Künstlern im 17. Jahrhundert. Bis zu 500-fach vergrößerte Mikroskopaufnahmen machen dabei winzige Details sichtbar. Zu sehen sind unter anderem Werke von Rubens, Nicolaes Maes und Ferdinand Bol.

Das, was in der Ausstellung jetzt zu erkunden ist, gehört zu einem großangelegten Forschungsprojekt der Kölner Experten am Wallraf. Untersucht werden die Kunstwerke aus der umfangreichen Grafischen Sammlung mit modernster Technik, die den Blick auf das Papier genauso wirft wie auf die Zeichentechnik und die Materialien, die von den Künstlern zum Zeichnen verwendet worden sind.

So bietet das renommierte Haus spektakuläre Einblicke in seine Forschungsmethoden und präsentiert zugleich verblüffende Ergebnisse, die das hauseigene Expertenteam bei der Analyse von knapp 1000 Zeichnungen ans Licht gefördert hat.

Blick auf die Materialien und Werkzeuge mit den Künstler arbeiten. Foto: Eppinger

So können die Forscher zum Beispiel feststellen, ob Rubens oder Rembrandt ein Gemälde wirklich selbst geschaffen haben oder, ob ein Mitglied ihrer Werkstatt diese Aufgabe übernommen hat und dann später vom großen Meister selbst korrigiert oder von ihm zu Korrekturen veranlasst worden ist, wie das wohl beim Selbstporträt von Rubens der Fall war. Anhand der verwendeten Materialien und der Zeichentechnik können die Forscher Zeichnungen auch in ihrer Entstehung zeitlich einordnen oder mithilfe von Sammlerstempeln feststellen, wer das Kunstwerk ursprünglich in seinem Besitz hatte.

Gegenlicht, Streiflicht, Infrarot, ultraviolette Strahlung kommen bei den Untersuchungen zum Einsatz. “Wir sind bei dieser Arbeit ähnliche wie Detektive auf einer Spurensuche unterwegs. Das ist bei uns in der Abteilung für Kunsttechnologie und Restaurierung Alltag. Aktuell erforschen wir die hauseigene Sammlung an niederländischen Zeichnungen des 16. bis 19. Jahrhunderts. Das, was wir jetzt in der Ausstellung zeigen, ist nur ein Zwischenstand des Projektes”, berichtet Klinke.

Das Papier gestaltet ein Kunstwerk mit

Präsentiert wird dort unter anderem, wie die Struktur des Papiers oder des seltenen Pergaments ein Kunstwerk mitgestaltet. Um besondere Effekte zu erzielen, wird Papier auch eingefärbt oder mit Leim vorbehandelt, sodass mit einer späteren Wasserdampfbehandlung Kohlezeichnungen fixiert werden können. Bei der sehr schwierigen Zeichnung mit einem Silberstift sorgt die Grundierung dafür, dass sich die Zeichenstriche mit der Zeit entwickeln und sich die Farbe verändert. Zu sehen ist auch, wie die Farbe die Welt der Zeichner eroberte, und wie Künstler mit der Mischung von verschiedenen Materialien und Techniken besondere Effekte erzielen konnten.

Service: Die Ausstellung „Zeichnung im Labor“ im Wallraf-Richartz-Museum in Köln läuft bis zum 18. Februar. Geöffnet täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat bis 22.00 Uhr. Eintritt acht Euro, ermäßigt 4,50 Euro. Der Katalog mit 73 farbigen Abbildungen kostet zwölf Euro.

www.wallraf.museum