Es war eine Postkarte, die Helmut Goldschmidt Ende 1942 noch aus dem Zug von Köln nach Auschwitz werfen konnte. Der Jugendliche hatte seinen Eltern eine Nachricht geschrieben, die wie er in Konzentrationslager deportiert worden waren.“ Ich glaube nicht, dass wir uns nochmals sehen, aber ich werde versuchen, den Mut nicht zu verlieren“, lautete darauf ein Gruß. Goldschmidt war einer der wenigen Überlebenden, die die Deportation und das KZ überlebt haben. Sein Schicksal wird ab kommenden Donnerstag in der Wanderausstellung „Der Zug der Erinnerung“ in zwei Dampflokwaggons auf Gleis 1 F am Hauptbahnhof dokumentiert sein. Hauptveranstalter in Köln ist das NS-Dokumentationszentrum, unterstützt wird es etwa vom DGB, der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung oder dem Gedenk- und Lernort Jawne.


Foto oben: Helmut Goldschmidt konnte diese Postkarte an seine Eltern im Zug ins KZ in Ausschwitz schreiben und auf der Fahrt dorthin aus dem Fenster werfen.

Zugang für Besucher am Hauptbahnhof einfacher
In den Waggons wird die Geschichte der Deportationen in Europa anhand beispielhafter Biografien deutlich gemacht. Dabei liegt der Fokus auf dem Deutschen Reich. „In Köln wurden etwa 1.000 Kinder deportiert“, weiß Dr. Karola Fings, die die Lebensberichte von Kölner Überlebenden zusammengetragen hat und die auch in den Waggons zu sehen sein werden. „Wenn man aber bedenkt, dass über Köln auch Kinder und Jugendliche aus dem Umland deportiert wurden, waren es weitaus mehr“, so Fings. Dass die Ausstellung am Hauptbahnhof stattfindet, hat für den Leiter des NS-Dokumentationszentrums auch vor allem einen Vorteil: „Auf diese Weise werden auch Menschen angesprochen, die in dem  Moment mit dem Thema eigentlich nichts zu tun haben wollten“, sagt Dr. Werner Jung. So ist der Zugang einfacher.“ Schulklassen erhalten nach vorheriger Anmeldung Führungen.

Sonderausstellungen im Programm
Begleitet wird die Ausstellung von Sonderausstellungen wie „Die Stadt Köln soll bis Ende dieses Jahres als judenfrei erklärt werden“: Anhand von Augenzeugenberichten und Zeugnissen von Überlebenden soll mit der Textcollage verdeutlicht werden, dass die Deportation als wesentliche Vorstufe zum Völkermord nicht im Verborgenen geschah. Stimmen zum Zug der Erinnerung fängt ein Redaktionsteam rund um Joachim Ziefle von der Melanchthon-Akademie auf. Sie werden dann als Hörcollage zu hören sein. Musiker Markus Reinhardt wird am 15. März um 17 Uhr mit seinem Ensemble spielen

Kritik an Deutscher Bahn
Die besondere Rolle, die die Reichsbahn als Organisator und Nutznießer damals innehatte untersucht die Ausstellung „Die Bahn erinnern“, die Kölner Initiativen zusammengestellt haben. Sie wurde bereits im Januar 2007 auf dem Bahnhofsvorplatz gezeigt. Auch jetzt wird die Deutsche Bahn kritisiert: Für Standgebühren und  Trassenführungen der Ausstellungswaggons sind Gebühren zu entrichten. „Aus unserem Haushaltsbudget sind das insgesamt 7.000 Euro für die drei Tage“, berichtete Dr. Werner Jung.

Das Projekt wird von Bürgerinitiativen aus der ganzen Bundesrepublik getragen und ist seit dem November 2007 in deutschen Städten und Gemeinden unterwegs. In jedem Ort werden Biographien ergänzt, so dass die Ausstellung bis zum 8. Mai 2008, dem Tag, an dem der Zug die Gedenkstätte Auschwitz erreichen soll, immer vielfältiger wird. Es soll ein aktives Denkmal entstehen, das den etwa eine Million ermordeten Kindern und Jugendlichen gewidmet ist.

Weitere Informationen zum Kölner Ausstellungsprogramm unter www.ns-dok.de oder unter
http://www.zug-der-erinnerung.de/.

 



Nadin Hüdaverdi für report-k.de/ Kölns Internetzeitung