Die Gründung: Frauen helfen Frauen
Die Geschichte der Bahnhofsmission Köln beginnt Anfang des 19. Jahrhunderts. Im Zuge der Industrialisierung zogen zahlreiche Bürger vom Land in die Stadt. Auf der Suche nach Arbeit kamen auch Frauen und Mädchen nach Köln. Kaum am Hauptbahnhof angekommen, waren sie jedoch dem Mädchenhandel ausgesetzt. Ehefrauen von Kölner Bürgern wollten das verhindern und gründeten eine Hilfsaktion. Sie empfingen die Frauen und Mädchen direkt am Bahnhof und vermittelten sie in preiswerte, seriöse Unterkünfte und sogar an manche Arbeitsstelle. Um leicht erkannt zu werden, entwickelten sie Markenzeichen: Die evangelischen Helferinnen hatten ein rosa Kreuz, Katholische ein gelb-weißes Zeichen. Seit 1910 arbeiten beide gemeinsam. Als Zeichen der Ökumene entstand aus beiden bestehenden Erkennungssymbolen das heutige Markenzeichen der Bahnhofsmission.

Hilfe für jedermann
Was mit der Vermittlung von ankommenden Mädchen und Frauen begann, breitete sich schnell weiter aus. Denn nicht nur das weibliche Geschlecht war bei der Ankunft in Köln auf Hilde angewiesen. Im Ersten Weltkrieg unterstütze die Bahnhofsmission etwa Verwundeten-Transporte und betreute Flüchtlinge. Später half sie Kindern und Jugendlichen, die ihre Eltern verloren hatten, bei der Suche nach einer Arbeit und Unterkunft. Während des NS-Regimes wurden die Bahnhofsmissionen verboten, doch danach organisierte sich die Hilfsinstitution schnell wieder. Seit dem 1960er Jahren ist die Bahnhofsmission nun Anlaufstelle für alle Menschen – mit ganz unterschiedlichen Problemen.

Heute sind die Helfer auf Gleis 1 im Hauptbahnhof Köln stationiert. Dort sind sie die erste Anlaufstelle für jeden, de Hilfe braucht. So unterstützen sie etwa mobilitätseingeschränkte Reisende und alleinreisende Kinder, informiert über Zugverbindungen, Adressen in Köln und bietet Aufenthaltsräume an. Auch wer ein vertrauliches Gespräch sucht, ist bei der Bahnhofsmission richtig. Die Mitarbeiter helfen bei allen Fragen, geeignete Lösungen zu finden und kontaktieren etwa weitere Ansprechpartner, Ämter oder die Polizei. Grundsätzlich hat sich die Bahnhofsmission zum Ziel gesetzt, allen Menschen zu helfen – ob in finanzieller, seelischer oder körperlicher Not. Dabei schenkt die Bahnhofsmission jedoch traditionell Kindern, Mädchen und Frauen ihre besondere Aufmerksamkeit. Im Jahr hilft sie laut eigenen Angaben rund 40.000 Menschen.

Jubiläumsfeier im Hauptbahnhof
Anlässlich des 111-jährigen Jubiläums feierte die Bahnhofsmission Köln heute im „Alten Wartesaal“ im Hauptbahnhof ein großes Fest. Vorab waren die Gäste zu einem gemeinsamen Gebet in der Markthalle des Hauptbahnhofs geladen. An der Feier nahmen unter anderem Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, Peter Kradepohl, Bahnhofsmanager im Hauptbahnhof Köln, und Christian Baron, Vorsitzender der kirchlichen Konferenz der Bahnhofsmissionen Deutschland, teil. Prof. Dr. Bruno W. Nikles erinnerte in einem Filmbeitrag zudem an die lange Geschichte der Hilfsstation. Musikalisch wurde das Programm durch die Band „Grooveganoven“ begleitet.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung