Frankfurt/Berlin | Der Bundesverband Deutscher Banken (BdB) hält an seiner Absicht fest, den in die Kritik geratenen Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen im nächsten Jahr zum Verbandspräsidenten zu machen. BdB-Präsident Andreas Schmitz sagte der „Süddeutschen Zeitung“, Fitschen werde wie vorgesehen sein Nachfolger. Die Frage nach einem Abrücken von diesem Plan stelle sich nicht.

„Fitschen ist der Richtige an der Spitze des Verbandes.“ Von SPD und Gewerkschaften hagelte es hingegen Kritik. „Der Bankenverband muss wissen, von wem er sich wie repräsentieren lassen möchte“, sagte der rheinland-pfälzische Finanzminister Carsten Kühl (SPD) „Handelsblatt-Online“.

„Herr Fitschen muss wissen, was in seiner Situation die angemessene Reaktion ist.“ Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende der SPD in Schleswig-Holstein, Ralf Stegner. „Dass der Chef der Deutschen Bank sich so eben mal beim Hessischen Ministerpräsidenten beschwert, weil die Staatsanwaltschaft ihre Arbeit tut, ohne Herrn Fitschen vorher um Erlaubnis gebeten zu haben, zeigt ein merkwürdiges Rechtsstaatsverständnis“, sagte Stegner „Handelsblatt-Online“. „Vielleicht sollte sein nächstes Ziel eher die Teilname an einem Kurs in Staatsbürgerkunde sein und nicht die Präsidentschaft beim Bankenverband.“

Im Übrigen sei es vor allem im Interesse der Deutschen Bank und ihres Vorstandsvorsitzenden, dass alle in Rede stehenden Vorwürfe „lückenlos“ aufgeklärt würden, sagte Stegner weiter. „Gerade Führungskräfte in der Wirtschaft sollten wissen, dass der Rechtsstaat keine Bahnfahrt mit Waggons 1. und 2. Klasse ist, sondern nach unserer Verfassung jeder vor dem Gesetz gleich ist.“ Finanzminister Kühl sagte, bei den Vorwürfen handele es sich nicht um eine Bagatelle oder einen fehlgegangenen bürokratischen Vorgang.

„Es besteht der Verdacht, dass mit hoher krimineller Energie der Staat um Hunderte Millionen Euro betrogen wurde“, betonte der SPD-Politiker. Es müsse daher auch im Interesse des Wirtschaftsunternehmens Deutsche Bank liegen, hier vollständig aufzuklären. „Ich erwarte jede nur denkbare Unterstützung auch durch den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank“, sagte Kühl.

Fitschen betrachtet Anruf bei Bouffier als Fehler

Jürgen Fitschen betrachtet den Telefonanruf bei Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier wegen der Razzia in dem Geldinstitut inzwischen als Fehler. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, heißt es aus Fitschens Umfeld, er bedauere den Anruf. Der Bankchef hatte sich vergangene Woche bei Bouffier darüber beklagt, dass die Bilder von der Durchsuchungsaktion mit bewaffneten Polizisten verheerend für das Image der Bank seien.

Bouffier hatte erwidert, Umfang und Details der Razzia wegen Umsatzsteuerbetrugs seien Sache der Staatsanwaltschaft. Fitschens Intervention hatte großen Unmut in der Politik ausgelöst.

Autor: dts