Berlin | Bei mehreren deutschen Autobauern sollen Probleme an der Abgasanlage zu umfangreichen Rückrufen führen. Berichte unter Berufung auf Angaben eines Vertreters der Bundesregierung geben rund 630.000 Autos der Hersteller Audi, Porsche, Mercedes, Volkswagen und Opel an. Der Rückruf geschehe freiwillig, heißt es weiter.

Demnach sei eine Änderung der Abschaltvorrichtungen für die Abgasreinigung bei bestimmten Temperaturen erforderlich. Noch am Freitagnachmittag soll dazu eine Pressekonferenz des Bundesverkehrsministeriums stattfinden.

Hofreiter warnt Auto-Industrie vor weiteren Konsequenzen

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter hat die deutsche Automobilindustrie vor weiteren Konsequenzen aus dem Abgasskandal gewarnt, die über die jetzt notwendige Diesel-Rückrufaktion hinausgehen. „Es bestätigt sich, was vielfach vehement abgestritten wurde: Der Skandal betrifft nicht nur den VW-Konzern, sondern die deutsche Automobilbranche insgesamt“, sagte Hofreiter der „Rheinischen Post“ (Samstagausgabe). „Ein Rückruf kann allenfalls der Anfang sein.Misstrauen ist angebracht, wenn der Verkehrsminister das sogenannte Thermofenster für Abschalteinrichtungen großzügig akzeptiert und nur 22 von 53 Modellen zu hohe NOX-Werte bescheinigt“, so der Grünen-Politiker. Es sei „höchste Zeit für den Untersuchungsausschuss im Bundestag“, den Grüne und Linke erzwingen wollen. „Ich erwarte, dass die Bundesregierung jetzt konsequent für Aufklärung und Entschädigung einsteht – für die Menschen, die täglich Stickoxide aus Dieselfahrzeugen einatmen müssen und für die Autokäufer, die über den Tisch gezogen wurden.“

Auto-Aktien ziehen DAX nach unten

Zum Wochenausklang hat der DAX nachgelassen. Zum Xetra-Handelsschluss wurde der Index mit 10.373,49 Punkten berechnet, ein Minus in Höhe von 0,60 Prozent im Vergleich zum Vortagesschluss. Mit Abstand größter Verlierer waren kurz vor Handelsschluss Papiere von Daimler.

Die Aktie verlor rund sechs Prozent. Einerseits fürchten die Anleger, dass Daimler auch Probleme mit seinen Abgaswerten bekommt, andererseits enttäuschte der Quartalsbericht, wonach der Gewinn in den ersten drei Monaten um rund ein Drittel auf 1,4 Milliarden Euro eingebrochen ist. Bei VW hingegen scheint sowohl der Diesel-Skandal als auch der Streit um die Vorstands-Boni und der Jahresabschluss 2015 eingepreist: Die Papiere verloren bis kurz vor Handelsschluss „nur“ etwa 1,5 Prozent.

Auch andere Autotitel wie BMW und Continental waren am Ende der Kursliste zu finden.

Autor: dts