Der Deutzer Bahnhof fotografiert vom Architekturfotografen Jo Fober. Foto: Fober Photography

Köln Michael Kaune und Fotograf Jo Fober blicken auf die Stadt, wie sie heute ist.

Wenn es um das Thema Schönheit und Architektur geht, bekommt Köln sowohl von seinen Einwohnern als auch von seinen Besuchern oft schlechte Noten. Dass dies so nicht immer der Fall ist, zeigen der Kölner Galerist und Kreativunternehmer Michael Kaune und der Architekturfotograf Jo Fober in ihrem Qvest-Bildband „Köln – das Gesicht einer Stadt“ eindrücklich.

„Germany’s most underrated City“ titelte die New York Times über die Stadt am Rhein, die ohne viel Aufsehen zu erregen, zu einem internationalen Geheimtipp geworden ist. „Das liegt in großen Teilen an der besonders offenen und nach Nähe suchenden Mentalität der Kölner, aber sicherlich auch am neuen, aktuellen Stadtbild. Dieses ist vielleicht nicht einfach zu überblicken, aber es garantiert einen außergewöhnlichen, abwechslungsreichen Spannungsbogen urbaner Stadtentwicklung über einen Zeitraum von mehr als 2000 Jahren“, schreibt Kaune als Herausgeber in seinem Vorwort.

Die Bausünden der Nachkriegszeit werden nicht verschwiegen

Dabei verschweigt der Kölner nicht die Bausünden im Köln der Nachkriegszeit, legt aber auch viel Wert auf die positiven Entwicklungen in der Domstadt, wie „die aufwendige Sanierung von nach dem Krieg entstandenen 1950er- und 1960er-Jahre-Repräsentationsbauten, Revitalisierungen von Gebäuden, spannende Nutzungsumwidmungen und Projekte großer internationaler Architekten.“ Und genau das sind die Motive, die Fotograf Jo Fober für den Bildband aufgesucht hat.

„Der Bildband führt uns diese Kölner Baukultur im Zeitfenster Gründerzeit bis Jahrtausendwende an ausgewählten Beispielen vor Augen und leistet so einen Beitrag, damit wir Kölnerinnen und Kölner unsere Architektur mehr zu schätzen lernen“, lobt Stadtkonservator Thomas Werner das neu aufgelegte und aktualisierte Werk.

Der Blick fällt auf Architektur, die überzeugen kann

Zu sehen gibt es das mächtige Funkhaus am Raderberggürtel aus den 80ern genauso wie die drei Kranhäuser, die bis ins Jahr 2010 im Rheinauhafen gebaut worden sind. Imposant erhebt sich die Kuppel des Deutzer Bahnhofs seit 1913 am Ottoplatz, während der Tanzbrunnen mit seiner markanten Dachkonstruktion zur wohl beliebtesten Open-Air-Location am Rhein geworden ist. Revitalisiert wurde nach langem Dornröschenschlaf auch das Park-Café im Rheinpark, das wieder in neuem Glanz seine Gäste empfangen kann.

Besondere Einblicke gewährt das EASA-Gebäude in der ehemaligen Eisenbahndirektion direkt am großen Fluss mit seinem denkmalgeschützten Treppenhaus und der im Volksmund „Seufzerbrücke“ genannten Gebäudeverbindung zur benachbarten Präsidentenvilla, die tatsächlich ein wenig an Venedig am Rhein erinnert. Einen etwas anderen Blick wirft der Fotograf auf den Gürzenich mit seiner modernen Innenarchitektur. In unmittelbare Nähe dazu geht es in den Kölner Untergrund und dem futuristisch wirkenden U-Bahnhof am Heumarkt.

Blick auf das Cover des Bildbandes. Foto: Bachem Verlag/Qvest

Ungewöhnliche Perspektiven finden sich im Bildband beim Funkhaus des WDR am Wallrafpatz mit dem Großen Sendesaal, dem hölzernen Foyer und dem liebevoll gepflegten Paternoster. Der Blick des Fotografen und seiner Kamera fällt zudem auf den Sitzungssaal im IHK-Gebäude, das im Stil der klassischen Nachkriegsarchitektur errichtet worden ist.

Wie alte und neue Elemente verbunden werden können, zeigt das mehrteilige Dominium-Gebäude, in das die historische Fassade von „Haus Jabs“ integriert wurde. Gezeigt wird zudem die Riphahn-Oper am Offenbachplatz, die nach den Jahren als Dauerbaustelle gemeinsam mit dem Schauspielhaus 2024 wieder an den Start gehen soll. Von Wilhelm Riphahn stammt auch der Entwurf für das Gebäude des Kölnischen Kunstvereins „Die Brücke“ und für die Bastei am Rheinufer.

Das Weltstadthaus von Stararchitekt Renzo Piano

Ein Beispiel für moderne Architektur, die von international renommierten Architekten geschaffen wurde, ist das Weltstadthaus von Renzo Piano an der Schildergasse. Zu den ungewöhnlichen Gebäudeensembles zählt sich der Römerturm mit dem direkt angrenzenden Dombaumeister-Haus im Stil der Neorenaissance an der Zeughausstraße. Wie aus einem alten neugotischen Stadtarchiv aus dem Jahr 1897 ganz behutsam eine moderne Luxusherberge mit historischem Charme wurde, wird beim Qvest-Hotel deutlich. Direkt nebenan findet sich das umfassend sanierte und revitalisierte Gerling-Quartier, das als eines der größten deutschen Baudenkmäler gilt.

Wie sich ein ziemlich in die Jahre gekommener Veranstaltungsort in einen prächtigen Glaspalast verwandelt, erfährt der Betrachter bei der Kölner Flora im Botanischen Garten mit ihrem großen Ballsaal. Aktuell entstehen dort auch die neuen Schaugewächshäuser.

Wer mit offenen Augen durch Köln läuft, kann dort an Orten wie der Spichernstraße die prächtigen neugotischen Häuserbestände mit ihren reichen Zierbeständen entdecken. Und wer bei einem Stadtspaziergang auch einmal noch oben schaut, entdeckt über dem beliebten Café Central das futuristische Dachgeschoss des Chelsea Hotels.

Michael Kaune (Hg.): Qvest Bildband Architektur: Köln – das Gesicht einer Stadt, Bachem-Verlag, 146 Seiten, 29.95 Euro