Köln | „Birlikte“ das Kunst- und Kulturfest in der Keupstraße, der Schanzenstraße und auf dem Carlswerkgelände in Köln-Müheim geht in die dritte Runde. Am Sonntag, 5. Juni, versammelt „Birlikte“ wieder einen ganzen Sonntag lang über 400 lokale und überregionale Künstler auf rund 30 Bühnen: Musik, Theater, Tanz, Literatur auf Open-Air Bühnen. Das Zusammenreden beginnt bereits in der Woche zuvor: Überall in der Stadt laden Institutionen und Initiativen die Kölner ein, sich gemeinsam mit Künstlern, Wissenschaftlern, Denkern und Vertretern der Stadtgesellschaft Gedanken darüber zu machen, wie wir in Zukunft leben wollen. Erstmals präsentiert sich auch die „Kölner Elf“ mit dem Programm der Kölner Bürgerzentren im Rahmen von „Birlikte“.

Das Aktionsbündnis „Birlikte“ besteht aus der Stadt Köln, der IG Keupstraße, dem Schauspiel Köln, der AG Arsch huh und zahlreichen weiteren Kölner und bundesweiten Akteuren. Erstmals präsentiert sich auch die „Kölner Elf“ mit dem Programm der Kölner Bürgerzentren im Rahmen von „Birlikte“. „Birlikte ist eine Antwort und ein Gegenaufruf der Zivilgesellschaft gegen die Rechten Gewalt.“, so Henriette Reker, Oberbürgermeisterin der Stadt Köln.

Im Juni 2014, auf den Tag genau zehn Jahre nach dem NSU-Nagelbombenanschlag in der Keupstraße, feierten über 500 Künstler und rund 70.000 Besucher unter dem Motto „Birlikte – Zusammenstehen“ gemeinsam mit den Anwohnern und Geschäftsleuten der Keuptstraße ein gigantisches Fest – als Zeichen gegen rechte Gewalt und für eine offene und vielfältige Stadtgesellschaft. „Es ist ein Akt der Solidarität und des Mitgefühls. Gemeinsam hat man eine Klimaverbesserung erzielen können. Durch den ständigen Kulturaustausch hat sich die Stadt geöffnet und das nationen-, generations-, und stilübergreifend“, so Hermann Rheindorf, AG Arsch huh, Zäng Ussenander e.V.. Aus „Zusammenstehen“ wurde im Jahr 2015 „Zusammenleben“, denn „Birlikte“ sei immer beides: Kunst, Kultur und Feiern sowie Forum und Diskussion. „Birlikte hat Mühlheims Image verändert. Hier leben Menschen auf verschiedenen Kulturen zusammen und das bewegt was“, so Norbert Fuchs, Bezirksbürgermeister des Stadtbezirks Mühlheim. Wie wolle man in Zeiten von Migration und Veränderung, aber auch von Intoleranz und Fremdenhass, von religiösem und nationalistischem Terror jedweder Couleur ein Zusammenleben gestalten? Eine Frage die immer wieder neu verhandelt werden müsse, so das „Birlikte“ Bündnis. Nicht nur ideologische Parolen oder gewalttätige Übergriffe, sondern im ständigen Dialog aller, die in der Stadtgesellschaft leben. 2016 heiße es deshalb „Birlikte – Zusammenreden“. „Es hat sich wahnsinnig viel verändert bei den Menschen. Die Kommunikation war bereits das erste Mal in unserer Veranstaltung vorhanden. Sprechen ist das wichtigste. Es baut Vertrauen auf und das wiederum hat etwas zum Rollen gebracht“, so Meral Sahin, Vorsitzende der IG Keupstraße.

„Birlikte – Zusammenreden“: Dialogwoche

Das Zusammenreden beginnt bereits in der Woche davor. Überall in der Stadt laden Institutionen und Initiativen die Kölner in der „Birlikte-Dialogwoche“ Abend für Abend ein, sich gemeinsam mit Künstlern, Wissenschaftlern, Denkern und Vertretern der Stadtgesellschaft Gedanken darüber zu machen, wie wir in Zukunft leben wollen. Dabei gehe es nicht darum, anderen beim Reden zuzuschauen, sondern sich selber einzumischen, so Sahin. Denn die Auseinandersetzung darüber, in welcher Gesellschaft wir leben wollen, sei wichtiger denn je. „Wir haben Menschen aus allen Generationen und Nationen bei uns, deshalb war es selbstverständlich das wir solch ein Projekt unterstützten“, so Werner Spinner, Präsident des 1. FC Köln.

Das Bündnis

„Birlikte“ das heißt „Gemeinsam, Zusammenstehen“. Ein türkisches Wort, eine Entsprechung im Deutschen, eine türkisch-deutsche Verbindung, die symbolisch für sprachliche und kulturelle Erweiterung stehe. „Birlikte“ werde getragen von den Institutionen und den Künstlern der Stadt und der Region. Alle Künstler sollen dabei ohne Gage auftreten.

Autor: Irem Barlin
Foto: von links nach rechts: Hermann Rheindorf, Henriette Reker, Norbert Fuchs, Meral Sahin und Stefan Bachmann