Köln | LIVETICKER beendet | Der Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Düsseldorf führte am Mittwochnachmittag, 23. Juli 2014 erfolgreich die Entschärfung einer 10-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg auf dem Gelände der Sozial-Betriebe Köln (SBK) in Köln-Riehl durch. Zuvor musste in einem Umkreis von etwa 400 Metern evakuiert werden. Rund 7.800 Menschen waren nach offiziellen Angaben davon betroffen, darunter 1.300 SBK-Bewohner. Finden Sie hier den report-k Liveticker zum Nachlesen der Geschehnisse.

[infobox]Die wichtigsten Infos im Überblick:

Evakuierungen liefen ab 9 Uhr
Straßensperrungen wurden ab 14:30 Uhr vorgenommen
Betrieb KVB-Linien 13 und 18 zwischen Boltensternstraße und Wiener Platz ab 15:00 Uhr eingestellt
SBK-Gelände seit 14:30 Uhr geräumt
Anlaufstelle Bewohner Riehler Heimstätten: Staatenhaus in Deutz
Anlaufstelle evakuierte Anwohner: Grundschule Esenbeckstraße in Riehl
Entschärfung: 23.07.2014, 15:52 bis 16:34 Uhr
7.800 Menschen waren von der Evakuierung betroffen

Vor welche besonderen Herausforderungen die 10-Zentner-Bombe mit zwei Zündvorrichtungen das Team um Entschärfer Wolfgang Wolf und sein Team stellte, erfahren Sie in den beiden Video-Beitragen am Ende des Artikels:

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Bombe an der Mülheimer Brücke: So lief die Evakuierung vor wenigen Tagen >
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Der Evakuierungsbereich (Stadt Köln)

In nördlicher Richtung bis einschließlich zur Kleingartenanlage; in westliche Richtung über die Boltensternstraße hinaus bis zur Stammhei-mer Straße (östliche Straßenseite), einschließlich Pionierstraße und Hittorfstraße, sowie Teilbereiche des Kölner Zoos; in südliche Richtung bis zur Straße „An der Schanz“ und ein Teilstück der „Riehler Straße“ einschließlich des Axa-Hochhauses und der Jugend-herberge bis hinunter zu den Rheinwiesen; in östliche Richtung ebenfalls bis einschließlich zu den Rheinwiesen in Höhe der Mülheimer Brücke. Für Fußgänger und Radfahrer wird zudem der südliche Weg über die Mülheimer Brücke gesperrt.

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LIVETICKER ist beendet

21.30 Uhr > Alle Bewohnerinnen und Bewohner sind in den Riehler Heimstätten zurück.

Hilfsorganisationen und Feuerwehr haben ihren Einsatz im Zusammenhang mit der Fliegerbombenentschärfung beendet. Alle Bewohnerinnen und Bewohner wurden zu den Riehler Heimstätten der Sozial-Betriebe Köln zurück gebracht. Auch die pflegebedürftigen aus der Umgebung konnten inzwischen in ihre Wohnungen zurück gebracht werden. Insgesamt mussten rund 600 Personen von Feuerwehr und Rettungsdienst transportiert werden.

16:38 Uhr > Die Feuerwehr der Stadt Köln meldet: Die Bombe ist entschärft.

Die Entschärfung erfolgte laut Meldung der Stadt Köln um 16.34 Uhr. Danach konnten alle Sperrungen und Beschränkungen aufgehoben werden. Die Hilfsorganisationen sind nun dabei,  Bewohnerinnen und Bewohner der Sozialbetriebe Köln vom Staatenhaus in Köln-Deutz zurück nach Köln-Riehl zu bringen. Die Personentransporte werden, so die Stadt, voraussichtlich erst am späten Abend abgeschlossen sein.

15:52 Uhr > Entschärfung hat begonnen

Die Entschärfung einer Bombe mit Aufschlagzünder nimmt normalerweise 25 bis 30 Minuten in Anspruch, so die Stadt. Heute könne die Entschärfung mehr Zeit in Anspruch nehmen, da die Bombe über zwei Aufschlagzünder verfügt und bereits beschädigt ist.

15:47 Uhr > Hier liegt die Bombe:

In der Bildmitte, verdeckt von einer Palette liegt die Bombe in einer Grube.

14:53 Uhr > Die Stadt Köln hat soeben mitgeteilt, dass das Gelände der Riehler Heimstätten (SBK) bereits komplett geräumt sei. Daher wurde begonnen die Hauptverkehrsachsen zu sperren. Mit einem Helikopter werde geprüft ob das Gebiet frei geräumt sei. Der Zeitpunkt, wann die Bombe entschärft wird, steht noch nicht fest.

12:42 Uhr > Die Pressekonferenz zur Evakuierung aufgrund des Bombenfundes ist soeben beendet:

Laut Dagmar Dahmen, stellvertretende Leiterin des Ordnungsamts Köln, umfasst die Evakuierungsfläche rund 116 Fußballfeld, 7.800 Personen sind zu evakuieren, davon, wie in der vergangenen Woche, 1.300 SBK-Bewohner, die 2.000 Bewohner des AXA-Hochhauses sowie die Gäste einer großen Jugendherberge. Gegen 15.00 Uhr sollen die Evakuierungen abgeschlossen sein, so die erste grobe Prognose.

Johannes Feyrer, Kommandant der Berufsfeuerwehr Köln, sind 130 Fahrzeuge der Feuerwehr und  der Hilfsorganisationen von Rotem Kreuz, ASB und weiteren Rettungsdiensten aus Köln und den umliegenden Kreisen innerhalb des Regierungbezirks Köln im Einsatz.  Die größte zentrale Anlaufstelle befindet sich wie bei der letzten Evakuierung im rechtsrheinischen Staatenhaus.

Von den 1.300 SBK-Bewohnern leben 600 Personen in eigenen Wohnungen, sind jedoch teilweise stark gehbehindert. Hinzu kommen rund 300 Personen in stationärer Pflege, teilweise zwangsbeatmet. Rund 40 Bewohner sind mit multiresistenten Keimen infiziert. Die restlichen Bewohner seien zum teil „multimorbid“, so Otto Ludorff, Leiter der SBK. 200 Liegendtransporte aus den SBK sind auf fünf Kölner Krankenhäuser zu verteilen. Die Evakuierung verlaufe sehr eingespielt, jedoch aufgrund der wenige Tage zurückliegenden letzten Evakuierung stecke vielen Mitarbeitern diese noch in den Knochen. Es habe aber seitens seiner Mitarbeiter keinerlei Kritik an der erneuten Extremsituation gegeben.

Jörg Breetzmann, vom Ordnungsdienst der Stadt Köln, koordiniert die Evakuierung, die erste Runde seiner Mitarbeiter sei abgeschlossen, es folgen zwei weitere. Aufgrund der Lage er Bombe bleibe der Schiffverkehr während der Entschärfung unbetroffen, so Breetzmann. Auch die Mülheimer Brücke sei von einer Sperrung nicht betroffen. Die Hauptverkehrsachse An der Schanz //Riehler Straße / Boltensternstraße ist derzeit noch befahrbar, sie soll zeitnah zur Entschärfung für den Verkehr gesperrt werden. Gegen 15:00 Uhr will man für die Entschärfung alle Vorbereitungen getroffen haben, die Entschärfung dürfte jedoch länger dauern, da es sich um eine komplizierte Zündvorrichtung handle.

Es sei unmöglich detektorisch Bomben an der jetzigen Baustelle zu finden, so Ludorff, aufgrund der Untergrundzusammensetzung, das viel Bauschutt, Metall und Eisenträger enthalte. Auch mit Luftbildauswertung könne man hier nicht arbeiten. Das Gelände werde durch Baggerfahrer vorsichtig abgeschürft, auch teilweise in Begleitung des Kampfmittelräumdienstes. Von insgesamt fünf Baufeldern seien dreieinhalb fertig durchkämmt. Eine gleichzeitige Sondierung der restlichen Baufelder parallel zur Bombenentschärfung sei nicht praktiabel, so Ludorff. Es habe diesbezüglich Überlegungen gegeben, auch um eine erneute Evakuierung zu vermeiden.

12:09 Uhr > Die Feuerwehr korrigierte die Zahl der Menschen, die evakuiert werden müssen nach oben. Die Stadt geht jetzt davon aus, dass 7.800 Personen ihr Zuhause verlassen müssen. Gestern belief sich die Schätzung auf 6.500.

12:05 Uhr > Erste Straßensperrungen sind eingerichtet

Die verkehrliche Situation im und rund um das Sperrgebiet:

Straßensperrungen ab 9 Uhr
– Stammheimer Straße in Richtung Norden zwischen Riehler Gürtel und Boltensternstraße. Die Straße Riehler Tal kann aus Richtung Barbarastraße nur bis zur Garthestraße befahren werden.

– Der Fuß- und Radweg nördlich der Mülheimer Brücke zwischen Boltensternstraße und Kuhweg.

– Der Fuß- und Radweg Niederländer Ufer ab südlicher Seite der Mülheimer Brücke bis zur Gabelung An der Schanz/Niederländer Ufer.

– Geh- und Radweg auf der Mülheimer Brücke südliche Seite. Der Geh- und Rad auf der Mülheimer Brücke nördliche Seite bleibt offen.
Geöffnet bleiben bis etwa eine Stunde vor der Bombenentschärfung

– Die Boltensternstraße zwischen Riehler Straße/An der Schanz und Barbarastraße in beiden Richtungen. Danach Sperrung in diesem Bereich.

– Das Niederländer Ufer, An der Schanz und Riehler Straße in beiden Richtungen. Danach Sperrung auch dort.

Mülheimer Brücke bleibt in beide Richtungen befahrbar
Die Mülheimer Brücke bleibt für den Autoverkehr auch während der Entschärfung durch-gehend befahrbar. Wenn die Straßen Riehler Straße, An der Schanz und Boltensternstraße gesperrt werden, bleiben die Zu- und Abfahrten der Mülheimer Brücke über den Niehler Gürtel weiterhin möglich.

8:05 Uhr > Die Evakuierung der Bewohner der Riehler Heimstätten beginnt um 9:30 Uhr, das teilte die dafür verantwortliche Kölner Feuerwehr heute Morgen mit. Für den Transport der Patienten setzt die Feuerwehr Köln zusätzliche Fahrzeuge der Hilfsorganisationen ASB, Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter-Unfall-Hilfe sowie Malteser Hilfsdienst ein. Zusätzlich sind die Löschgruppen der Freiwilligen Feuerwehr alarmiert. Diese werden zum Patiententransport mit Ihren Mannschaftstransportfahrzeugen und für die Fernmeldestruktur eingesetzt. Neben den Kölner Einsatzkräften sind Einsatzkräfte aus dem Umland angefordert. Aus der Stadt Aachen, der Städteregion Aachen, den Kreisen Düren, Rhein-Erft, Rhein-Sieg, Heinsberg und Euskirchen wurden sogenannte Patiententransportzüge entsandt. Diese bestehen aus 8 Rettungs- bzw. Krankenwagen. Alle Einsatzkräfte werden zurzeit auf den Feuerwachen Chorweiler und Ostheim gesammelt.
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Die Vorbereitungen zur Evakuierung und Vorabmeldungen der Stadt

Die verkehrliche Situation

Die Mülheimer Brücke bleibt für den Verkehr auch während der Entschärfung der Bombe befahrbar. Etwa ein bis zwei Stunden vor der Bombenentschärfung werden die umliegenden Hauptverkehrsstraßen „An der Schanz“ und „Boltensternstraße“ für den Verkehr gesperrt. Insofern ist dann die Riehler Zufahrt zur Mülheimer Brücke über die Straße „An der Schanz“ nicht mehr möglich. Die Mülheimer Brücke kann allerdings wei-terhin vom Niehler Gürtel aus erreicht werden.

Der Verkehr aus Mülheim kann die Mülheimer Brücke weiter benutzen, wird linksrheinisch jedoch über den Niehler Gürtel zur Boltensternstraße geleitet. Von dort aus ist eine Weiterfahrt nach rechts in die Boltensternstaße stadtauswärts oder nach links mit Weiterfahrt durch die Barbarastraße in Richtung Amsterdamer Straße möglich.

Die Rheinschifffahrt ist nicht von der Sperrung betroffen.

Warum wurde nicht vor wenigen Tagen nach einer Bombe gesucht?

Erst vor wenigen Tagen mussten die Riehler Heimstätten schon einmal wegen einer Bombe an der Mülheimer Brücke mit immensem Aufwand geräumt werden. Diese Internetzeitung berichtete. Die Stadt Köln und die Sozialbetriebe Köln sollten erläutern, warum man nicht den Tag der letzten Evakuierung genutzt hat, die ja sicherlich schon bekannten und geplanten Baustellen auf dem Gelände der Riehler Heimstätten auf Bomben zu untersuchen.

Hätte man die heutige Evakuierung nicht vermeiden können, indem man die Baufelder der SBK während der letzten Evakuierung sondiert hätte? Laut Otto Ludorff, SBK-Leiter sei dies nicht möglich gewesen. Bei der Bombe handle es sich um einen reinen Zufallsfund, die Lage unterhalb eines Baumes sei auch durch Luftbildauswertumg nicht zu entdecken gewesen.

Wie sieht es mit dem restlichen, noch nicht sondierten Baufeld aus, wird es jetzt vollständig untersucht? Auch das ist laut Ludorff nicht möglich, dafür sei das Feld zu groß, alle paar Meter stoße man auf Metall in dem Untergrund, der teilsweise aus mehreren Metern Bauschutt bestehe. Deshalb werde der Untergrund sukzessive mit Baggern Schicht für Schicht abgetragen.

Auch eine großflächige Sondierung des Areals mit Detektoren um die SBK sei nicht möglich, so Herribert Büth vom Ordnungsamt der Stadt Köln. Dafür sei zu viel Metall aus Kriegsschutt im Boden, der ständig Fehlalarm auslöse.

Vor welche besonderen Herausforderungen die 10-Zentner-Bombe mit zwei Zündvorrichtungen das Team um Entschärfer Wolfgang Wolf und sein Team stellt, erfahren Sie in den beiden folgenden Video-Beitragen:

Autor: dd, ag
Foto: Hat die Bombe entschärft: Wolfgang Wolf, erfahrener Spezialist vom Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Düsseldorf. Im Hintergrund: die Fundstelle der Bombe auf dem Gelände der SBK in Köln-Riehl.