Berlin | aktualisiert | Altkanzler Helmut Kohl ist tot. Einen entsprechenden Bericht der „Bild“-Zeitung bestätigte die CDU am Freitagabend. Kohl war von 1982 bis 1998 deutscher Bundeskanzler.

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Stadt Köln legt Kondolenzbuch für Helmut Kohl aus

Die Stadt Köln wird ab Montag, 19. Juni 2017, 10 Uhr, im Rathaus, Spanischer Bau für den heute verstorbenen Altbundeskanzler Helmut Kohl ein Kondolenzbuch auslegen.

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Er galt aufgrund der Mitgestaltung der Wiedervereinigung als „Kanzler der Einheit“. Umstritten war er unter anderem wegen der CDU-Spendenaffäre, nach deren Bekanntwerden er den Ehrenvorsitz seiner Partei verlor. Kohls Tod sorgte parteiübergreifend für Bestürzung.

„Ein geachteter Staatsmann und überzeugter Europäer“ –  Oberbürgermeisterin Henriette Reker zum Tod von Altbundeskanzler Helmut Kohl

Mit großer Betroffenheit hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker auf die Nachricht vom Tod von Altbundeskanzler Helmut Kohl reagiert: „Helmut Kohl war mit einer Amtszeit von sechzehn Jahren nicht nur der am längsten regierende Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, sondern eine beeindruckende Persönlichkeit, ein international geachteter Staatsmann und ein überzeugter Europäer.

Er hat sich das Verdienst erworben, der Kanzler der deutschen Wiedervereinigung zu sein. Er hat den langen und mühsamen Weg vollendet, den die Bundeskanzler seit Konrad Adenauer Schritt für Schritt vorbereitet haben. Damit hat er die Hoffnung der Deutschen von der Überwindung der Teilung Wirklichkeit werden lassen.
Helmut Kohl ist es gelungen, nicht nur die wichtigen Staatenlenker in Ost und West für die Wiedervereinigung Deutschlands zu gewinnen, sondern er hat auch die Menschen in West- und Ostdeutschland für das Zusammenleben in einem geeinten Deutschland begeistert. Dabei hat er wie kaum ein anderer die Chancen dieser Minute der Weltgeschichte erkannt und ergriffen.

Auch wenn sein späteres politisches Wirken durch Konflikte und die Spendenaffäre überschattet wurde, zählen der von ihm wesentlich gestaltete Prozess der deutschen Wiedervereinigung und das Zusammenwachsen Europas zu seinen unvergesslichen Leistungen. Wir verneigen uns vor einem großen Staatsmann und Politiker.“

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Stimmen aus der Politik und Gesellschaft

„Er war ein großer Staatsmann, ein großer deutscher Politiker und vor allem ein großer Europäer, der sehr viel dafür getan hat, dass nicht nur die Deutsche Einheit gekommen ist, sondern auch dass Europa zusammengewachsen ist“, erklärte Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) am Freitag. „Das ist sein großes Vermächtnis. So wird er uns in Erinnerung bleiben“, so der Bundesaußenminister weiter.

„Es ist ein wirklich großer Deutscher gestorben.“ Der Grünen-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl, Cem Özdemir, erklärte auf dem Parteitag seiner Partei in Berlin: „Ein großer Europäer ist von uns gegangen.“ FDP-Chef Christian Lindner würdigte Kohl als leidenschaftlichen Europäer. „Er hat eine Generation politisch geprägt. Wir verneigen uns vor ihm“, twitterte Lindner. Auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zeigte sich bestürzt. „Ich bin in großer Trauer über den Tod von Helmut Kohl, meinem engen Freund. Er hat mich auf allen europäischen Wegen geleitet und begleite“, schrieb er auf Twitter. „In Gedenken an Helmut Kohl habe ich die Europaflaggen vor den europäischen Institutionen auf Halbmast setzen lassen.“

Armin Laschet zum Tode von Bundeskanzler Helmut Kohl: „Mit Helmut Kohl geht einer der ganz Großen in der Geschichte Deutschlands, Europas und der Welt. Sein politisches Lebenswerk ist gigantisch. Er hat Deutschland wieder vereint, tief in der europäischen Integration verankert und in der Weltpolitik eine Stimme gegeben. Ohne Helmut Kohl, den Ehrenbürger Europas, wären die Europäische Union mit offenen Grenzen, der große Binnenmarkt und die gemeinsame Währung Euro nicht möglich gewesen. Bis zuletzt war ihm die Einigung Europas ein Herzensanliegen. So habe ich es auch bei unserer letzten Begegnung in seinem Haus in Ludwigshafen erlebt. Wer Kohl zuhörte, wusste um den Schatz Europa.“

Zum Tod des Bundeskanzlers a. D. Helmut Kohl kondoliert der SPD-Vorsitzende Martin Schulz der Witwe mit einem Schreiben. Die SPD hat Medien Auszüge zur Verfügung gestellt: „Mit Helmut Kohl haben wir einen großen Europäer verloren. Helmut Kohl hat historische Weichen für Deutschland und Europa gestellt und sich Verdienste erworben, die Bestand haben und nicht vergessen werden. Sechzehn Jahre war Helmut Kohl Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Während seiner Kanzlerschaft ist es ihm gelungen, die Union zur Zustimmung zu den Ostverträgen zu bewegen. Er führte die Entspannungspolitik fort und übte unbedingte Loyalität gegenüber den Vereinigten Staaten. Die Freundschaft mit Frankreich war ihm, als von Jugend an überzeugtem Europäer, dabei das Fundament. Im Deutschen Bundestag hatte Helmut Kohl gesagt „Wer die Vergangenheit nicht kennt, versteht die Gegenwart nicht und kann die Zukunft nicht gestalten.“ Seine Lehre aus dem Krieg war die einer tief empfundenen Friedenssehnsucht und der Erkenntnis, dass man den Frieden in Europa und der Welt nur gemeinsam sichern kann. Kohls Vision von einem europäischen Deutschland, die diesen großen Staatsmann bei der Wiedervereinigung genauso leitete wie beim Vertrag von Maastricht, ist ein Vermächtnis an die deutsche Nation und an ganz Europa.“

Ministerpräsident Stanislaw Tillich zum Tode von Bundeskanzler a.D. Helmut Kohl: „Der Tod Helmut Kohls erfüllt mich mit großer Trauer. Die Menschen in Sachsen, ja ich ganz persönlich haben ihm, seinem politischen, historischen Wirken so viel zu verdanken. Seine Rede in Dresden 1989, wo er zu den Menschen, die zuvor so entschlossen auf die Straßen gingen, sprach, hat uns allen Mut gemacht, Hoffnung gegeben, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Diesen Weg ist er konsequent gegangen: Zur Einheit unseres Vaterlandes, zum Aufbau der neuen Länder und zur Vereinigung Europas. Heute leben wir in blühenden Landschaften, teilen Frieden und Freiheit mit unseren Freunden in Osteuropa und sind ein starker Partner in der Welt. Das ist das Erbe Helmut Kohls, dem wir verpflichtet sind. Das sind seine Leistungen, für die wir dankbar sind. Helmut Kohl hat viele Menschen begeistert, er hat Großes vollbracht – so behalten wir ihn Erinnerung, so bleibt er Vorbild für künftige Generationen.

Merkel würdigt Kohl als „Glücksfall für uns Deutsche“

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl als „Glücksfall für uns Deutsche“ gewürdigt. Kohl sei ein großer Deutscher und ein großer Europäer gewesen, sagte sie am Freitagabend am Rande eines Besuchs in Rom. Sie denke mit „großem Respekt und großer Dankbarkeit“ an sein Leben. Merkel hob vor allem Kohls Rolle bei der deutschen Wiedervereinigung und bei der Einigung Europas hervor. Der ehemalige Bundeskanzler habe sich „um beides wie kaum ein anderer verdient gemacht“. Auch ihr eigenes Leben habe der „Kanzler der Einheit“ entscheidend geprägt. „Ich bin ganz persönlich dankbar dafür, dass es ihn gegeben hat“, so Merkel. „Ich verneige mich vor seinem Angedenken.“

Autor: dts, ag | Foto: 360b / Shutterstock.com