Köln | Die Parade also die Demonstration zum Cologne Pride 2013 war bunt, vielfältig, laut und lockte 900.000 Menschen in die Kölner Innenstadt. Zwischenzeitlich legte die Parade auch einen etwas längeren Zwischenstopp ein. Adoptionsrecht und Ehe statt Lebenspartnerschaft oder keine Fußball-WM in homophoben Staaten, sind nur ein kleiner Ausschnitt der politischen Forderungen aus der Parade. Die Politik war reichhaltig vertreten und auf der Bühne am Heumarkt spürte man deutlich, dass in diesem Jahr Bundestagswahlen sind. Claudia Roth, Grüne, im extravaganten Dirndl gewandet, begrüßte die Anwesenden mit „Liebe schrille Mehrheit“.

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Das Motto des Cologne Pride 2013 war „Wir sind. So oder so.“ und 86 Gruppen und 113 Wagen und Fußgruppen haben nach der zweiten Anmeldung teilgenommen. Zweite Anmeldung, weil sich die als rechtsextrem geltende Bürgerbewegung „Pro Köln“ angemeldet hatte. Die Teilnahme wurde von allen im Kölner Lesben- und Schwulentag organisierten Vereinen und Vereinigungen abgelehnt. Auch heute machten alle Politiker und der Klust noch einmal deutlich dass eine Teilnahme von Gruppen mit rassistischen oder islamophoben Ansichten nicht erwünscht ist. Dafür gab es von allen Teilnehmer der politischen Kundgebung am Kölner Heumarkt nicht nur viel, sondern lang anhaltenden Applaus.

Für eine Premiere sorgten die „Schwuhplattler“ die einzige schwule Schuhplattlergruppe aus dem oberbayrischen Garmisch. Die hatten sogar einen kleinen Wagen dabei, einen Mann mit einer Quetsch (=Schifferklavier) und stramme Wadeln. Wenn die Jungs tanzten, dann fühlten sich nicht wenige Kölsche animiert dem gleichzutun. Besonders gelungen auch die in den letzten Jahren stetig anwachsende Fußballtruppe, die beharrlich auf dem Outing eines Bundesligafußballers beharrt und eine Vergabe der Weltmeisterschaften in homophobe Länder kritisiert, aber auch die Kartenplattform „Viagogo“. Der LSVD fordert die Aufnahme des Satzes „Niemand darf wegen seiner sexuellen Identität benachteiligt werden“ in den Paragraf 3 des Grundgesetzes. Eine Forderung, die auch Matthias W. Birkwald von der Linken später auf der Bühne am Heumarkt stellte.

Elfi Scho-Antwerpes sprach von 900.000 Besuchern und Teilnehmern beim CSD 2013 und damit von einem neuen Rekord. Menschen die eine lustvolle und friedliche Demonstration feierten. Wie auch Andrea Nahles, Claudia Roth oder auch Matthias Birkwald forderte die Kölner SPD-Politikerin eine vollständige Gleichstellung. Es gäbe keine Liebe erster und zweiter Klasse. Andreas Kossiski, der zwar auch Mitglied des Landtages für die SPD und Vorsitzender des DGB Region Köln ist, sprach für das Bündnis „Köln stellt sich quer“ und dem Klust ein großes Kompliment aus, dass dieser mit viel Kreativität die Parade gerettet habe. Kossiski mahnte an, dass ab Montag allerdings der Kampf gegen Rechts weitergehe und man am gemeinsamen Ziel die „braune Pest 2014 aus dem Rathaus zu vertreiben“ arbeiten müsse. Dies müsse aber mit kreativen, friedlichen und demokratischen Mitteln geschen und daher brauche man jeden der daran mithelfen möchte.

Matthias Birkwald von der Linken forderte neben dem vollen Selbstbestimmungsrecht für Transsexuelle auch Entschädigungen für alle die, die durch den § 175 verfolgt und und verurteilt wurden. Birkwald benutzte drastische Worte und nannte es einen „Schandfleck für die Demokratie“. Zudem sollten die Urteile von damals aufgehoben werden. Marcel Grathwohl, von der Jungen Union hatte es schwer zu den Menschen durchzudringen, die ihn massiv auspfiffen und ausbuhten. Er warb für Verständnis, dass eine große Volkspartei wie die CDU langsamer reagiere und verwies auf die große Gruppe Menschen die heute von der CDU am CSD in Köln teilgenommen haben. Michael Rauch von der FDP erachtet neben den politischen Forderungen es auch für wichtig die Botschaften auch in die Köpfe der Menschen zu bringen. Andrea Nahles, SPD, verdeutlichte noch einmal, dass nicht die schwarz-gelbe Bundesregierung regiere, sondern das Verfassungsgericht und dass es 100 Prozent Gleichstellung nur mit einer starken SPD und Rot-Grün geben werde. Zudem müsse es auch Priorität in der deutschen Außenpolitk werden, gegen die Kriminalisierung von Homosexuellen etwa in Russland nicht nur klare Worte zu finden, sondern diese auch Konsequenzen haben müsse.

Claudia Roth, Schlussrednerinn begeisterte nicht nur in ihrem schicken Dirndl, sondern auch mit ihrer emotionalen Art zu sprechen. Einer aus dem Publikum rief ihr zu er liebe sie. Roth zeigte sich begeistert über den großen CSD in Istanbul und erinnerte an die Demokratiebewegungen in der Türkei, die Erfolge jetzt in Frankreich und den USA. Sie forderte von der Bundesregierung keine Panzer an Saudi Arabien oder Quatar zu liefern, bevor dort nicht die Menschenrechte gelten. Roth lobte, dass Köln Islamophobie und Rassismus die rote Karte gezeigt habe. Der katholischen Kirche rief sie im Schatten des Domes zu, zu handeln wie Franz von Assisi vorgeschlagen habe: „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ und keine Angst mehr vor einer Schwulenlobby im Vatikan zu haben, sondern endlich eine Frauenquote einzuführen. Und auch für ihren Vorschlag, dass Fußballmänner es den Fußballfrauen gleich tun und sich endlich outen sollten, denn dann würden sie noch besser Fußball spielen, erhielt viel Applaus.

Autor: Andi Goral
Foto: Zu Beginn der Parade lief eine Gruppe junger Männer, die das Thema der verhinderten Teilnahme der als rechtsextrem geltenden Bürgerbewegung „Pro Köln“ visualisierte und die Diskussion in der Community.