Einsingen in die Session
Begrüßt wurden die Gäste des Kölner Gürzenich heute Abend von den Rheinveilchen, die die Proklamationsorden verteilten. Festkomitee-Präsident Markus Ritterbach führte heute durch den Abend. Die ersten Gäste auf der Bühne waren Familie Odenthal und die Fründe der Schule Zugweg mit dem Nestor des Festkomitees, Hans Bauhoff. Sie stimmten die jecke Gemeinde auf das wichtigste Event im Kölner Karneval mit dem Lied „Musik us em Vringsveedel“ ein. Unterstützt von den Vorsängern stimmte anschließend fast der gesamte Saal in die Titel „Och dann freut sich de Mama“, „Kinddeuffess unger Krahnebäume“ und – passend zum Sessionsmotto – „Kölsche Mädcher künne bütze“ ein.

Einzug des noch designierten Dreigestirns wird zum Triumphzug
Gegen 20 Uhr war es dann endlich so weit: Das noch designierte Kölner Dreigestirn zog zum ersten Mal in vollem Ornat ein. Begeistert wurden der designierte Prinz Markus I, der designierte Bauer Hubert und die designierte Jungfrau Martina im Gürzenich begrüßt. Angeführt wurden sie auf ihrem ersten Triumphzug der Session von Abordnungen der Kinder- und Jugendtanzgruppen der Festkomitee-Gesellschaften, von der Jubiläumsgesellschaft Kölle bliev Kölle KG von 1960 und von der Heimatgesellschaft des Kölner Dreigestirns, der Große Braunsfelder KG von 1976 e.V. Die designierten Tollitäten genossen ihren Einmarsch sichtlich und warfen Strüßje und Kusshände in alle Richtungen.


Foto: Oberbürgermeister Jürgen Roters proklamierte heute zum ersten Mal ein Kölner Dreigestirn.

Die Proklamation: Eine Premiere auch für OB Roters
Nicht nur das designierte Kölner Dreigestirn nahm in diesem Jahr erstmals aktiv an der Prinzenproklamation teil. Auch für Oberbürgermeister Jürgen Roters war es heute eine Premiere. Die gelang ihm souverän – und das nach genau elf Wochen Amtszeit. In seiner Rede betonte Roters: „Karneval ist wichtig für unsere Stadt. Karneval verbindet die Menschen.“ Der neue Oberbürgermeister gab zu, sich im Vorfeld bei seinen Amtsvorgängern nach den Aufgaben eines Oberbürgermeisters im Kölner Karneval erkundigt zu haben. Eine Stellenbeschreibung dazu hätte es leider jedoch nicht gegeben. Kurzerhand hätte er darum selbst eine verfasst, mit  – wie sollte es anders sein – 11 Aufgaben. Dazu gehörten unter anderem: Der Kölner Oberbürgermeister muss immer die richtige Narrenmütze mit der richtigen Farbe bei der Gesellschaft tragen. Der Kölner Oberbürgermeister muss, sobald er „kölsche Tön“ hört, sich aufstellen, die Arme ausbreiten, Freund und Feind in den Griff nehmen und in seitliche Bewegungen eintreten. „Das nennt man rheinische Schunkelkompetenz“, betonte Roter. Und – aufgepasst Kölner Frauenwelt – der Kölner Oberbürgermeister muss aufgrund des Mottos alle kölschen Mädchen bützen.

Die wichtigste Aufgabe des Kölner Oberbürgermeisters sei es jedoch das Dreigestirn zu proklamieren. Und das tat denn auch Jürgen Roters und übergab die Insignien der jecken Macht an das Kölner Dreigestirn der Session 2010: Die Pritsche für den Prinz, Dreschflegel und Stadtschlüssel für den Kölner Bauern, die Verkörperung und Stolz der wehrhaften Stadt Köln, und den Spiegel für die Jungfrau. Darüber hinaus verteilte Kölns Oberbürgermeister an die Tollitäten Geschenke aus seiner Heimatstadt Coesfeld: Pumpernickel, Schinken und Korn.  (Anm. d. Redaktion: Die von Oberbürgermeister Jürgen Roters in seiner Rede aufgestellten elf Aufgaben des Oberbürgermeisters finden Sie am Ende des Artikels.)


Foto: Seine Tollität, Prinz Markus I


Foto: Bauer Hubert beim Einzug in den Kölner Gürzenich


Foto: Ihre Lieblichkeit, Jungfrau Martina


Prinz Markus I: "Heute ist ein Traum in Erfüllung gegangen"
"Was uns vorher zu diesem Tag erzählt wurde – dass man Gänsehaut beim Einzug bekommt – das war nichts dagegen, was für einen Empfang ihr uns heute bereitet habt", erklärte ein sichtlich begeisterter Prinz Markus I. "Hier zu stehen ist wie Heimat, wie angekommen in einem Traum", so der Kölns Prinz weiter. Mit Politik kenne er sich zwar nicht aus. Und er könne in den kommenden Wochen auch die Finanzlage der Stadt nicht verbessern. Aber er wolle zusammen mit seinem Bauer und seiner Jungfrau den Kölnern in den kommenden Wochen ein Stück Lebensfreude schenken. Denn "Kölle ist auch ein Gefühl", so Prinz Markus I. Auch Bauer Hubert versprach: "Ab heute gehört euch allen mein Herz". An die Ehefrauen des Dreighestirns gewandt, wurde der Bauer jedoch dann zweideutig. "Ihr habt etwas gut bei uns. Für was – darüber sprechen wir Aschermittwoch", scherzte Bauer Hubert, der vor lauter Freude – und vielleicht auch ein bisschen Nervosität – den Namen der Kölner Jungfrau vergaß. Die sprach vor allem die Herzen der Gäste an – und insbesondere die der Damen. "Liebe kölsche Mädche, Ich bin stolz, ein paar Wochen so zu sein wie ihr", erklärte Jungfrau Martina. Sie räumte jedoch ein: "Eins muss ich noch lernen: Den Charme der Kölnerinnen."

Bild
Foto: Marc Metzger war für viele Gäste der Höhepunkt des Programms


Aktualisiert um 03:20 Uhr
Dä Blötschkopp voll in Fahrt
Als einer der Höhepunkte des anschließenden Programms entpuppte sich Marc Metzger alias „Dä Blötschkopp“. Mit seiner Spitze auf die westfälische Herkunft des Kölner Oberbürgermeisters brachte er den Saal zum Kochen. „Ich hab gehört, Sie wollen alles, was nicht schön ist in Köln, mit Tüchern verhängen. Wollen wir mal sehen, ob Sie ein Tuch so groß wie Chorweiler auftreiben“, scherzte Metzger. An den ehemaligen Oberbürgermeister Fritz Schramma gewandt, erklärte Dä Blötschkopp: „Sie sitzen jetzt viel näher dran als damals, als Sie noch Oberbürgermeister waren. Ich seh es schon kommen. In zwei Jahren haben wir Prinz Fritz“.

Während das anschließende Medley zum 110. Geburtstag von Karl Berbuer mit Thomas Cüpper, Ludwig Sebus und weiteren unter den Gästen für Nachdenklichkeit sorgte, heiterte die Spitze von Konrad Beikircher die Stimmung im Saal wieder auf. Amüsant wie stets erzählte der Wahl-Rheinländer Anekdoten aus seinem Karnevalsleben. Und dabei hatte er auch einen Rat für Immis parat. Wenn sie in Köln gebützt werden wollten, sollten sie Eines verstehen: das intensive Heimatgefühl der Kölner für ihre Domstadt. „Rheinländer fliegen nicht in Urlaub, damit sie Köln nicht mehr sehen, sondern damit sie möglichst oft zurückkommen können“, erklärte Beikircher. Denn: „Nur um den Dom aus dem Flieger zu betrachten, haben sich die drei Wochen DomRep schon gelohnt“, so der Kabarettist.

Bläck Fööss bilden krönenden Abschluss
Standing Ovations erhielt anschließend die EhrenGarde der Stadt Köln von 1902 e.V. für ihren Vorstandstanz. Bei dem durfte sogar das Dreigestirn der letzten Session mit auf die Bühne stehen. Der ehemalige Prinz Hans-Georg und die ehemalige Jungfrau Johanna sorgten mit ihrer Elvis-Einlage für tolle Stimmung. Nicht nur wollten die Gäste eine Zugabe sehen, sie warfen den Tänzenr zudem zahlreiche Blumensträuße auf die Bühne. Begeisterter wurden nur noch die Bläck Föss als krönender Abschluss des Abends gefeiert. Sie wollte das Publikum gar nicht mehr von der Bühne lassen. Auch das Dreigestirn hielt es nicht mehr auf ihren Thronen. Und so sangen sie am Ende gemeinsam mit den Bläck Föös, bis ein Feuerwerk und Konfetti-Regen den Abend im Saal beendete.

Report-k.de zu Besuch bei der Probe zum Vorstandstanz der EhrenGarde >>>

Im Programm vertreten waren am heutigen Abend außerdem folgende Künstler: Die Räuber, Die Paveier, Wicky Junggeburth, Willy Ketzer und Abordnungen der neun Kölner Traditionskorps sowie die Lyskircher Hellije Knächte un Mägde zusammen mit Peter Schütten von den Bläck Fööss.


Stimmen zur Prinzenproklamation 2010

„Die Proklamation hat mit total gut gefallen. Sie war typisch Kölsch und ein bisschen traditionell, wie es im Karneval sein muss“, meinte Christoph Kuckelkorn, Zugleiter des Rosenmontagszuges in Köln.

„Ich habe mich am Ende auf der Bühne richtig wohl gefühlt, da mir aus dem Publikum viel Wohlwollen entgegen schlug. Auf die nächste Proklamation freue ich mich jetzt richtig. Denn jetzt weiß ich ja, wie es geht“, scherzte Oberbürgermeister Jürgen Roters.

„Ich fand die Proklamation sehr gut – insbesondere die frische und dynamische Musikauswahl“, sagte Kulturdezernent Georg Quander.

„Die Proklamation insgesamt war nostalgischer und ruhiger als im letzten Jahr. Der Höhepunkt war für mich der Auftritt der Bläck Fööss – einfach immer wieder umwerfend“, erklärte Barbara Moritz, Fraktionsvorsitzende der Kölner Grünen.

„Marc Metzger war so gut, dass er zum vorgezogenen Höhepunkt wurde. Außerdem hat unser Oberbürgermeister seine erste Proklamation gut gemacht. Er hat nicht versucht, Kölsch zu spielen“, meinte Jochen Ott, Vorsitzender der Kölner SPD.

Die Gäste auf der Proklamation des Kölner Dreigestirns 2010
Ursula Heinen, MdB, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Wolfgang Bosbach, MdB, stellv. Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Elfi Scho-Antwerpes, Bürgermeisterin der Stadt Köln, Hans-Werner Bartsch, Bürgermeister der Stadt Köln, Manfred Wolf, Bürgermeister der Stadt Köln, Hans-Peter Lindlar, Regierungspräsident, Dr. h.c. Norbert Burger, Ehrenbürger der Stadt Köln und Ehrenmitglied des Festkomitee Kölner Karneval von 1823, Gisbert Brovot, Ehrenpräsident des Festkomitee Kölner Karneval von 1823, Fritz Schramma, Ehrenmitglied des Festkomitee Kölner Karnevals von 1823, Hans Bauhoff, Nestor Festkomitee Kölner Karneval von 1823, Helmut Haumann, Aufsichtsrat der Gemeinnützigen Gesellschaft des Kölner Karnevals mbH, Franz Wolf, Ehrenpräsident des Bund Deutscher Karneval (BDK), Volker Wagner, Präsident des Bund Deutscher Karneval (BDK), Dr. Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Landschaftsversammlung des Landschaftsverbandes Rheinland, Mariele Millowitsch, Schauspielerin, Die Damen und Herren des Großen Senates, Bernhard Mattes, Ford Köln GmbH, Jost Köller, Zum Goldenen Hirschen, Werner Hanf, NetCologne, Helmut Zils UBS Bank Köln, Artur Grzesiek, Sparkasse KölnBonn, Alexander Wüerst, Kreisparkasse Köln, Sebastian Prinz von Schoenaich-Carolath, Kölner Bank, Stadtdechant Prälat Johannes Bastgen, Paul Bauwens-Adenauer, Präsident der IHK zu Köln.


Die Rede des Kölner Oberbürgermeisters Jürgen Roters: 11 Aufgaben für den Amtsträger
1. Der Oberbürgermeister muss an sämtlichen Korpsappellen und an möglichst allen Sitzungen teilnehmen.

2.Der Oberbürgermeister muss immer die richtige Narrenmütze mit der richtigen Farbe bei der richtigen Gesellschaft tragen.

3. Der Oberbürgermeister muss immer die Prinzenspange tragen – immer, auch am Schlafanzug. „Es soll ehemalige Oberbürgermeister geben, die selbst in der Sauna ihre Spange nicht abgelegt haben“, scherzte Roters.

4. Der Oberbürgermeister muss immer bereit sein, einen Orden entgegen zu nehmen. Dazu muss er bereits gebeugt in einer Ordensbettelhaltung in den Saal einmarschieren. Aber keine Angst, ein Kölner Ob wird deshalb den aufrechten Gang nicht vergessen.

5. Der Oberbürgermeister muss seit mindestens 15 Jahren Mitglied in einer Karnevalsgesellschaft sein. Da habe ich bei meiner „Kölnischen“ ja Glück gehabt.

6. Der Kölner Oberbürgermeister muss im Karneval Ansprachen von mindestens 30 Minuten halten. Für die Besucher ist das zwar langweilig, aber es freut die Präsidenten – einen kostengünstigeren Programmteil als die Rede eines OB gibt es nirgendwo.

7. Der Kölner Oberbürgermeister muss, sobald er „kölsche Tön“ hört, sich aufstellen, die Arme ausbreiten, Freund und Feind in den Griff nehmen und in seitliche Bewegungen eintreten. „Das nennt man rheinische Schunkelkompetenz“, erklärte Roters.

8. Der Kölner Oberbürgermeister muss alle kölschen Lieder voll mitsingen können, „zumindest im Playback“, räumte Roters ein.

9. Der Kölner Oberbürgermeister muss alle kölschen Mädchen bützen „Angela, das ist Pflicht! Unser Motto heißt ja: ‚in Kölle jebützt’.“, wandte sich Roters an seine Frau.

10. Der Kölner Oberbürgermeister muss noch vor Aschermittwoch die Insignien der närrischen Macht, die Pritsche, die Schlüssel und den Spiegel wieder einsammeln.

11. Die elfte und wichtigste Aufgabe: Der Kölner Oberbürgermeister muss das Dreigestirn proklamieren.


Weitere Artikel zu diesem Thema:
Vorgestellt: Das Kölner Dreigestirn 2009/ 2010 >>>
Der Domgottesdienst 2010 >>>
Interview mit Dr. Joachim Wüst, Vizepräsident, Programmgestalter und Justiziar des Festkomitees Kölner Karneval >>>
Einzug in die Hofburg 2010 >>>

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung