Jeanette Koziol (31) und Jens Käbbe (35) sind das Tanzpaar der Altstädter. Foto: Eppinger

Köln Viel Geduld mussten Jeanette Koziol (31) und Jens Käbbe (35) aufbringen, bis sie endlich als Tanzpaar der Altstädter die großen Bühnen der Stadt für sich erobern konnten. „Nachdem wir uns bei der Bewerbung durchgesetzt hatten, gab es erst einmal zwei Sessionen mit nur sehr wenigen Chancen, aufzutreten. Nur einige kleinere Auftritte waren im Vorjahr möglich. Das war für uns schon eine Achterbahn der Gefühle. Jetzt freuen wir uns umso mehr, dass wir endlich unsere erste richtige Session erleben können“, sagt Koziol, die als Lehrerin am Berufskolleg in Rodenkirchen arbeitet.

Tanzen war bereits früh ihre große Leidenschaft, die die Kölnerin zunächst bei der Tanzgruppe Colonia Rut Wiess ausleben konnte. „Ich kannte die Altstädter schon vorher ganz gut. Als sich die Chance ergab, als Marie dort tanzen zu können, musste ich nicht lange überlegen. Das ist das Höchste, was man als Tänzerin in Köln erreichen kann. Bei den Altstädtern hat der Tanz eine lange und große Tradition. Wir hatten etwa 30 Mitbewerber, gegen die wir uns am Ende durchsetzen konnten.“

Das Tanzpaar genießt die Auftritte in dieser Session besonders

Ihr Tanzoffizier Jens Käbbe führt ein eigenes Unternehmen für Heizung und Sanitär. Getanzt hatte er zuvor unter anderem bei der Tanzgruppe Kammerkätzchen und Kammerdiener. „Die Chance, das Tanzpaar der Altstädter zu stellen, hat mich sofort gereizt. Vor dieser Session waren wir noch etwas skeptisch, ob wirklich alles normal funktionieren wird. Im Vorjahr kam die Absage aller Veranstaltungen sehr spät. Jetzt genießen wir jeden Auftritt in dieser Session. Es ist ein tolles Gefühl, nach drei Jahren intensiver Arbeit, endlich das zu zeigen, was man kann. Das Feedback, das wir in den Sälen bekommen, ist großartig.“

Seit dem vergangenen April haben sich die beiden für diese Session vorbereitet und zweimal in der Woche trainiert. „Das reicht vom Warm-up über Aerobic, Work-out und Dehnen bis zum Ballett. Danach proben wir unsere Tänze mit unserer Trainerin Katrin Bachmann. Dazu kommt ab dem Sommer noch ein Training pro Woche mit den anderen Jungs aus dem Korps. Als einzige Frau wird man da sehr freundlich und liebevoll behandelt. Die anderen kümmern sich wirklich um mich. Da fühle ich mich manchmal wie eine Prinzessin“, sagt Jeanette Koziol vor dem Auftritt bei der eigenen Sitzung im Kristallsaal der Messe.

Gut gefüllter Terminkalender an den Wochenenden

Das karnevalistische Programm ist für die beiden gerade an den Wochenenden in der Session gut gefüllt: „Nach dem Frühstück geht es oft schon vormittags los und wenn der Neuner-Tanz der Tanzpaare auf dem Programm steht, ist oft nicht vor Mitternacht Feierabend. Aber dieser Tanz ist ein echtes Highlight, das es nicht jedes Jahr zu bewundern gibt. Wir versehen uns sehr gut mit den anderen Tanzpaaren der Traditionskorps. Das ist eine sehr harmonische Truppe, mit der wir an fünf Wochenenden mit dem Choreografen Jens Hermes bis zur Generalprobe gearbeitet haben“, berichtet der Tanzoffizier.

Beruflich hat er in der Session keine Probleme mit dem zusätzlichen Karnevalseinsatz: „Ich kann mir in meiner Firma die Zeit gut einteilen.“ Auch für seine Tanzpartnerin funktioniert dies bestens: „Als Lehrerin hat man in der Regel ab 16 Uhr frei und da aktuell keine Klausurphase ansteht, habe ich etwas Luft. Meine Schüler wissen, dass ich bei den Altstädtern tanze und fiebern mit. Da wird auf Instagram genau verfolgt, was wir in der Session machen. Einige Schüler haben auch vor Ort unsere Auftritte gesehen“, freut sich Koziol.

Die Bühne als Fitnessstudio

Auch privat halten sich die beiden zusätzlich zu den Auftritten fit. Während Jens Käppe gerne läuft und mit dem Rennrad unterwegs ist, setzt seine Marie auf das Joggen und Work-outs. „Wir müssen aber nicht noch extra ins Fitnessstudio. Das haben wir jeden Abend auf der Bühne.“

Auch das Feiern ist für die beiden in der Session noch möglich: „Wir feiern halt anders Karneval, wenn wir Feierabend haben und noch mit den Kameraden zusammensitzen. Kostüme nutzen wir eher selten, da wir ja immer in Uniform unterwegs sind. Bei den Auftritten selbst ist kein Alkohol erlaubt, das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Aber danach kann es auch schon mal ein Kölsch sein.“

Auf die Uniform müssen die beiden immer besonders achten: „Wir haben insgesamt jeweils zwei Uniformen und sind gute Kunden bei der Reinigung. Zwischendurch hilft es auch, die Uniform mit Wodka einzusprühen. Das neutralisiert Gerüche“, erklärt Käbbe.

Die erste Marie ohne Fässchen

Auf den bald anstehenden Rosenmontag mit seinem großen Zoch freuen sich die beiden schon jetzt: „Im Zug müssen wir als Tanzpaar nicht arbeiten und erleben diesen Tag bequem in der Kutsche. In der Zeit bei den Tanzgruppen waren wir immer zu Fuß unterwegs“, sagt Koziol.

Der einzige Wermutstropfen für sie ist, dass bei einer Tour durch Säle ihr zur Uniform gehörendes Fässchen gestohlen wurde. „Das ist bislang noch nicht wieder aufgetaucht. Das ist sehr schade. Das Fässchen, dass wir wie eine kleine Handtasche nutzen, wurde immer von Marie zu Marie weiter vererbt. Ich bin jetzt die Erste, die ohne ihr Fässchen unterwegs ist.“