Berlin | dts | Der Fernverkehrschef der Deutschen Bahn (DB), Michael Peterson, sieht die Schieneninfrastruktur in Deutschland an einem „Kipppunkt“. Derzeitige Defizite seien „das Resultat der Unterfinanzierung, die bislang unsere Arbeit bestimmt hat“, sagte er der Wochenzeitung „Die Zeit“. „Dazu mal ein plakatives Beispiel: 2020 und 2021 haben wir die Strecke Köln-Düsseldorf viermal in zwei Jahren gesperrt, weil wir einmal den Oberbau neu gemacht haben, einmal die Oberleitung, einmal die Weichen und einmal das Stellwerk“, so Peterson.
„Das wäre dasselbe, als wenn Sie für Ihr Badezimmer beschließen: Erst lege ich die Fliesen neu, in drei Monaten mache ich neue Leitungen, in sechs Monaten wechsle ich das Waschbecken aus, die Dusche machen wir in zwei Jahren, das würde kein Mensch so machen. Wir waren aber gezwungen, so zu handeln.“ Peterson zufolge wurde bereits seit den 1970er-Jahren zu wenig in den deutschen Schienenverkehr investiert und es herrschte lange Zeit „die Vorgabe, den Bahnbetrieb auf Effizienz zu trimmen“.
„Deshalb steuern wir drastisch um, es gibt jetzt ein Generalsanierungskonzept, Stück für Stück werden die wichtigsten Bahnstrecken gesperrt und komplett neu hergerichtet“, so der DB-Vorstand. Bis 2029 werde sich die Lage in ganz Deutschland verbessert haben. Peterson äußerte auch Verständnis für die Kritik vieler Bahn-Kunden.
Für ihn sei allerdings „die Grenze erträglicher Kritik endgültig überschritten, wenn Bahn-Personal persönlich angegriffen wird“. Bahn-Mitarbeiter würden nicht nur verbal angegriffen, es gebe immer wieder auch physische Übergriffe. „Gerade bei Auseinandersetzungen rund um die Maske waren unsere Leute auch Opfer teils brutaler Attacken“, so der DB-Manager.
agr