Köln | Die Stadt Köln engagiert bei der Besetzung der Beigeordnetenstellen eine Personalagentur, die bei der Personalsuche unterstützend mitwirkt. Der Redaktion liegt der Abschlussbericht für das Besetzungsverfahren um das Dezernat IX vor, der Fragen aufwirft.

Der Bericht der Personalagentur fängt schon mit einem Fehler im Titel an oder kannte die Personalagentur gar nicht den kompletten Ressortzuschnitt, denn sie schreibt: „Beigeordnete bzw. Beigeordneter (m/w/d) des Dezernates IX – Stadtentwicklung, Digitalisierung und Regionale Zusammenarbeit“. Auch der Bereich „Wirtschaft“ gehört zu dem Dezernat, der aber nicht im Titel aufgeführt wird, später aber wieder auftaucht. Schon die Stellenbörsen in denen die Agentur inserierte zeigt die eigentliche Unmöglichkeit für das Fachpotpourri der ausgeschriebenen Stelle einen geeignete/n Bewerber*in zu finden. Denn wer glaubt etwa in „bauwelt.de“ eine/n Digitalisierungsexpert*in zu finden?

Aber die Personalberatung zählt 46 Bewerbungen auf, die sich innerhalb der offiziellen Bewerbungsfrist auf die Ausschreibung meldeten. Diese endete am 21. Mai. Die Personalagentur unterteilte die Bewerbungen in zwei Kategorien. Nur einer der Bewerber oder Bewerberinnen erfüllte nach Auffassung der Personalberatungsagentur die Kriterien. Alle anderen 45 Bewerbungen wurden als nicht geeignet eingeschätzt. Die oder der Bewerber*in, die die Personalagentur als geeignet einschätzte zog nach einem Gespräch die Bewerbung zurück. Alleine dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass die ausgeschriebene Kombination an Fachqualifikationen, nur schwer bis gar nicht zu besetzen zu sein scheint. Es wirft aber auch die Frage nach der Qualifikation von Personalberatungen auf, die hier scheinbar mehr Erfüllungsgehilfe zu sein scheinen, als ihre Auftraggeber zu beraten.

Die direkte Ansprache

Die Personalagentur identifizierte ihrerseits 85 Personen, die sie für die Beigeordnetenstelle für geeignet hielt, also im klassischen Headhunting-Verfahren. 59 rief die Agentur an und 47 sortierte sie sofort wieder aus. Die Agentur spricht davon, dass die fachliche und persönliche Voraussetzung nicht erfüllt waren oder die Personen kein Wechselinteresse zeigten. Dabei nennt die Personalberatung Top-Organisationen in Verwaltung oder Verbänden, wo die Angesprochenen tätig sind.

Im weiteren Prozess kam es zu weiteren Auswahlprozessen und Absagen weiterer Interessent*innen, wobei es sich lediglich um Interessensbekundungen aber keine richtige Bewerbungen handelte. Die Personalagentur selektierte am Ende drei Interessent*innen, mit denen unter der Federführung von Oberbürgermeisterin Reker am 9. und 19. Juni Gespräche geführt wurden. Von zwei Interessenten sei keine Bewerbung abgegeben worden. Am 19. Juni gab dann der letzte verbliebene Interessent eine Bewerbung ab und das fast einen Monat nachdem die offizielle Bewerbungsfrist am 21. Mai endete.

Das Verfahren wirft in mehrfacher Hinsicht Fragen auf: Zuallererst nach dem Zuschnitt des Dezernats, an dem die Kölner CDU so festhalten will. Anscheinend ist das Fach-Potpourri fachlich fast unmöglich zu besetzen, wenn eine Personalberatung aus 131 Bewerbungen und selbst identifizierten Kandidat*innen am Ende einen einzigen Kandidaten präsentieren kann, weil alle anderen zurückzogen oder von vornherein als ungeeignet aussortiert wurden. Die zweite Frage richtet sich nach dem Ablauf des Verfahrens und fairen Rahmenbedingungen innerhalb eines solchen. Für die einen gelten Bewerbungsfristen, für wieder andere nicht? Da zeigt ein Kandidat nur Interesse und bewirbt sich erst, nachdem festzustehen scheint, dass er der Auserwählte ist? Und die Dritte schließt sich daran an: Alle Interessent*innen zogen nach den Gesprächen zurück und niemand war mehr bereit, außer dem einen Kandidaten, sich zu bewerben?

Es wirft aber auch Fragen zum Ratsbündnis von Grünen, CDU und Volt auf und den Kräften innerhalb dieses Bündnisses. Eigentlich sind die Grünen die stärkste Kraft, so wollten es die Wähler*innen, die sie mit extrem viel Vertrauen in diese Position brachten, da die Grünen als Garant für Vernunft, aber auch Fairness und Transparenz stehen. Wer führt dieses Ratsbündnis und garantiert Entscheidungen zum Wohle der Stadt?

Autor: Andi Goral