Köln | aktualisiert | Das DFB Pokalfinale im Frauenfußball sahen heute etwas mehr als 14.000 Zuschauer. Nach einer nervösen ersten Halbzeit, schenkten sich die Finalistinnenteams vom VFL Wolfsburg und Turbine Potsdam in der zweiten Spielhälfte gegenseitig nichts und den Fußballfans ein spannendes Herzschlagfinale. Schade nur, dass so wenig Menschen kommen und DFB und Stadt Köln arg altmodisch und traditionalistisch agieren, statt kreativ dem Fußballfest eine eigene und vor allem weibliche Note zu verpassen. Der VFL Wolfsburg gewann mit 3:2 und hat jetzt schon das Double in der Vereinsvitrine für 2013. Am Donnerstag können die Wolfsburgerinnen noch das Triple mit einem Gewinn der Championsleague perfekt machen.

Das Ergebnis: 3:2 [1:0) für Wolfsburg
Torschützinnen für Wolfsburg: Martina Müller [44], [51] und Conny Pohlers [55]
Torschützinnen für Potsdam: Lisa Evans [59] , Yuki Ogimi [nach Elfmeter, 62]

Tolle Fotos vom DFB Frauenpokalfinale >

Das DFB Frauenpokalfinale findet heute bei herrlichem Fußballwetter im Kölner Rheinenergiestadion statt. Es stehen sich die Teams vom VFL Wolfsburg und Turbine Potsdam gegenüber. Auf der Ostribüne ist mehr Wolfsburger Grün als Potsdamer blau zu sehen, aber die Potsdamer Fans stehen zumindest in der Lautstärke derzeit den Wolfsburgern in nichts nach. Seit 11:11 Uhr findet auf den Stadionvorwiesen das Fanfest statt, wo unter anderem die Kölner Gruppen Höhner und Kasalla auftrraten. Zum Finale hat sich auch Bundespräsident Joachim Gauck angekündigt, der vor wenigen Minuten das Stadion betreten hat. Das Stadion ist gut gefüllt, aber bei Weitem nicht ausverkauft. Die Damen des VFL Wolfsburg haben heute in Köln die Möglichkeit neben dem Gewinn der Meisterschaft 2013 auch noch den DFB Pokal der Frauen in die Autostadt in Niedersachsen zu holen.

Wolfsburg führt zur 1. Halbzeit

Nach der ersten Halbzeit führt Wolfsburg verdient mit 1:0 nach einem Tor in der 44. Minute durch Martina Müller. Die erste Halbzeit war geprägt von viel Nervosität und hohen Bällen und eigentlich kein schönes Fußballspiel. Beide Teams zeigten sich dabei verbissen in den Zweikämpfen, überzeugten aber nicht mit einem überlegten Spielaufbau, sondern erarbeiteten sich Chancen eher aus den Fehlern oder Fehlpässen des jeweils anderen Teams. Die Potsdamerinnen konnten sich zwei zwingende Chancen herausspielen, unter anderem einen Pfostenschuss. Die Wolfsburgerinnen hatten sich mehrere gute Chancen herausgespielt, scheiterten aber auch an der wachsamen Torhüterin der Potsdamer Alyssa Naeher.

Packende zweite Halbzeit

War die erste Hälfte eher zerfahren und langweilig, machten die beiden Teams die zweite Halbzeit umso spannender. Der VFL Wolfsburg knüpfte mit dem zweiten Treffer von Martina Müller an und konnte binnen weniger Minuten, sogar mit 3:0 mit dem Treffer von Conny Pohlers, die später ausgewechselt wurde, davonziehen. Aber die Potsdamerinnen gaben sich nicht auf, kämpften wie die Löwinnen und schafften binnen kurzer Zeit ein 3:2 und waren im zweiten Drittel der zweiten Halbzeit feldüberlegen. Allerdings war ihnen auch das Glück nicht hold und wie schon in der ersten Hälfte rettete die Wolfsburgerinnen lediglich der Pfosten. Die ließen aber vor dem gegnerischen Kasten auch die ein oder andere Großchance liegen und glänzten nicht durch Treffsicherheit oder scheiterten an der hervorragend stehenden Alyssa Naeher. Am Ende retteten die Wolfsburgerinnen taktisch geschickt das 3:2 und freuten sich, den Pokal aus den Händen des Bundespräsidenten Joachim Gauck in Empfang zu nehmen. Beide Teams zeigten sich allerdings von der fairen Seite und standen vor der Medaillenübergabe dem jeweils anderen Spalier.

Stimmen nach dem Spiel

Bernd Schröder der Trainer von Turbine Potsdam erklärte, dass es zum Schluss eng war, aber er merkte selbstkritisch an, dass man die die erste Halbzeit verschlafen habe. Das Tor in der 44 Minute war dann eine schwierige Situation aus der man sich aber dann doch noch aufgerafft habe. Der Frauenfußball erlebe derzeit keinen Boom, erklärte Schröder zur Zuschauerzahl.

Ralf Kellermann, vom VFL Wolfsburg erläuterte man es versäumt in der ersten Halbzeit früh das Tor zu erzielen und ein 100 Prozentiger Elfmeter gegen Lina Magull, sei nicht gegeben worden. Der Kopfball an den Innenpfosten durch die Potsdamer sei gefährlich gewesen. Dann habe man das Spiel im Griff gehabt und sei mit Schwung aus der Kabine gekommen. Wir waren sicher das das 3:0 noch nicht das Ende ist, sagte Kellermann. Das war ein hochemotionales Spiel und man habe am Ende wenig Einfluss von außen auf die Taktik gehabt. Das Spiel habe eine Eigendynamik entwickelt und am Ende habe man das Quäntchen Glück gehabt, den Ausgleich nicht kassiert zu haben. Man werde sehr entspannt ins Champions League Finale gehen, so Kellermann, der ergänzte wir waren heute schon entspannt. Die Mannschaft habe heute auf den Punkt eine tolle Leistung abgerufen.

Tabea Kemme von Turbine Potsdam zeige sich sehr enttäuscht, lobte aber den Gegner und erklärte, dass der VFL Wolfsburg es besser gemacht habe.

Martina Möller, zweifache Torschützin des VFL Wolfsburg sprach Potsdam Respekt aus und dass das Team einen sehr guten Charakter habe, wenn man aus einem 3:0 noch ein 3:2 mache. Wir hatten 500 Prozentige Chancen die wir hätten machen müssen, zeigte sich die Wolfsburgerin aber auch selbstkritisch. Man habe viel Torschuss geübt, müssen vielleicht noch ein bisschen mehr Torschuss trainieren im Hinblick auf das Champions League Finale am kommenden Donnerstag. Früher wollte ich nur Tore schießen, heute will ich gewinnen, so die Wolfsburgerin.

Damit kann der VFL Wolfsburg nach dem Double jetzt am Donnerstag noch das Triple für sich entscheiden und hat damit gegenüber dem FC Bayern München, der ja bei den Herren Ähnliches anstrebt, jetzt schon einen Titel mehr im Gepäck. Eurosport überträgt das Championsleaguefinale der Frauen ab 20:15 am kommenden Donnerstag.

Oberbürgermeister Roters zufrieden

„Erneut hat sich Köln mit begeisterten Fans und einer tollen Atmosphäre im Stadion, die ich selbst als Zuschauer miterleben konnte, als hervorragender Gastgeber für das DFB-Pokalfinale der Frauen erwiesen.“ ließ Oberbürgermeister Jürgen Roters über seinen Pressesprecher mitteilen. Weiter heißt es in dem Statement: „Die Sportstadt Köln habe sich damit ein weiteres Mal als hoch attraktiver Austragungsort für nationale und internationale Sportereignisse profiliert, wie jüngst auch der Zuschlag als Austragungsort gemeinsam mit Paris für die Eish ockeyweltmeisterschaft 2017 gezeigt habe.“

Kommentar: Stadt und DFB rühren zu wenig die Werbetrommel

14.269 Zuschauer sind ins Rheinenergiestadion gekommen, so die offizielle Zahl des DFB. Eine Zahl die nicht wirklich überzeugt, gerade bei dem Traumwetter. Der Zuschauerschwund, immerhin kamen vor ein paar Jahren fast doppelt so viele, wird auch schon in manchen Foren negativ kommentiert. Allerdings haben die Offiziellen von Stadt Köln und DFB nicht wirklich die Werbetrommel gerührt und schon im Vorfeld mehr lieblos als engagiert für das DFB Frauenpokalfinale getrommelt. Aber glaubt man der Aussage des Trainers von Turbine Potsdam, so gibt man sich selbstzufrieden damit, dass das öffentlich rechtliche Fernsehen übertrage. Allerdings ist Trainer Bernd Schröder ein eher älteres Semester. Da darf man jetzt auf die Quote gespannt sein. Auf die Dauer dürfte das allerdings nicht reichen und Stadt, wie auch DFB sollten sich für neue Kooperationen und innovative Ideen öffnen. Zwar gibt sich der DFB viel Mühe und investiert auch, aber es fehlt das Einzigartige und Männer wie Toni Schumacher sind keine Botschafter für Frauenfußball oder für besondere Leistungen von Frauen. Man wünscht sich mehr Frauen als Botschafterinnen, aber auch keine sexy und herausgeputzte Hostessen bei der Medaillenübergabe, sondern nette männliche Models, die man in Düsseldorf in jeder Modellagentur buchen kann. Auch nutzen DFB und Stadt viel zu wenig moderne Medien und Kanäle um gerade die jungen Mädels zu begeistern. Auch das Familienfest verwässert den sportlichen Charakter, denn die Mädels spielen richtig guten Fußball, und ist mit den rein kölschen Tönen furchtbar verschnarcht (vor allem jedes Jahr das Gleiche) und das in der Stadt wo Comedy und der größte deutsche Privatsender seinen Sitz haben. Auch hier wünscht man sich mehr Esprit, mehr Frauen aus der deutschen Musikzene, mehr Moderne und Frische.

Autor: Andi Goral
Foto: Bundespräsident Joachim Gauck übergibt den Pokal an die Wolfsburger Spielerinnen