Die norwegische Rockband Pristine kommt im April in den Kölner Yard Club. Foto: Sverre Simonsen

Köln In ihrem Sound findet sich die bluesige, gelegentlich etwas psychedelische, von Musikgrößen der 60er und 70er Jahre inspirierte Variante des Hardrocks. Pristine kommen aus dem hohen Norden Europas – aus Tromsø, das etwa 300 Kilometer vom Polarkreis entfernt liegt. 2016 startete die Band mit ihrem Album „Reboot“ auch international durch und begab sich auf ausgedehnte Konzertreisen durch Europa. Damit war mit dem ersten Lockdown der Pandemie erst einmal Schluss.

Jetzt kehren die norwegischen Musiker um ihre Frontfrau Heidi Solheim mit ihrem neuen Album „The Line We Cross“, das am Freitag veröffentlicht wird, wieder ins internationale Rampenlicht zurück. Am 19. April ist Pristine mit den neuen Songs ab 20 Uhr zu Gast im Kölner Yard Club an der Neusser Landstraße 2. Wir haben vorab mit der Gründerin und Sängerin gesprochen.

Was ist das jetzt für ein Gefühl, nach der langen Corona-Pause wieder in Europa auf Tour zu gehen?

Heidi Solheim: Wir leben als Band für unsere Auftritte. Nur da oben auf der Bühne fühle ich mich wie die bestmögliche Version von mir selbst. Vor Corona waren wir ständig auf Tour und haben regelmäßig neue Alben veröffentlicht. Das ist uns 2020 auf einmal alles weggebrochen – keine einfache Situation für uns. Nach den Lockerungen wollten wir aber zunächst abwarten, wie das Publikum reagiert und ob es zu den Konzerten zurückkommt. Außerdem war die Veröffentlichung des neuen Albums jetzt ein guter Zeitpunkt für den Start einer Europatour.

Die Band konnte die Corona-Pause produktiv nutzen

Wie haben Sie die Zwangspause genutzt?

Solheim: Es gab immer wieder vereinzelte Treffen mit der Band. Aber das war kein Vergleich zu der Zeit vor Corona. Dann habe ich begonnen, die neuen Songs für das Album zu schreiben, und irgendwann konnten wir wieder ganz normal und ohne Einschränkungen die Songs im Studio aufnehmen. Das war großartig und insofern konnten wir in der Pause eigentlich sehr produktiv arbeiten.

Können Sie etwas über die Arbeit an den neuen Songs berichten?

Solheim: Wie jedes Jahr habe ich mich im Frühherbst in die Waldhütte meiner Familie ganz im Norden des Landes zurückgezogen, um Ideen zu sammeln und um an den neuen Songs zu arbeiten. Da ist man mitten im Wald und um einen herum gibt es nur die Natur. Ich brauche sehr viel Zeit und Ruhe für meine Songs. Außerdem liebe ich diese Natur unweit des Polarkreises. Danach begann die gemeinsame Arbeit mit der Band, in der wir die Richtung des neuen Albums bestimmen und die Songs gemeinsam arrangieren. Auch das mag ich sehr. So kann ich das Beste aus beiden Welten beim Weg zu einem neuen Album vereinen.

Sie haben im Studio bei den Aufnahmen mit dem neuen Produzenten Ariel Joshua Sivertsen zusammengearbeitet. Wie hat das den Prozess verändert?

Solheim: Ein guter Produzent macht den zentralen Unterschied bei einem neuen Album aus. Das war auch bei Ariel klar der Fall. Er hat mit seiner Erfahrung aus dem Popbereich einen ganz neuen Blick auf unsere Songs gehabt. Bisher hatten wir immer Produzenten, die zunächst alles aufgenommen haben, und dann erst das Album als Ganzes klanglich bearbeiteten. Ariel ist der Erste, der jeden Song für sich produziert hat, während wir ihn wie bei einem Liveauftritte spielten – fast wie der Mann am Mischpult bei unseren Konzerten. Die Nummern kommen dadurch nicht nur deutlich intensiver rüber, sondern haben auch alle ihre eigene Identität. Das gibt dem Longplayer einen Anstrich von Unberechenbarkeit, was ich großartig finde.

Besondere Erfahrungen bei den ersten Konzerten in Norwegen

Wie hat das den Sound des neuen Albums im Vergleich zu den Vorgängern geändert?

Solheim: Es ist eine modernere Platte geworden, die mehr im Hier und Jetzt verankert ist. Es ist ein Mix aus dem Bluesrock der 60er und 70er, aus psychedelischem Sound und modernen Poprock geworden.

Wie waren die Erfahrungen bei den ersten kleineren Konzerten im Vorjahr in Norwegen?

Solheim: Das waren sehr besondere Auftritte. Die Leute saßen mit Abstand in einer Halle, in die normalerweise deutlich mehr Publikum gepasst hätte. Aber das Feedback der Fans war trotzdem wirklich toll. Jetzt freuen wir uns auf den Start unsere Releasetour in der kommenden Woche.

„Ohne unsere Fans, die zu Konzerten kommen, sind wir als Band nichts“

Wie wichtig sind die deutschen Fans für Pristine?

Solheim: Die Fans in Deutschland sind sehr wichtig für uns. Fans sind das, um was es bei einer Band immer geht. Ohne unsere Fans, die zu den Konzerten kommen, sind wir als Band nichts. Dass jetzt unser Publikum wieder zurückkommt und wir die unglaubliche Energie einer vollen Halle wieder bei den Auftritten erleben können, ist einfach fantastisch. Die Vorfreude darauf ist riesengroß. Gerade in Deutschland haben wir sehr viele treue Fans.

Wie gut kennen Sie Köln?

Solheim: Leider haben wir bei einer Tour oft nur sehr wenig Zeit, um eine Stadt kennenzulernen. Man fährt mit dem Bus zur Halle, macht den Soundcheck und abends gibt es dann das Konzert. Und am nächsten Morgen sind wir schon wieder auf der Straße unterwegs. Aber wir kennen den Yard Club ganz gut, wo wir in diesem Jahr zum dritten Mal auftreten. Wir werden viele der neuen Songs, aber auch ein paar alte in Köln spielen. Nach dem Konzert hoffen wir auf die Gelegenheit, die Fans zu treffen und uns mit ihnen auszutauschen. Und danach geht es wohl wieder in eine der tollen Kölner Kneipen.

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