Das Symbolbild zeigt den Kölner Dom bei Nacht. | Foto: Bopp.

Köln | Wie umgehen mit Artefakten im Kölner Dom, die sich explizit judenfeindlich zeigen? Das Domkapitel des Kölner Doms beschäftigt sich mit dieser Frage und wie damit umzugehen sei. Das Domkapitel lobt jetzt einen Wettbewerb für ein neues Kunstwerk für den Dom, das zeigen solle, wie sich das christlich-jüdische Verhältnis zeitgemäß und für die Zukunft inspirierend darstellen lässt und Dialog fördert.

Die Geschichte des Judentums und des Christentums in Köln reicht rund 1.700 Jahre zurück. Es gab das Pogrom im Jahre 1349 und die Vertreibung der Juden aus der Stadt im Jahr 1424 und den Holocaust initiiert in den 1930er bis 1940er Jahren durch die Nationalsozialisten. In der Frage des Kunstwettbewerbs fokussiert das Domkapitel auf das hohe und späte Mittelalter. Die christliche Mehrheit und ihr Verhältnis zur jüdischen Gemeinde. Dieses spiegelt sich in den Artefakten des Kölner Domes wider. Es gibt Kunstwerke im Kölner Dom, die auf die jüdischen Wurzeln des Christentums deuten. Es gibt aber auch feindselige, diffamierende und polemische Darstellungen, die einen ausgeprägten christlichen Antijudaismus dokumentieren. Es geht um eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Werken und ihren Inhalten.

Das neue Kunstwerk

Jetzt soll ein neues Kunstwerk erschaffen werden. Dieses soll bei den Betrachter:innen den Blick für die Gegenwart und Zukunft öffnen mit Blick auf die christlich-jüdische Geschichte. Im Kölner Domblatt habe ein Artikel des Theologen Reinhard Hoeps den Impuls für die Auslobung des Wettbewerbs für eine solches Kunstwerk ausgelöst. Sein Credo: Kritik an Bildern im Kölner Dom begegnen am besten kritische Bilder. Die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit hatte dazu eine Initiative 2016 gestartet.

Weihbischof Rolf Steinhäuser, Domkapitular und Bischofsvikar für Ökumene und interreligiösen Dialog im Erzbistum Köln, erklärte den Wettbewerb: „Das Besondere an diesem Wettbewerb werde sein dialogischer Charakter sein. Er solle eine bewusste Genese, ein Prozess des Zuhörens, des gemeinsamen Ringens und Wachsens werden. Bewusst setze das Domkapitel den noch zu findenden Künstlerinnen und Künstlern keine grundsätzlichen Grenzen, wenn es um die räumlichen Gegebenheiten, die Ausmaße und die Materialität des zu schaffenden Werkes gehe. Es soll sich um ein dauerhaftes Werk handeln, das die Eigenschaft des Kölner Doms als Sakralraum und seinen Stellenwert als Bischofskirche und damit als Ort repräsentativer Verkündigung und Lehre respektiert.“ Das Kunstwerk müsse den Ort, den Denkmalschutz und den Status des Doms als Weltkulturerbe allerdings respektieren. Dem Domkapitel geht es darum einen Prozess mit Vorzeigecharakter anzustoßen.

Ein interreligiöser Arbeitskreis bereitete den Wettbewerb vor. Der Arbeitskreis setzt sich aus Vertretern des Domkapitels, der Synagogen-Gemeinde Köln, der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der evangelischen Kirche in Köln sowie aus Fachleuten aus Kunst und Kirche zusammen.

Der Wettbewerb

Der Wettbewerb ist ein Einladungswettbewerb, der sich in zwei Phasen gliedert: Eine Dialog- und eine Vertiefungsphase. Das Domkapitel ging auf acht Personen mit Kenntnis der internationalen Kunstszene zu, die je zwei Künstler:innen vorschlagen konnten. Jetzt sind 16 Kunstschaffende aufgefordert in der Dialogphase des Wettbwerbs ihre Herangehensweise und Idee für eine dauerhaftes Werk im Kölner Dom vorzustellen.

Eine gemäß den Anforderungen der RPW 2013 (Richtlinie für Planungswettbewerbe) besetzte Jury wähle im Anschluss vier Kunstschaffende für die Vertiefungsphase aus und fordere diese zur weiteren Ausarbeitung ihres Vorschlags auf, so Kraus. Zu den Mitgliedern der Jury zählen u.a. Rabbiner Dr. Jehoshua Ahrens, ehrenamtlicher Direktor des Centre for Jewish-Christian Understanding and Cooperation in Jerusalem, der Schweizer Jesuit und Judaist Pater Dr. Christian Rutishauser, Prof. Dr. Salomon Korn, Architekt und Vorstand der Jüdischen Gemeinden in Frankfurt am Main, und Prof. Dr. Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Die von der Jury nach Phase zwei als 1. Preis ausgewählte Arbeit wird dem Domkapitel zur Umsetzung empfohlen. Über die Umsetzung des Wettbewerbsergebnisses entscheidet abschließend das Domkapitel als Auftraggeber. Begleitet wird das Wettbewerbsverfahren vom Kölner Architektenbüro „neubig hubacher Architekten“.

ag