Köln | Am 14. Oktober dieses Jahres wird in der baden-württembergischen Stadt Offenburg ein Nachfolger für die derzeitige Amtsinhaberin Edith Schreiner gesucht. Nach dem CDU-Kandidaten Marco Steffens hat sich nun Kölns Beigeordneter für Soziales, Integration und Umwelt. Dr. Harald Rau als zweiter Kandidat präsentiert.

Im Brauwerk Baden stellte er sich heute als überparteilicher Kandidat vor, der neben den Stimmen von SPD und Grünen auch um die Stimmen der örtlichen FDP wirbt. Der 56-Jährige arbeitet seit 2016 als Beigeordneter für Soziales, Integration und Umwelt der Stadt Köln. Zuvor leitete er zehn Jahre die „Zieglerschen e.V. – Wilhelmsdorfer Werke evangelischer Diakonie“.

In der Stadt Offenburg (59.200 Einwohner) regiert derzeit Edith Schreiner von der CDU. Die hatte bereits im Vorfeld den amtierenden Bürgermeister von Willstätt, Marco Steffens, für die anstehenden Wahlen nominiert. Willstätt liegt im Nordwesten des Ortenaukreises am zwischen Kehl und Schwarzwald.

Rau geriet zuletzt wegen der Hotelaffäre um die Kölner CDU-Politikerin Andrea Horitzky in den Fokus öffentlicher Kritik. Als zuständiger Dezernent musste er die langfristige Anmietung in einem Hotel am Kölner Stadtrand verantworten. Auch mit früheren Forderungen nach Fahrverboten im Zuge des Diesel-Skandals machte sich der studierte Psychologe nicht nur Freunde. Vor allem die FDP attackierte ihn wiederholt.

Rau wäre damit der zweite Beigeordnete, der den Kölner Stadtvorstand noch in diesem Jahr verlassen könnte. Erst gestern hat der Stadtrat die Stelle der amtierenden Beigeordneten Gabriele Klug (Stadtkämmerin) neu ausgeschrieben.

Kurz nach Bekanntwerden der Absichten Rau meldete sich Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker zu Wort. „Herr Dr. Rau hat mich am Mittwoch über seine bevorstehende Kandidatur informiert und mir versichert, dass er seinen Aufgaben als Beigeordneter der Stadt Köln bis zu einer möglichen Wahl nachkommt. Ich wünsche Herrn Dr. Rau bei der Kandidatur in seiner Heimat Baden-Württemberg von Herzen viel Erfolg“, so Reker in ihrer Stellungnahme.

Stimmen von Rot-Grün

Nur eine Stunde später äußerte sich der noch amtierende Fraktionsvorsitzende Martin Börschel zu dieser jüngsten Personalie. „Dr. Harald Rau ist gerade mal zwei Jahre im Amt und will schon wieder aus Köln fliehen. Das schmallippige Statement der Oberbürgermeisterin dazu entlarvt das Zerwürfnis im gesamten Stadtvorstand und die Führungsschwäche von Henriette Reker. Sicher: Dr. Rau hat sich nicht immer mit Ruhm bekleckert. Und nun hat Köln monatelang einen Dezernenten auf Abruf, der sich nicht um die drängenden Probleme wie drohende Diesel-Fahrverbote kümmern kann. Auch der Sozialbereich verwaist mehr und mehr. Die Oberbürgermeisterin hat ihm nie die nötige Rückendeckung gegeben – und das, obwohl sie ihn als ihren Wunschkandidaten selber geholt hat. Reker schafft es nicht, die vielen Charaktere in der Stadtspitze zu einem schlagkräftigen Team zusammenzubringen“, so sein Kommentar zu den Absichten Raus.

Wenige Minuten nach der SPD meldeten sich die Kölner Grünen zu Wort. „Offensichtlich ist sein beherztes Engagement als Dezernent in Sachen kommunalen Klimaschutz, Sozial- und Integrationspolitik bis nach Offenburg positiv wahrgenommen worden. Es wäre sicherlich eine reizvolle Herausforderung für ihn, so dass von unserer Seite durchaus Verständnis für den Ruf nach Offenburg besteht. Nichtsdestotrotz wäre sein Weggang ein Verlust für ein ökologisches und soziales Köln. Sein streitbares Engagement und stetiges Handeln für „Soziales, Integration und Umwelt“ in Köln wird weit über die Grünen hinaus sehr geschätzt“, betonte der Vorstand der Grünen-Fraktion.

Autor: bfl | aktualisiert
Foto: Harald Rau betritt am 10. Mai 2016 nach seiner Wahl zum Kölner Sozialdezernenten den Ratssaal in Köln