Köln | Der Ebertplatz steht im Fokus von Medien, Politik und Polizei. Die bereits eingeleiteten Maßnahmen – dazu gehören auch verstärkte Streifen von Polizei und den Ordnungsdiensten von Stadt und KVB – und eine nun einberufene Projektgruppe, sollen den Ebertplatz wieder zu einem sicheren Aufenthalts- und Durchquerungsort machen. Ein Projekt das voraussichtlich einige Jahre in Anspruch nehmen wird. Doch wie wird es nun in den kommenden Wochen mit dem Platz weiter gehen? Brunnen e.V. hat dafür am heutigen Montagnachmittag ein Konzept für eine Ausweitung der kulturellen Nutzung und Belebung der Ebertplatzpassage und des Ebertplatzes vorgestellt.

Rückblick der jüngsten Geschehnisse

Der Ebertplatz war zu einem Treffpunkt für Drogendealer geworden, in jüngster Zeit wurde ein Polizist bedroht, ein junger Mann erstochen, ein anderer mit einer abgeschlagenen Glasflasche bedroht und verletzt.

Die ersten Veränderungen am Ebertplatz, seitens der Stadt, sind nun bereits umgesetzt worden. Ende Oktober wurden, zusätzlich zu einer erhöhten Präsenz von Polizei und Ordnungsdienst, bestimmte Stellen des Ebertplatzes neu beleuchtet. Auch wurden die schwächer leuchtenden Glühbirnen in den Laternen durch helle LED-Leuchten ersetzt. Eine verwaltungsinterne Arbeitsgruppe, einberufen von Oberbürgermeisterin Henriette Reker, arbeite derzeit an einem Gesamtkonzept für die Interimszeit bis zur geplanten Neugestaltung des Ebertplatzes.

Die Verwaltung favorisierte für die Interimszeit, vor der Einberufung der Arbeitsgruppe, die Schließung des westlich gelegenen unterirdischen Teil des Ebertplatzes. Die Zugänge sollten zudem zugemauert werden. Das Liegenschaftsamt hatte dafür bereits erste Kündigungen geschrieben und verschickt – und damit seine eigentliche Aufgabe verfehlt: Denn eigentlich sollte das Amt nur prüfen, wie die Verträge gestaltet sind und welche Ausstiegsmöglichkeiten es gibt. In der vergangenen Ratssitzung gestand Oberbürgermeisterin Henriette Reker den Fehler der Stadtverwaltung ein. Die Kündigungen waren ohne Absprache und zu früh erfolgt, sagte Reker, in der aktuellen Stunde.

Es hätte überall passieren können“

Den Ebertplatz nun als Angstplatz zu bezeichnen hält Künstler Michael Nowottny Projektgalerie „Labor“ für übertrieben. „Die jüngsten Ereignisse hätten überall passieren können, nicht nur am Ebertplatz. Die Stadt hat hier einfach über 30 Jahre lang das ‚Licht ausgemacht‘.“

Brunnen e.V. fordert nun: „Ebertplatz beleben statt schließen“

Bevor gehandelt wird, arbeite die Verwaltung derzeit an einem Konzept, dass noch in diesem Jahr für eine Interimsgestaltung vorgelegt werden soll. Als Vertreter der Geschäfte und Kunsträume in der Ebertplatzpassage will Brunnen e.V. der Stadt Köln nun ein Angebot für die Weiterentwicklung des Ebertplatzes machen. Dem Verein sei es wichtig, für die Kultur- und Sozialarbeit, die sie in den vergangenen Jahren am Ebertplatz geleistet und angeboten haben, Anerkennung zu erhalten und nun auch die Möglichkeit zu bekommen, eine sinnvolle Weiterführung und Ausweitung der Angebote in Betracht zu ziehen.

Dafür fordert Brunnen e.V. von der Stadt Köln die kulturelle Nutzung der öffentlichen Verkehrsfläche der Ebertplatzpassage für die gesamte Zwischennutzungsphase. Auch fordert der Verein den Fortbestand aller Mietverträge für Kunsträume, Gastronomie etc. bis zum Ende der Zwischennutzungsphase. Wichtig sei Brunnen e.V. auch eine Dauergenehmigung vom Ordnungsamt für die überdachten Flächen zur unkomplizierten Erweiterung der Arbeit im Außenbereich zu erhalten. „Bei uns im Verein laufen die Planungen und Vorbereitungen diverser Veranstaltungen sehr schnell. Allerdings ist es sehr zeitaufwendig eine Genehmigung vom Ordnungsamt zu erhalten“, erklärt Nowottny. Zudem fordert der Verein auch eine kostenfreie Nutzung der Außenflächen für ansässige Gastronomie.

Brunnen e.V.: „Der Ebertplatz hat Potential“

Wichtig sei Brunnen e.V. auch die Fortführung und Ausweitung ihrer Pionierarbeit besonders deswegen, weil die vier Kunsträume für ihre Kulturarbeit auf dem Platz 2016 für den Kölner Kulturpreis in der Kategorie „Junge Initiativen“ nominiert wurde . In der Begründung für die Nominierung wurden insbesondere das jahrelange Engagement für den Ebertplatz gelobt, erklären Michael Nowottny vom „Labor“ und Maria Wildeis von der Galerie „Tiefgarage“.

Für die Wiederbelebung des Ebertplatzes will Brunnen e.V. Vorschläge von Organisationen und Bürgern kuratieren und koordinieren. Dies würde gleichzeitig dazu führen, dass der Platz für weitere Gruppen der Stadt interessant und somit auch die Dichte der Nutzung erhöht werde, betonen die Mitglieder des Vereins. Denn der überdachte, öffentliche Raum der Ebertplatzpassage ermöglicht es auch bei schlechtem Wetter Veranstaltungen im öffentlichen Raum durchzuführen.

Zudem schlägt Brunnen e.V. vor bestehende Kooperationen zu intensivieren, etwa mit der alten Feuerwache, der Musikhochschule, ON Neue Musik, King Georg und anderen umliegenden Betreiberinnen und Betreibern.

Appell an Kölner Stadtdirektor und Verwaltung

Zu einem Bürgerdialog hatte auch die Kölner SPD vor eineinhalb Wochen eingeladen. Thema: „Wie geht es weiter am Ebertplatz? Braucht es mehr Polizei, mehr Streetworker oder sogar eine Mauer? Wir wollen mit Anwohnern und Betroffenen ins Gespräch kommen und Lösungsansätze diskutieren“.

Teilnehmer war auch Kölner Stadtdirektor Dr. Stephan Keller. Bei dieser Diskussion soll Dr. Keller weiterhin zu seiner Aussage gestanden haben, dass die Schließung der Ebertplatzpassage zu einer Verbesserung auf dem Platz führen könnte, erklärt Künstlerin Meryem Erkus, Vorstand Brunnen e.V. „Wir halten es für nicht richtig, dass Dr. Keller über etwas entscheidet, was er selbst nicht kennt. Er kennt de facto den Ebertplatz nicht, wie er sonst ist“, betont Erkus.

Brunnen e.V. appelliere daher an alle Kooperationspartner der Verwaltung, Politik, Polizei und Bürger. Eine enge Zusammenarbeit sei nach Meinung des Vereins nötig und wünschenswert. Die „Verdrängung der Kriminalität“ am Ebertplatz allein werde, so Brunnen e.V., die Problematik nur an einen anderen Platz verlagern. Hier appelliert der Verein besonders an die Stadt, ihre soziale Verantwortung wahrzunehmen und richtig zu handeln.

Autor: Irem Barlin
Foto: „Wir gehören alle Zusammen“ Brunnen e.V. gemeinsam mit Samuel, Geschäftsführer des Restaurants „African Drum“, und Mesfun, Geschäftsführer von Portico, Plot & Copy Service, in der Ebertplatzpassage.