Köln | Am vergangenen Sonntagmorgen wurde gegen 4:45 Uhr ein 25-jähriger Somalier auf dem Kölner Ebertplatz durch eine Stichverletzung nach einem Streit getötet. Er verblutete auf dem Ebertplatz und ist innerhalb von zwei Jahren das zweite Todesopfer. Tagsüber spielen Kinder auf dem Platz und mit einem Budget von 1,5 Millionen Euro für drei Jahre gelang es der Stadt den Platz wiederzubeleben. Auf die Frage wie das aktuelle Sicherheitskonzept für den Platz aussieht schweigen das Ordnungsamt der Stadt Köln und die Polizei Köln. Selbst einfachste Fragen können die beiden Behörden nicht beantworten.

Keine Antwort auf einfache Frage

Am Nachmittag des Sonntags an dem der junge Somalier starb, standen der Kölner Stadtdirektor Dr. Stephan Keller und der Kölner Polizeipräsident Uwe Jacob den Medien Rede und Antwort. Eine Frage dieser Internetzeitung, die offensichtlich erscheint, konnten beide adhoc nicht beantworten: Wie oft waren Kräfte von Polizei und Ordnungsamt in dieser Nacht auf dem Ebertplatz unterwegs? Jacob sagte in bester Sonntagsredenmanier: „Wir sind jeden Tag auf dem Platz unterwegs“. Was auch immer das heißen mag und ob dies die Nacht einschließt, lässt der Polizeipräsident offen und entgegnet fast schon patzig: „Auch wenn fünf Minuten zuvor ein Streifenwagen auf dem Platz gewesen wäre, hätte dies die Tat nicht verhindert.“ Woher will er das wissen? Mehr als Spekulation ist dies nicht. Keller und das Ordnungsamt der Stadt Köln antwortet gar nicht.

Noch am gleichen Sonntag um 15:19 Uhr stellte diese Internetzeitung die Frage erneut an die Kölner Polizei. Wir dokumentieren hier die Fragen an die Kölner Polizei, die bislang, trotz erneuter Anfrage unbeantwortet geblieben sind:

<OL><LI>Wie oft wurde der Ebertplatz in der vergangenen Nacht von der Kölner Polizei bestreift, bitte grenzen Sie den Zeitraum zwischen 20 Uhr und 5 Uhr morgens ein und bitte ohne den Ursprungseinsatz 4:45 Uhr Schlägerei vor dem African Drum?

</LI><LI>Gab es gemeinsame Einsätze mit dem Ordnungsamt der Stadt Köln?

</LI><LI>Ist dies ein üblicher Turnus zur Bestreifung des Ebertplatzes?

</LI><LI>Gibt es Vorgaben für die zuständige Dienststelle, wie oft in der Nacht der Ebertplatz bestreift wird oder entscheidet die jeweilige PI nach eigener Lageeinschätzung, etwa Kräfte die zur Verfügung stehen oder anderer Einsätze?

</LI><LI>Wir gehen davon aus, dass die PI Stolkgasse für den Ebertplatz zuständig ist. Ist diese derzeit vollständig besetzt oder gibt es durch die Schulferien in NRW dort aktuell Personalengpässe?

</LI></OL>

Alle diese Fragen beantwortete die Kölner Polizei nicht bis heute 17 Uhr. Gäbe es bei Stadt und Polizei ein Konzept und Strategie würde es den beiden Behörden nicht so schwer fallen, einfache Antworten zu geben. So ist davon auszugehen, dass bei der Bestreifung das Prinzip Zufall waltet und sowohl bei der Stadt wie der Polizei keine Kontrolle stattfindet, ob überhaupt Streifen auf dem Ebertplatz unterwegs sind. Vor dem Hintergrund der vielen Menschen die sich auf dem Ebertplatz engagierten und dem Budget von 1,5 Millionen Euro zur Belebung des Platzes ist es schlicht nicht nachzuvollziehen, dass es anscheinend kein Sicherheitskonzept gibt zumindest bis zur Installation der Videoüberwachung, die aber alleine auch nicht ausreichen wird.

Ein Satz wie „Wir sind jeden Tag auf dem Platz unterwegs“ muss bei denen die sich engagieren wie Hohn klingen. Und es geht nicht um den Tag sondern vor allem um die Nacht. Stadt und Polizei Köln sind in der Verpflichtung darüber Nachweis zu führen, dass sie eine Sicherheitsstrategie und -konzept haben und müssen dies belegbar nachweisen sowie nachhalten, sonst handeln sie verantwortungslos. Dies zu kontrollieren ist zudem Aufgabe des Innenministeriums NRW im Bereich der Polizei und der Politik im Kölner Stadtrat.  Es muss also nicht über das am Tag und frühen Abend vorbildlich funktionierende Konzept zur Belebung des Platzes diskutiert werden sondern über das fehlende Sicherheitskonzept der Polizei Köln und des Ordnungsamts der Stadt Köln in der Nacht. Vor allem weil der Polizeipräsident Uwe Jacob, um seine Videoüberwachung durchzusetzen, den Platz selbst als „Brennpunkt“ bezeichnet.

Autor: Andi Goral
Foto: Am Sonntagmorgen gegen 5:55 Uhr nach der Bluttat auf dem Ebertplatz waren viele Einsatzkräfte auf dem Platz und sperrten diesen ab.