Köln | Blinde Menschen benötigen ein ertastbares System mit dessen Hilfe sie sich orientieren können und sich eine räumliche Vorstellung ihrer Umgebung machen können. Für sehbehinderte Menschen ist es wichtig, dass sich die Bodenbeläge kontrastreich voneinander unterscheiden. Um den Betroffenen genau das zu ermöglichen, hat sich ein Gremium der Stadt Köln zusammen geschlossen. Am Kolkrabenweg in Köln kann man nun erste Umsetzungen feststellen.

Die Orientierung auf großen Flächen oder das Auffinden von Haltestellen und öffentlichen Gebäuden stellt blinde und sehbehinderte Menschen oft vor beinahe unlösbare Aufgaben. Nun hat man sich der Aufgabe gestellt den betroffenen ihren Alltag so angenehm wie möglich zu gestalten.

Bereits seit 2005 werden taktile Elemente in den Bordstein eingebaut. Seit dem Jahr 2009 gibt es auch die akustische Erweiterung. „Wir versuchen sehr offensiv mit diesem Thema umzugehen“, so Klaus Harzendorf, Leiter des Amtes für Straßen und Verkehrstechnik. „Wie kommen Menschen mit Behinderung möglichst komfortabel zum Ziel?“ war bei der Planung führender Leitsatz. „Aufgrund der unterschiedlichen Ansprüche gibt es drei verschiedene Elemente, die wir eingesetzt und verbessert haben“, Klaus Harzdorf weiter. Zum einen gäbe es den „Leitstreifen“ – Dieser besteht aus Rippenplatten und hat eine längs gerichtete Rippenstruktur. Diese besondere Struktur dient zur Führung, denn die Ausrichtung der Rippen zeigt die Laufrichtung an.

„Abzweigefeld“ zeigt Richtungswechsel an

Das so genannte „Abzweigefeld“ signalisiert eine Verzweigung oder eine starke Richtungsänderung. Damit sich das quadratische Feld deutlich vom Leitstreifen unterscheidet, besitzt es eine Noppenstruktur. Horst Ladenberger, Leiter des Zentrums für selbstbestimmtes Leben und selbst an den Rollstuhl gebunden gab zu bedenken: „Die kleineren Noppen sind für uns Rollstuhlfahrer nur ein Kompromiss. In erster Linie ist es eine Hilfe für die Blinden. Es hilft aber den Querelen aus dem Alltag zu entgehen“.

Das dritte Element nennt sich „Auffindestreifen“. Dieser ist über die gesamte Breite des Gehwegs verlegt. Er soll auf ein seitlich gelegenes Ziel hinweisen. Wenn es sich bei dem Ziel um eine Bushaltestelle oder ein öffentliches Gebäude handelt, besteht er aus Rippenplatten. Noppenplatten weisen auf eine Ampel oder einen Zebrastreifen hin. Klaus Harzendorf hofft, dass sich Köln durch diese Maßnahmen einer idealen Ausgestaltung für Menschen mit Handicap nähert.

Laut dem Bezirksbürgermeister (Stadtbezirk Ehrenfeld) Josef Wirges, habe die Stadt mit der Verbesserung des Straßenwesens auch im Sinne des Bundesgleichstellungsgesetz gehandelt. „Wir haben hier einen Vorgriff getan auf das was später einmal die Norm wird. Sicherlich wird das zwei Sinne Prinzip (akustisch und fraktil) Bundesweit Standard werden. Köln hat so gesehen eine Vorreiterfunktion.“ Marita Reinecke, Behindertenbeauftragte der Stadt Köln, betonte dabei, dass nicht auf Bußgeld sondern auf Einsicht und Überzeugung gesetzt wird. „Es geht uns darum, dass Menschen mit Behinderung ohne Probleme allein klar kommen sollen, deswegen war es uns auch unheimlich wichtig Menschen bei der Planung dabei zu haben, die das System am Ende nutzen. Ohne die Betroffenen geht es nicht, dann ist das ganze vielleicht gut gemeint, aber nicht hilfreich“ Flyer die über das System informieren, gibt es in jedem Ratshaus der Stadt Köln und kann auch im Internet eingesehen werden.

Autor: Annika Knetsch
Foto: Auf dem Bild zu erkennen sind die „Noppen- und Rippenstrukturen“, die besonders für blinde Menschen eine starke Erleichterung bilden