Auch am Aschermittwoch gibt der Narr keine Ruhe. Beim Katerfrühstück der Arbeitgeber im Hotel Pullman verlas Reinhardt Pede mit einem „Blick in die Glaskugel“ Nachrichten aus dem Jahre 2020. Die prognostizieren: Köln wird zu einem internationalen Freizeitpark mit dem Slogan „Köln – ohne Industrie – mit Spaß“. Der Deutzer Hafen wird zum Cologne Venice Beach ausgebaut, Ford wird das letzte Industrieunternehmen in Köln sein und die Agentur für Arbeit muss Facharbeiter zu Stadtführern umschulen. Eine scheinbar fröhliche, doch beängstigende Zukunft der Stadt.

Die anschließende Diskussion widmete sich daher insbesondere der Frage, wie die Kölner Politiker ein solche Zukunft verhindern wollen. Darin diskutierten in einer ersten Runde Winrich Granitzka, Fraktionsvorsitzender der CDU im Kölner Rat, Jürgen Roter, Oberbürgermeisterkandidat der SPD und Bündnis90/die Grünen, Ralph Sterck, Fraktionsvorsitzender der FDP im Kölner Rat, und Barbara Moritz, Vorsitzende Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen, wirtschaftspolitische Zukunftsfragen. Forderungen und Positionen der Arbeitgeber wurden anschließend in einer zweiten Runde mit Michael Jäger, Vorsitzender Arbeitgeber Köln e. V., Oberbürgermeister Fritz Schramma, Nicolai Lucks, Kreishandwerksmeister und stv. Vorsitzender Arbeitgeber Köln, und Anton Bausinger, Vorsitzender Bauindustrieverband NRW Geschäftstelle Köln, besprochen. Moderiert wurde das Gespräch von Claudia Schell.

Eine Tiefgarage unter dem Ebertplatz
Einig waren sich die Vertreter der Kölner Parteien darin, dass der Masterplan des Architekturbüros Speer gute Vorschläge zur Neugestaltung der Kölner Innenstadt liefert. Gelobt wurde von Barbara Moritz insbesondere, dass der Masterplan die gesamte Kölner Innenstadt in den Blick nimmt. Differenzen gab es bei den Kölner Politikern allerdings bei der Frage, welche der Vorschläge umgesetzt werden sollen. Jürgen Roters sah insbesondere beim Ausbau des Grüngürtels und einer Verschönerung des Campusgeländes Handlungsbedarf. Winrich Granitzka kritisierte am Masterplan dass der Verkehr zu kurz komme. Er forderte daher eine Tieferlegung der Nord-Süd-Fahrt und eine daran angeschlossene Umgestaltung des Opernplatzes. „So wäre die Stadt nicht länger getrennt.“, sagte Granitzka. Ralph Sterck wünschte sich einen Ausbau des Barbarossa- und des Ebertplatzes. Für den Ebertplatz könne er sich eine Tiefgarage unter dem Platz vorstellen.

Köln als Industrie-Standort?
Gerade die letzten Tage lassen die Prognose der Glaskugel, Kölner würde ein Freizeitpark werden, nicht unwahrscheinlich erscheinen. Doch wie sieht es mit der Stadt als weltweiter Industrie-Standort aus? Jürgen Roter räumte dazu ein: „Es gibt Städte, die sind in vielen Bereichen weiter als wir. Gerade darum brauchen wir Begeisterungsfähigkeit für das Neue.“ Die Stadt dürfe jedoch nicht ausschließlich auf Innovationen setzen, sondern müsse auch die industrielle Produktion fördern. Darin waren sich SPD, CDU, FDP und Bündnis 90/ die Grünen einig. Barbara Moritz appellierte an die Gesetzgeber, die Gesetz der Gegenwart anzupassen. „Industrie stinkt nicht mehr und ist meist auch nicht giftig. Warum gelten immer noch die Abstandsgesetze?“ Diese verbieten eine Bebauung in unmittelbarer Industrie-Nähe.

Konjunkturpaket II
Nicolai Lucks kritisierte den derzeitigen Plan nur ein Drittel der Gelder aus dem Konjunkturpaket II in der Region Köln zu investieren. Insgesamt wird der Stadt Köln 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. „Wir haben das Geld nur geliehen. Unsere Bürger müssen es zurück zahlen. Dann sollte man es auch bei ihnen lassen.“ Anton Bausinger fügte hinzu, die Verwaltung der Stadt solle mehr mit der Wirtschaft zusammenarbeiten und die Vergabe der Gelder flexibler gestalten. Dazu erklärte Oberbürgermeister Fritz Schramma, dass eine vereinfachte Vergabe bereits geplant sei. Bis zu einem Betrag von 100.000 Euro soll es künftig eine freie Vergabe geben. Aufträge darüber hinaus sollen in einer beschränkten Vergabe verteilt werden. Damit wolle die Stadt insbesondere kleinere und mittelständische Unternehmen unterstützen. Schramma forderte die Unternehmen der Region dazu auf, sich bei der Stadt zu bewerben.

„Köln ist ein Gefühl“
Immer mehr Städte legen sich einen Slogan zu, mit dem sie sich der Welt präsentieren. KölnTourismus hat in diesem Zusammenhang den Slogan „Köln ist ein Gefühl“ vorgestellt. Oberbürgermeister Fritz Schramma sieht darin jedoch nur Touristen angesprochen. „Wir brauchen einen Slogan, der einladend, webend und vor allem aussagekräftig ist.“ Er kündigte an, in den nächsten Monaten einen entsprechenden Slogan vorzustellen. Nötig sei eine derartige Vermarktung der Stadt, da „Köln auf der Welt nicht so bekannt ist, wie wir glauben.“, so der Oberbürgermeister.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung