Euskirchen | ständig aktualisiert | In der nordrhein-westfälischen Stadt Euskirchen kam es bei Zerkleinerungsarbeiten von Abbruchmaterial mit einem Bagger auf einem Betriebsgelände am Freitagmittag zu einer Detonation, bei der ein Mann getötet und dreizehn weitere Personen verletzt wurden, zwei davon schwer. Der schwedische Autor Christer Bergström, der ein Buch über die Rolle Euskirchens im 2. Weltkrieg verfasste, hat einige interessante historische Fakten per E-Mail an die Redaktion von report-k.de geschickt.

Fotostrecke: Das Gelände in der Alfred-Nobel-Straße nach der Detonation >>

[infobox]4.1.2013, 14:07 Uhr > Die Redaktion von report-k.de erreichte eine Mail des schwedischen Autors Christer Bergström, der ein Buch über die Rolle Euskirchens in der Ardennen-Offensive im Winter 2014 schrieb, dass zum 70sten Jahrestag im Dezember 2014 erscheinen soll. In der Mail macht sich Bergström Gedanken zur gestern explodierten Bombe:

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Bombe aus dem zweiten Weltkrieg, die heute in Euskirchen explodiert ist und einen Menschen getötet und mehrere  verletzt hat, eine US-amerikanische Bombe war.  

Die kleine Stadt Euskirchen (nur 14,000 Einwohner während des zweiten Weltkriegs) wurde von den meisten Bombenangriffen im zweiten Weltkrieg verschont. Als die Deutschen am 16. Dezember 1944 überraschenderweise ihre Ardennnenoffensive starteten, wurde die Stadt aufgrund ihrer wichtigen Bahnabzweigung hinter der Ardennenoffensive zum Hauptangriffsziel. Um zu verhindern, dass die „US superior air force“ eingreifen konnte, startete Hitler die Ardennnenoffensive vor einer zu erwartenden Schlechtwetterphase. Als sich jedoch das Wetter am 23. Dezember 1944 aufklärte, attackierten US-Bomber 15 Kommunikationsziele hinter der deutschen Ardennnenfront. Eines der wichtigsten Ziele war Euskirchen und die „Marauder Bombers“ der 322. Bombergruppe wurden mit dem Angriff auf dieses Ziel beautragt. Der Bombenangriff auf Euskirchen war ein voller Erfolg. Ein Augenzeuge beschreibt Euskirchen nach dem Angriff als „ein Feld aus Bombenkrater“.

Ich bin Autor von 23 Bücher über den zweiten Weltkrieg. In meinem neuesten, recht großen Buch (Großformat, 500 Seiten) beschreibe ich auf drei Seiten den Bombenangriff auf Euskirchen. Das Buch mit dem Titel „The Ardennes 1944-1954: Hitler’s Winter Offensive“ thematisiert die Ardennenoffensive im zweiten Weltkrieg. In Anbetracht des 70. Jahrestags der Ardennenoffensive („Battle of the Bulge“) im Dezember 2014, wird das Buch in diesem Zeitraum in englischer Sprache veröffentlicht werden.  

Siehe: http://www.bergstrombooks.se/englishindex 

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17:47 Uhr > Ermittlungen dauern an – Identität des Baggerfahrers unklar

Der tote Baggerfahrer wurde von einem Bestattungsunternehmen geborgen und befindet sich nicht mehr auf dem Gelände. Seine Identität ist derzeit noch nicht geklärt. Die Beamten der Kriminalpolizei und des LKA setzen ihre Ermittlungen fort. Das mittlerweile dunkle Gelände wird von der Feuerwehr ausgeleuchtet. Die Ermittlungen werden sich bis in die Abendstunden hinziehen.

Die Polizei hat inzwischen den Pächter des Geländes festgestellt. Es ist ein Unternehmen aus Euskirchen, das Abbruch- und Erdarbeiten durchführt. In der Alfred-Nobel-Straße, in der sich das Unglücksgrundstück befindet, werden gerade die letzten geborstenen Fenster und Rolläden repariert.

Die Polizei geht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon aus, dass Kriegsmunition für die Detonation verantwortlich war. Welchen Typs oder welcher Art, müssen die Beamten nun anhand der gefundenen Teile feststellen.

16:56 Uhr > LKA und Kripo nehmen Ermittlung auf

Beamte des Landeskriminalamtes NRW und Kriminalbeamte der Polizei Euskirchen haben die Ermittlungen aufgenommen. Derzeit wird die Leiche des Baggerfahrers geborgen.

16:32 Uhr > Detonation richtet weiträumig Schaden an – 13 Verletzte

Nach Angaben von Polizeisprecher Norbert Hardt ist der Sprengkörper um 13.30 Uhr explodiert. Sofort danach wurden Rettungskräfte vor Ort gebracht, insgesamt rund 100 Rettungskräfte von Polizei und Feuerwehr Euskirchen zu Beginn. Der Baggerfahrer ist tot. Es gab in unmittelbarer Nähe der Unglücksstelle zwei schwer verletzte Personen und auf dem Betreibsgelände insgesamt weitere elf leicht Verletzte. Mittelerweile sind Einsatzkräfte des Landeskriminalamtes, der Polizei Euskirchen sowie rund 100 Rettungskräfte der Feuerwehr Euskirchen vor Ort, die Unglücksstelle ist weiträumig abgesperrt.

Der Bagger muss gebrannt haben, wurde aber von der Feuerwehr nicht gelöscht. Unklar ist, um welche Art von Sprengstoff es sich gehandelt hat und wo sich dieser genau befand (zumindest lässt die Polizei dies derzeit offen.) Der Kampfmittelräumdienst der Bezirksregierung ist vor Ort. Der Polizeisprecher formulierte vorsichtig, es könnte sich um Weltkriegssprenstoff handeln, so die Mutmaßung der Experten, sicher könne man sich aber erst sein, wenn Teile des Sprengkörpers gefunden worden sind.

Die Detonation führte im Umkreis von 300 bis 400 Metern zu Schäden an Fenstern und Dächern von Häusern. Es soll allerdings außerhalb des Betriebsgeländes keine Verletzten gegeben haben. Eine angrenzende Lagerhalle von DB Schenker ist fast völlig entglast. Auch abgestelle PKW zeigen deutliche Spuren der Druckwelle.

Polzeisprecher Hardt teilt mit, dass nicht bekannt ist, wer Eigentümer des Geländes sei, welches Unternehmen auf dem Gelände gearbeitet habe und was deren Tätigkeitsschwerpunkt war.

14:55 Uhr > Bombe explodiert – Baggerfahrer getötet

Der Unfall ereignete sich nach ersten Angaben der Polizei Euskirchen auf dem Betriebsgelände einer Firma für Annahme und Zerkleinerung von Abbruchmaterial. Bei einer solchen Zerkleinerung von Abbruchmaterial war ein Baggerfahrer mit seiner Baggerschaufel auf eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gestoßen, die darauf detoniert war. Der Baggerfahrer wurde dabei getötet, drei weitere Personen wurden dabei verletzt, eine Person schwer.

Autor: Andi Goral
Foto: Beamte von LKA und Kripo beginnen mit der Spurensuche.