Köln übernimmt Fertigung des neuen Eco Boost Motors
Der Autohersteller Ford will in seinen Kölner Standort 200 Millionen Euro investieren. Damit sollen die 17.000 Beschäftigten ihre Stellen halten können. Das Motorenwerk übernimmt die Produktion eines neuen Benzinmotors mit kleinem Hubraum und einer neuartigen Eco Boost-Technik. Die Fertigung umfasst sowohl die mechanische Fertigung von Zylinderblöcken und Kurbelwellen als auch die Montage des Motors. Ein Großteil der derzeit Beschäftigten im Werk, wo noch die V6-Produktion bis 2010 läuft, soll diesen neuen Motor fertigen. Damit ist Köln das erste Werk, das diesen Motor in einer Stückzahl von 350.000 im Jahr herstellt. Voraussichtlich 2011 wird das erste serienmäßige Exemplar die Produktionshallen verlassen. Köln teilt sich die Produktion mit dem rumänischen Craiova. Umgerüstet wird die Herstellung des Ford Mondeo auf umweltfreundlichere CNG und LPG-Antriebe. Zuvor war befürchtet worden, dass das Kölner Werk zugunsten des Rumänischens geschlossen werden könnte.

Kapazitäten werden geringerer Nachfrage angepasst
Ford leidet unter einem anhaltenden Nachfragerückgang in Europa und in den USA: Nach Unternehmensangaben wird das frühere Niveau von 17 bis 18 Millionen Einheiten kurzfristig nicht erreicht werden. Mittelfristig geht Ford von 16 Millionen aus. Langfristig sei ein Niveau von 17 bis 18 Millionen möglich. Ebenso führten Überkapazitäten zu verstärkten Wettbewerbstätigkeiten. „Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, dass wir unsere Kapazitäten der geringeren Nachfrage anpassen, die eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen fortsetzen und unsere künftigen Produktpläne soweit möglich erhalten, um auch zukünftig eine starke Wettbewerbsposition einzunehmen.“, sagt Bernhard Mattes, Vorsitzender der Ford-Geschäftsführung. Deshalb waren Verträge mit Zeitarbeitern nicht mehr verlängert worden und die Zahl der Agenturkräfte verringert worden.

Mehr Gehalt für Mitarbeiter vereinbart
Die Tariferhöhung und deren Umsetzung für die 24.000 Beschäftigten der Ford-Werke in Deutschland soll in zwei Schritten erfolgen: Rückwirkend zum 1. Februar 2009 werden die Bruttoentgelte um 1,1 Prozent unter Anrechnung von einem Prozentpunkt laut einer Investitionssicherungsvereinbarung vom März 2006 erhöht. Zum 1. Mai 2009 in einem zweiten Schritt um weitere 2,1 Prozent. Die tarifliche Einmalzahlung in Höhe von 122 Euro erfolgt im September 2009. „ Dieses Verhandlungsergebnis kann vor dem Hintergrund der Krise gar nicht hoch genug bewertet werden.“, sagt Dieter Hinkelmann, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats bei Ford. "Es wäre auch niemals zustande gekommen, wenn die Belegschaften nicht so eng zusammengestanden hätten." Gleichzeitig gab Hinkelmann zu bedenken, dass die Vereinbarungen kein Allheilmittel seien: „Um die Krise zu bewältigen, brauchen wir andere, flexible Instrumente, nämlich die, die wir heute auch schon in vielen Bereichen anwenden – wie Kurzarbeit, die Vereinbarung kollektiver Freischichten.“, so Hinkelmann.

Personalbedarf in Saarlouis soll überprüft werden
Der zweite deutsche Ford-Standort Saarlouis bleibt laut Planungen das Stammwerk für alle Modell-Varianten der kommenden Generation des Ford Focus. Die gegenwärtige Nachfrageschwäche soll durch die Fortsetzung der Kurzarbeit in Saarlouis abgefedert werden. Indes werden die aktuell in Saarlouis gefertigten Baureihen Ford Kuga und Ford C-MAX dort nicht ersetzt, wenn deren Produktion ausläuft. Für die dortigen Mitarbeiter bedeuten die weiteren Entscheidungen der Geschäftsführung 20 Tage Kurzarbeit zusätzlich zu den Urlaubs- und Freischichtentagen im ersten Halbjahr 2009. „Entsprechend der Nachfragesituation werden wir fortlaufend unseren Personalbestand am Standort Saarlouis überprüfen.“, sagte Ford-Chef Mattes.

Das spanische Werk in Valencia wird ab Mai von einem drei Schicht Betrieb auf einen Betrieb in zwei Schichten umgestellt. Die Produktion des aktuellen Fiesta-Modells wird dort fortgesetzt, ebenso die der Nachfolger des Ford C–Max. Zusätzlich wird das Werk später in diesem Jahr eine neue Version des Eco-Boost Motors herstellen.

Rüttgers begrüßt Investitionen
Positive Effekte hatte das Unternehmen durch die Einführung der Umweltprämie erfahren. Die Nachfrage nach dem Ford Fiesta stieg an, so dass Sonderschichten für dessen Produktion eingerichtet werden mussten. „Wir befürchten, dass die Nachfrage nach Auslaufen der Umweltprämie nicht mehr so hoch sein wird.“, sagte Mattes. „Wir plädieren für eine Verlängerung. Wir haben aber noch kein Gespräch mit Frau Merkel darüber geführt.“ Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hat die Investitionsentscheidung von Ford für das Motorenwerk in Köln begrüßt. „Die Investition von 200 Millionen Euro sichert Arbeitsplätze und hilft in der Krise. Zukünftig werden in Köln noch umweltfreundlichere Motoren gebaut. Das ist ein gutes Signal für den Standort Nordrhein-Westfalen.“, sagte Rüttgers.

Aktualisiert: [15:48 Uhr]
Ebenfalls begrüßte NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben die heutige Investitionsentscheidungfür das Motorenwerk in Köln begrüßt: "Das ist ein guter Tag für den Automobilstandort Nordrhein-Westfalen und für die Beschäftigten des Kölner Ford-Werkes. Die Entscheidung zeigt, dass Nordrhein-Westfalen beste Chancen hat, im Standortwettbewerb mitzuhalten. Ich freue mich, dass es trotz der Wirtschaftskrise nicht zu betriebsbedingten Kündigungen kommt und die Mitarbeiter in der Produktion von kleinen und verbrauchsarmen Fahrzeugen eingesetzt werden, die weiterhin verstärkt ihren Markt finden."  Und Thoben weiter: "Die Akzeptanz der verbrauchsarmen Kleinfahrzeuge bestärkt uns darin, neue Wege zu alternativen Antrieben bei Fahrzeugen zu gehen", sagt Thoben. Nordrhein-Westfalen wolle sich als Energie- und Au­toland zu einer Modellregion für Elektromobilität entwickeln. Durch die Elektrifizierung des Antriebsstrangs ergäben sich große Potentiale für den Standort und die Wertschöpfung im Land.

 
Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma freut sich ebenso: „Meine Hochachtung vor der Geschäftsführung, Gewerkschaften und den Mitarbeiterver-tretern: In einer gemeinsamen Kraftanstrengung ist es gelungen, dem Motorenwerk eine hervorragende Perspektive für die Zukunft zu geben“, so Schramma. „Ich bin mir sicher, dass die Motorenfertiger in Köln auch beim EcoBoost-Motor den Maßstab für Qualität und Produktivität setzen werden!“

Wittich Rossmann, Chef der IG Metall in Köln, sieht sich in seiner Ansicht bestätigt, dass das Kölner Werk nicht gefährdet gewesen sei und kritisiert Professor ferdinand Dudenhöfer. Der hatte im vergangenen Oktober nach Ausbruch der Finanzkrise in einem Interview mit der Berliner Zeitung gesagt: "Nach Ausbruch der Finanzkrise legte Prof.Dudenhöfer in der Berliner Zeitung am 10.Oktober 2008 nach: “Europaweit werden ganze Werke davon betroffen sein, unter anderem das Ford-Motorenwerk in Köln. Das ist nicht mehr zu retten, das ist nach meiner Einschätzung weg,’ sagte Dudenhöfer.“

Wittich Rossmann führt an, dass Dudenhöfer sich geirrt habe: "[…] völlig vernachlässigt wurde von Dudenhöfer, dass die Kosten für die Anlageinvestitionen in ein neues Motorenwerk (im wesentlichen Bearbeitungszentren und Anlagen des europäischen Maschinenbaus) sich zwischen Deutschland und Rumänien nicht unterscheiden. Auch wesentliche Rohstoff- und Energiepreise sind inzwischen Weltmarktpreise. Wesentliche Komponenten (Motorblöcke, Einspritz- und Abgasnachbehandlungssysteme), die in Motorenwerken verbaut werden, werden von Zulieferern zu Preisen geliefert, die unabhängig vom Standort des Montagebetriebes sind. Wissenschaftliche Analysen zu Standortfragen und Verlagerungen sehen anders aus als die oberflächlichen, häufig widersprüchlichen Presseinterviews eines blamierten Autoexperten" (report-k.de berichtete >>> ) .

Nadin Hüdaverdi für Report-k.de/ Kölns Internetzeitung