Franka Hörnschemeyer präsentiert ihre Audioarbeit im Museum Schnütgen. Foto: Eppinger

Köln Wer derzeit in der Dauerausstellung des Museums Schnütgen mit ihren mittelalterlichen Exponaten unterwegs ist, dem begegnen plötzlich ungewohnte Begriffe wie “Fliesenspiegel”, “Maschinenraum” oder “Notausstieg”. Sie stammen von drei schmalen schwarzen Lautsprechern, die in den verschiedenen Gebäudeteilen des Museums ihren neuen Platz gefunden haben.

Mit ihnen bringt die Künstlerin Franka Hörnschemeyer ihre 2020 geschaffene Audioarbeit “Gipskartonfeuerschutz” nach Köln, die Stadt, in welcher der Ausgangspunkt des Projekts Anfang der 90er Jahre entwickelt worden ist. Damals entstand das Künstlerbuch GKF in einer Auflage von 150 Unikaten. Diese wurden aus Architekturplänen gefertigt, welche die Künstlerin in Köln bei verschiedenen Architekten binnen von zwei Jahren gesammelt hatte.

“Anfangs war es schwer, an diese Pläne zu kommen, später füllten diese fast eine Garage. Sie umfassen den Zeitraum von den 1950er bis zu den 1990er Jahren. Sozialer Wohnungsbau gehört genauso dazu wie Luxuswohnungen, Büroflächen, Schulen, Grünanlagen oder auch ein Schlachthof”, berichtet die Künstlerin, die für ihr Künstlerbuch, die Pläne thematisch und auch chronologisch sortiert hat, sodass jedes der 150 Exemplare das komplette Spektrum umfasst.

Die Wörter und ihre Zeit

“Die technischen Begriffe aus den Plänen haben mich das ganze Leben begleitet und sind ein fester Bestandteil meiner Arbeit geworden. Sie drücken den Raum aus, der von uns in der Nachkriegszeit geschaffen wurde und der sich bis in die 1990er Jahre weiterentwickelt hat. Das ist kein spröder und trockener Text, sondern steht für die Psychologie der Zeit.”

In den 150 Künstlerbüchern finden sich zudem abstrahierte Aufnahmen von Rheinkieseln, welche Hörnschemeyer gesammelt hat. “So entsteht eine Dramaturgie der Steine”, erklärt die Künstlerin. Zwei der Bücher gehörten dank der Kunststiftung NRW genauso wie die Audioarbeit nun zur Sammlung des Museums, das diese zunächst bis zum 21. Januar präsentiert.

Architektur-Meditationen im Museum

Dazu kommt eine digitale Version, in der die Besucher dank eines Touchscreens auch blättern können. Zu sehen gibt es unter anderem einen Plan für das Gelände des heutigen Kulturquartiers am Neumarkt, das damals noch von der Kunsthalle und dem auf die romanische Kirche St. Cäcilien konzentrierten Museums Schnütgen bestimmt wurde.

Aus den 1992 geschaffenen Künstlerbüchern ist 2020 die ebenfalls im Museum Schnütgen erfahrbare Audioarbeit entstanden. Diese hat eine Dauer von insgesamt 17 Stunden und wirft die Wörter alle 22 Sekunden wie aus dem Nichts in den Museumsraum mit seinen mittelalterlichen Skulpturen und Glasmalereien. “Wenn man gerade das gesagte Wort vergessen hat, kommt direkt das nächste ganz unvermittelt an das Ohr des Besuchers und sorgt für Irritation”, sagt Hörnschemeyer, die die richtigen Intervalle genau ausgetestet hat.

Infobox:

Zur Person: Franka Hörnschemeyer setzt sich in ihrem Werk seit den frühen 90er Jahren künstlerisch mit Architekturen und Orten auseinander. Ihre Kunstwerke reichen von kleineren Objekten hin bis zu Konstruktionen, die große Räume ausfüllen. Zu den Stationen ihres Lebens zählen New York und Köln. Heute lebt und arbeitet sie in Berlin und ist Professorin für Skulptur an der Kunstakademie Düsseldorf.

Termine: Am 7. und 21. November gibt es im Museum Schnütgen anlässlich der Sonderausstellung Architektur-Meditationen, welche die Gelegenheit bieten nach der regulären Museumsöffnung über die sinnliche Erfahrung der Audioarbeit in der Umgebung der mittelalterlichen Kunstwerke mit anderen zu sprechen, nachdem sie in Stille erfahren werden konnte. Anmeldung: museum.schnuetgen@stadt-koeln.de