Köln | Seit Wochen und Monaten können die Kölner Bürger die Treppe sehen. Sie strahlt hell und weiß am Deutzer Rheinufer. Jetzt öffnet die Stadt am Montag, den 13. Juli 2015 einen Teil der Treppe. Oberhalb des freigegebenen Abschnittes wird dann bis Oktober der Rheinboulevard fertig gestellt.

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Der ultimative Blick

Es ist ein faszinierender Ort, das rechte Rheinufer Kölns. Ja, wegen des Blickes auf das Rheinpanorama der größten Stadt Europas im Mittelalter, den Dom, die Brücken, die Ruderer die pfeilschnell den Rhein hinabsausen, die dicken Frachtpötte, aber auch die Deutzer Hochbauten, wie LVR Turm, oder Lanxess Gebäude. Das ist das Heute. Aber für Menschen mit einem Faible und Empathie für Geschichte wirkt der Ort noch einmal ganz Besonders. Vor allem wenn der Direktor des Römisch Germanischen Museums in fünf Minuten 1.700 Jahre Geschichte erklärt und man vor den Gräbern aus dem achten bis zehnten Jahrhundert steht und auf die frühen Kölnerinnen und Kölner blickt. Dann erinnert man sich, dass hier einmal ein Spazierweg war und man diesen schon häufig entlanglief, ohne zu wissen, dass dort einst ein Friedhof war.

1.700 Jahre Geschichte von Religion, Armee und Mobilität

Rund 300 Skelette will man bergen, sagt Trier. Es sei der alte Deutzer Ostfriedhof und hier lägen die Gebeine der Gemeinde von St. Urban. Trier schätzt, dass rund 1.000 Skelette auf der Fläche verteilt seien. Die Gebeine würden jetzt anthropologisch untersucht und dann in der Gemeinde St. Heribert wieder bestattet. Es ist erstaunlich wie gut die Gebeine der Toten erhalten sind, Kinder sind zu erkennen. Das archäologische Team geht sehr behutsam vor. Mit Pinsel und Pinzette werden die Skelette bei brütender Hitze freigelegt. Das Team sucht immer wieder den Schatten der Mauer. Es ist ein großartiger Bestand eines mittelalterlichen Friedhofes. In Deutz spiegeln sich 1.700 Jahre Stadtgeschichte. Das altrömische Kastell, darüber eine Ritterburg, die Kaserne der Preußen und der Wendebahnhof der Bergisch Märkischen Eisenbahn. Und Teile davon stecken jetzt wieder im Rheinboulevard, auch wenn die alten Sackträgertreppen, über die man früher die Rheinschiffe entladen hatte jetzt nicht mehr zu sehen sind. Über die Jahrhunderte wurde Deutz immer wieder neu gestaltet unter Einbeziehung bereits vorhandener Elemente. Ein Kulturort menschlicher Besiedelung von besonderer Art, der von Verteidigung, Glauben und Mobilität erzählt.

Für Kölner Verhältnisse sehr edel umgesetzt

Die neue Freitreppe ist gigantisch und für Köln sehr edel gestaltet. Wer auf der weißen ins cremefarbige changierende Treppe steht, hofft, dass sie nicht verkommt, wie so viele Ort in Köln. 1.700 Fertigteile, darunter viele Einzelanfertigungen wurden auf einer Flachgründung verlegt. Flachgründung deswegen, weil man noch Bomben unter der Treppe aus dem zweiten Weltkrieg vermutet und die man bei einer Tiefgründung alle hätte freilegen müssen. 10.500 Kubikmeter Beton wurden verbaut. 565 Tonnen Baustahl und die Gesamtkonstruktion wiegt 5.000 Tonnen. 370 Tonnen Basalt für die Uferfassung wurden nach einem exakten Plan verlegt und 8 km Fugen gefüllt. Basalt erinnert auch an das alte Ufer, denn dies war ebenso gefasst. Vor der Freitreppe hat man 6.500 Tonnen Steine als Vorschüttung in den Rhein eingebracht. Schiffe können hier nicht anlegen. Man sei sechs Monate früher fertig, weil „Vater Rhein“ den Bau nur mit einem Hochwasser und lediglich 14 Tage verzögert hat. Die Gesamtkosten für die Treppe liegen bei 24,3 Millionen Euro.

Die große Teileröffnung

Oberbürgermeister Jürgen Roters sprach von einem unvergleichlichen Panorama und dass die Kölner Bürger darauf warten es wieder von Deutz aus zu betrachten, die Treppen zu benutzen und am Tag und Abend an diesem schönen Platz zu verweilen. Daher habe man beschlossen nicht darauf zu warten, bis alles fertig ist. Am 11. Juli 2015 zu den Kölner Lichtern werde die Treppe in des Feuerwerk einbezogen und beleuchtet. Ein Betreten der Treppe ist nicht möglich, da noch gebaut wird und damit noch nicht alle Fluchtwege fertig seien. Am Sonntag, den 12. Juli, werde die Treppe gereinigt und am 13. Juli dann um 15 Uhr offiziell freigegeben. OB Roters wird dann ein rotes Band durchschneiden. Freigegeben wird er untere Teil der Treppe. Der Zugang ist sowohl von der Deutzer Brücke möglich, wie auch von der Hohenzollernbrücke. Nicht aber über die Urbanstraße. An beiden Brücken sind auch Toiletten aufgestellt. Diese Zugänge sind auch behindertengerecht ausgestaltet. Am 13. Juli gibt es eine Marching Band und Comedy. Aber vor allem die Treppe soll an diesem Tag wirken und im Mittelpunkt stehen.

Es gelten Regeln

Jeder darf sich etwas zu essen und zu trinken mitbringen. Nicht erlaubt ist das Grillen. Auf der Treppe gilt zudem jeder nimmt das wieder mit, was er mitgebracht hat. Abfallbehälter gibt es aus gestalterischen Gründen nicht an der Treppe, diese befinden sich an den Zugängen. Die Abfallwirtschaftsbetriebe werden immer eine Mitarbeiter vor Ort haben und mehrfach am Tag reinigen.

Die ganz große Eröffnung soll dann im September oder Oktober erfolgen, wenn auch der Boulevard über der Treppe fertig gestellt ist und auch die Ausgrabungen abgeschlossen sind.

Autor: Andi Goral
Foto: Der schöne Blick