Köln | aktualisiert | Premiere für Kölns „Wall“-Straßen: Schon seit Längerem war die Einbahnstraße Friesenwall für Radfahrer in Gegenrichtung freigegeben – jetzt wurde er als erster zur Fahrradstraße. Schon seit einigen Tagen verkünden es die entsprechenden Verkehrsschilder und blau-weiße Piktogramme auf der Fahrbahn.

Zur offiziellen Enthüllung des letzten Schildes am Rudolfplatz kam am Freitag auch OB Henriette Reker. Sie stieg zwar nicht selber auf die Leiter, freute sich aber trotzdem und hofft, dass der Anteil der Radfahrer an Kölns Verkehrsaufkommen – derzeit 20 Prozent – weiter steigt. Und so auch etwas fürs Klima getan werden kann.

Radfahrer dürfen jetzt auch nebeneinander fahren

Kleine Papier-Anhänger, die noch in den nächsten Tagen an alle Verkehrsteilnehmer und in den Geschäften zwischen Magnusstraße und Rudolfplatz verteilt werden, erklären, was „Fahrradstraße“ heißt. Die Radfahrer werden den dort verkündeten Vorrang sicherlich genießen, dürfen sie doch auch nebeneinander fahren. Kinder unter 8 Jahren fahren weiter auf dem Gehweg. Auch erfahren sie, dass auf sie „besondere Rücksicht“ genommen werden muss.

Konkret heißt das für Autofahrer, beim Überholen einen seitlichen Abstand von 1,50 Meter einzuhalten, das Tempolimit von 30 km/h einzuhalten. Schließlich sind sie in einer Fahrradstraße nur noch Gast. Nutzen dürfen sie die Straße nur, wenn Schilder „Anlieger frei“ oder „Kfz frei“ es erlauben.

Parkplatzsuchende Autofahrer sind keine Anlieger

Ausdrücklich keine Anlieger sind Autofahrer, die nur einen Parkplatz suchen. Sie machen rund die Hälfte des aktuellen Verkehrs auf dem Friesenwall aus, hat Andreas Hupke beobachtet. Im Schnitt sind es täglich etwa 1.500 Autos, ebenso viele Radfahrer und 3.000 Fußgänger. Der Autoverkehr wird jetzt sicher weniger werden, ist der Bezirksbürgermeister Innenstadt guter Hoffnung, wünscht sich von der Stadt aber auch eine Werbekampagne für die Parkhäuser.

Denn mit den Autoparkplätze sieht es jetzt schlecht aus, 50 sind weggefallen. Auf der linken Seite Richtung Rudolfplatz gilt jetzt Parkverbot. Wenn zudem das Kurzzeitparken durch verstärkte Kontrolle eingeschränkt werde, reiche der rest „hundertprozentig“ für Anwohner und Anlieferer aus, ist Fahrradbeauftragter Jürgen Möllers überzeugt. Wo bislang Autos parken durften, markiert jetzt ein Streifen Standplätze für Fahrräder: 10 „Haarnadeln“ wurden schon aufgestellt, 120 sollen es werden. Auch für Außengastronomie und Sitzbänke ist Platz da.

Bezirksbürgermeister ruft zu gegenseitiger Rücksichtnahme auf

Möllers listet weitere Maßnahmen auf, die Radfahrer anlocken sollen: Die Fahrbahn wurde von 3 auf 4 Meter verbreitert, auch die Gehwege sind jetzt breiter. Dafür wurden unter anderem Briefkästen, Masten und Parkscheinautomaten versetzt. Schließlich genießen Radfahrer an den Kreuzungen Vorfahrt. Hupke appellierte an alle Verkehrsteilnehmer mehr Rücksicht aufeinander zu nehmen.

Langfristig sollen alle Wall-Straßen in Fahrradstraßen umgewandelt werden. Nächstes Objekt auf der Liste ist der Mauritiuswall.

An der Kreuzung Friesenwall/Magnusstraße wurde extra für Radfahrer eine Signalanlage aufgestellt und ein Übergang Richtung Gereonsviertel angelegt.

Erwartungsgemäß kam von der FDP sofort eine Ablehnung der Straßenumwandlung. „Für eine Dreifachstruktur“ für Auto, Fahrrad und Fußgänger sei in der engen Innenstadt kein Platz, meinen die Liberalen. Diese ginge auf Kosten der Anwohner und der Geschäftsleute und gefährde die „Shoppingdestination Köln“.

Autor: Andi Goral
Foto: Radfahrer, die vom Rudolfplatz in den Friesenwall einfahren, wissen jetzt: Hurra, eine Fahrradstraße!