Köln | Koffer mit unbekanntem Inhalt, Müllsäcke vollgestopft mit Kleidung, Laptops und unzählige Kinderwagen – die heutige Fundsachenversteigerung am Flughafen Köln/Bonn hatte einiges zu bieten. Alles, was im vergangenen Jahr im Fundbüro des Flughafens abgegeben wurde und nicht zu seinem rechtmäßigen Besitzer zurückfand, wurde heute feil geboten. Für die Besucher stand vor allem der Nervenkitzel im Vordergrund.

„Man kauft die Katze im Sack.“ erklärte Andrea L., die zum ersten Mal eine Auktion besuchte. „Aber schon nur dabei zu sein ist ein Erlebnis.“ Dabei sei es im Grunde auch egal, ob man etwas kaufe oder nicht, so die junge Frau. Umtausch oder Reklamation der ersteigerten Ware sind ausgeschlossen. Für die Funktionsfähigkeit, insbesondere bei technischen Geräten, kann das Auktionshaus Wendt nicht garantieren. Augenscheinliche Mängel werden den Bietern jedoch stets mitgeteilt. Das Hauptinteresse der Anwesenden gilt den Koffern, die vorzugsweise schwarz, schwer und mit Aufklebern der großen Fluggesellschaften versehen sein sollten. Das Anfangsgebot für solche Exemplare liegt bei 40 Euro. Als der erste Koffer zum Verkauf steht, schnellt der Preis binnen Sekunden auf 120 Euro hoch.

Der Käufer ist ein Geschäftsmann, der es heute speziell auf die Koffer abgesehen hat. „Bei einer Veranstaltung meiner Firma werden wir die Ware als kleinen Gag weiter versteigern.“, teilte er mit. Daher liege für ihn kein besonderer Reiz in der Auktion. „Aber es ist schon eine nette Atmosphäre hier.“, so der Geschäftsmann. Auktionsleiterin Maike Nahli moderierte die Auktion nicht ohne Ironie. Dies wäre bei manchen Fundsachen allerdings auch nur schwer möglich gewesen. In einem Koffer, dessen Verschluss beschädigt war, fanden sich mehrere Putzlappen sowie sechs Spulen Kordel. Wohin der Koffer unterwegs gewesen war, konnte leider nicht mehr festgestellt werden. Doch auch hier fand sich für acht Euro ein Käufer.

Hoffnung auf Schnäppchen nicht völlig unberechtigt

Die Hoffnung auf ein Schnäppchen ist indes nicht völlig unbegründet. „Wir schauen in die Sachen gar nicht mehr rein.“, erklärte Birgit Wendt vom gleichnamigen Auktionshaus. Friedrich K., ein alter Hase im Auktionsgeschäft, weist jedoch darauf hin, dass Glücksgriffe selten sind. „Daher ist das Ganze mit Vorsicht zu genießen. Aber zur Not kann man die Sachen ja meistens noch weiter verkaufen.“, so der Rentner. Theoretisch könnten die ursprünglichen Besitzer noch während der Auktion Anspruch auf die Fundsachen anmelden. „Bis zum Hammerschlag gehören die Stücke weiterhin den Leuten, die sie verloren haben.“, betonte Birgit Wendt.

Als Markus E. einen sichtlich mitgenommenen Rucksack ersteigert hatte, wähnte er sich am Ziel seiner Träume. Im Inneren fand er eine glänzende Metallschachtel, die einen interessanten Inhalt versprach. Doch die Dose war leer. Ansonsten befanden sich Stifte, ein paar Socken und ein aufgepumpter Fußball in dem Auktionsstück. „Es geht natürlich vor allem um den Nervenkitzel. Hier war jetzt leider nichts Interessantes drin. Den Rucksack werde ich wegschmeißen, aber den Fußball kann ich gut gebrauchen.“, zog der 36-Jährige Bilanz.

Auf den Kaufpreis werden 18 Prozent Gebühr aufgeschlagen, die an das Auktionshaus gehen. Dazu kommen noch Steuern, so dass bei 100 Euro Gebot nochmal rund 21 Euro dazu kommen. Der reine Kaufpreis wird wohltätigen Zwecken gespendet. Am heutigen Tag sollen laut Flughafengesellschaft rund 1.000 Fundstücke versteigert worden sein. Ob vielleicht doch noch in irgendeiner Seitentasche ein echtes Schnäppchen gefunden wurde, ist derzeit nicht bekannt.

Autor: Christian Bauer
Foto: Die Auktionshalle war bis auf den letzten Platz gefüllt.