Köln | Es ist eines der größten Gothic-Festivals Europas und zog am Wochenende tausende Fans der schwarzen Szene an den Kölner Tanzbrunnen. Neben der Musik waren die teils ziemlich schrillen Kostüme der Besucher ein Markenzeichen des Amphi. Dabei bestimmte die Farbe Schwarz meist das Bild.

Wer da auffallen wollte, musste sich schon etwas einfallen lassen. „Ganz in Weiß bist Du hier ein ziemlich bunter Hund“, sagte Hendrik, der mit Kumpel Stephan als Kölner ein Heimspiel hatte. Nur die Melone und die Stiefel waren traditionell schwarz, der Rest des Outfits war blütenweiß und als Hommage an den Film „Clockwork Orange“ gedacht. „Unser Kostüm kommt hier super an“, freute sich Stephan. Profi in Sachen Auffallen ist Designerin Ophelia, die mit ihrer Hochsteckfrisur und dem extravaganten Lederkleid ein beliebtes Fotomotiv beim Festival war. „Mir ist es wichtig, dass mich die Leute sehen und erkennen“, so die Essenerin. Oliver aus Berlin hatte es sich da etwas einfacher gemacht: „Ich habe mein Sakko mit Nieten versehen und mir dazu die passenden Schuhe geholt. Dazu noch die glitzernde Totenkopf-Gürtelschnalle und schon passt alles“, sagte der Gast aus Berlin.

Nah an ihrem Beruf waren Laura und Jano. Wähend Jano seine Zimmermann-Kluft etwas umgestaltet hatte und sich auf einen Stock mit einen Wasserhahn-Knauf stützte, setzte Laura als Goldschmiedin bei den ausgefallenen Ohrringen auf ihre Handwerkskunst. „Das Kostüm ist für mich etwas, das sich langsam entwickelt. Da kommt immer mal wieder etwas hinzu oder man lässt etwas weg“, sagte Laura, die etwa eine Stunde brauchte, bis ihr Outfit fertig war.

„Jeder lebt hier aus was ihm gefällt“

Dieses trägt sie wie die meisten am Tanzbrunnen nur auf Festivals wie dem Amphi, im Alltag ist sie ganz normal unterwegs. „Es ist interessant zu sehen, wie sich Leute die gerade noch unauffällig aus ihrem Auto gestiegen sind, sich zum Festival dann total verändern. Jeder lebt hier das aus, was ihm gefällt“, erklärte Laura. Während die 20-Jährige bereits sechs Jahre Festivalerfahrung hat, ist ihr Begleiter noch Neueinsteiger.

Mehr als ein Jahr hat ihre Namensvetterin ein paar Meter weiter an ihrem Kostüm gearbeitet. Während das Kleid für sie maßgeschneidert wurde, hat sie die Lederassesoires selbst gemacht. „Ein Vorbild gab es nicht. Schön finde ich vor allem die exotischen Tiere, die ich wie den Skorpion am Arm oder den Käfer am Ring mit eingearbeitet habe“, sagte die 30-jährige Speditionskauffrau stolz. „Mir geht es aber nicht um das bewundert werden. Ich will einfach nur mit guter Musik und Gleichgesinnten ein perfektes Wochenende verbringen“, fügte sie hinzu.

Mit 14 Zentimeter hohen Absätzen war Ingenieur Andreas unterwegs. „Das ist etwas anstrengend, aber ich habe noch Ersatzschuhe im Auto, wenn es gar nicht mehr geht“, verriet der 35-Jährige, der immer wieder bewundernde Blicke auf sich zog. „Das Kostüm haben wir eher durch Zufall entdeckt. Erst kam bei mir das silberne Top mit der Fledermaus. Später habe ich das dann immer weiter ausgebaut. Schön ist hier, dass die Leute total tolerant sind und jeder seinen Platz findet. Dazu kommt noch richtig gute Musik“, freute sich seine Begleiterin Eva, die jenseits des Festivals als Informatikerin arbeitet.

Autor: Stephan Eppinger
Foto: Mit Ohrschützern gegen die laute Musik geschützt ging es für diese kleine Besucherin zusammen mit ihrer Mutter auf das Amphi-Festival in Köln