Nach dem Einsturz des Stadtarchivs im März 2009 soll das Georgsviertel nun wider zu neuem Leben erweckt werden. Nachdem das Gelände in den vergangenen Monaten während mehrere Rundgänge erkundet wurde, fand am vergangenen Wochenende nun ein Workshop statt. An dem nahmen rund 60 Bürger sowie Schüler und Lehrer der Kaiserin-Augusta-Schule und des Friedrich-Wilhelms-Gymnsaiums, Anwohner sowie Vertreter der Kölner Stadtverwaltung teil. Sie zeigten sich laut Moderator Rolf Schneiderei relativ einig. "Allerdings gibt es noch immer mehr Ideen als wir auf der Fläche realisieren können", so Kölns Planungs- und Baudezernent Bernd Streitberger. Einen Konsens hätte man jedoch über eine grundsätzliche zukünftige Nutzung des Gelände schnell finden können: "Das Georgsviertel soll wieder ein lebendiges Stadtquartier werden", sagte Streitberger.

Stadt will keine Kulturhalle auf der Severinstraße
Wie das zu realisieren sei, dazu gingen dann die Meinungen auseinander. Die Mehrheit hätte sich etwa für eine Wohnbebauung ausgesprochen, die auch geförderten Wohnungsbau mit berücksichtigen sollte. Möglich sei etwa eine neue Blockbebauung mit Wohn- und Büroflächen. In dem Erdgeschoss könnten dann etwa ein Cafe, was sich viele Schüler wünschten, oder Handwerksläden wie Buchläden und Hutmacher ihre neuen Räumlichkeiten finden. Den Vorschlag einer Bürgerinitiative, dort eine Kunsthalle zu errichten, lehnte die Mehrheit des Workshops und auch die Verwaltung ab. Streitberger erklärte auch, dort keinen Kammermusiksaal bauen zu wollen. "Sollte Köln einen Kammermusiksaal bauen, sollte dieser an geeigneterer Stelle errichtet werden und nicht im Keller. Dort haben wir bereits die Philharmonie", sagte Kölns Planungsdezernent.

Ein Garten zum Gedenken?
Einig waren sich die Teilnehmer auch, dass auf dem Gelände des ehemaligen Stadtarchivs ein Gedenkort geschaffen werden soll. Dabei reichten die Ideen von einem öffentlichen Platz über ein Gedenk-Gebäude bis hin zu einem öffentlichen Garten als Gedenkstätte. Ein Dissens herrschte im Workshop noch darüber, ob das ehemalige Archivgelände dauerhaft öffentlicher Raum bleiben soll oder ob er irgendwann wider an private Investoren verkauft werden könne. "Eigentlich handelt es sich schlie0luchhier um ein normales, städtisches Grundstück", so Streitberger. So eine aufwendige Stadtplanung mit Einbezug der Bürger sei eigentlich nicht notwendig. "Aufgrund der Geschichte des Grundstücks jedoch durchaus vertretbar", so Kölns Planungsdezernent weiter.

Baubeginn erst 2018
Die Moderatoren des Wokshops werden nun bis zum 30. September alle Vorschläge und Ergebnisse der Veranstaltung dokumentieren. Anhand dieser Zusammenfassung wird anschließend die Stadtverwaltung eine Vorlage erarbeiten. Darin wird sie verschiedene Ideen für die Realisierung vorschlagen, andere verwerfen. Diese Vorlage soll im Herbst den politischen Gremien präsentiert werden. Sie soll zudem auch den Bürger, Schulen und Anwohnern des Workshops noch einmal zur Diskussion gestellt werden. Diese Anregungen der Öffentlichkeit sollen dann wieder in die Beratungen der Politik eingebunden werden. Ende November soll dann der Stadtentwicklungs-Ausschuss abschließend über die Planungen beraten. Mit dem Bau kann laut Streitberger allerdings wohl erst 2018 begonnen werden. "Vorher muss die Nord-Süd-Stadtbahn fertig gestellt werden", erklärte Kölns Baudezernent heute. Der öffentliche Raum rund um das Gelände könne jedoch eventuell schon vorab neu gestaltet werden.

Kaiserin-Augusta-Schule bis 2018 erweitert
Heute schon recht klar ist, dass ein Teil des ehemaligen Archivgeländes für eine Erweiterung der Kaiserin-Augusta-Schule genutzt werden soll. Derzeit führt die Schule ihren Unterricht an vier verschiedenen Standorten durch. Das soll sich künftig ändern, um "funktionierende Vorrausetzungen für den Unterricht zu schaffen", erklärte die Leiterin des Stadtplanungsamtes, Anne Luise Müller. Neu gebaut werden soll neben Klassenzimmern auch eine neue Dreifach-Turnhalle. Diese soll einen direkten Zugang von der Severinstraße aus erhalten, um die Halle auch Vereinen zur Verfügung stellen zu können. Diskutiert wurde auch, ob der Schule das gesamte Gelände zur Verfügung gestellt werden soll. Das lehnten Lehrer und Schüler jedoch laut Streitberger ab, weil sie nicht direkt an der Severinstraße liegen wollen. "Sie wollten an der Adresse Georgsplatz bleiben", sagte Streitberger.

Ein Wettbewerb zu dieser Erweiterung soll Ende 2011/ Anfang 2012 begonnen werden. Mit dem Bau könnte dann laut Streitberger voraussichtlich in der zweiten Hälfte 2013 begonnen werden. Die Erweiterung soll in zwei Bauphasen realisiert werden. Die erste Phase soll 2014 beendet werden. Ganz fertig gestellt sein wird die Schule dann voraussichtlich 2018. Neben der Erweiterung soll zudem eine neue direkte Verbindung zwischen der Kaiserin-Augusta-Schule und dem Friedrich-Wilhelm-Gymnasium geschaffen werden. Beide Schulen erklärten im Workshop jedoch, dass sie als eigenständige Schulen erhalten bleiben wollen. Eine bauliche und räumliche Vermischung beider wird es daher wohl nicht geben.

Cornelia Schlößer für report-k.de | Kölns Internetzeitung
Foto: Stadt Köln