Es ist eine lange und verworrene Geschichte um den Rettungshubschrauber „Christoph 3“. Sie begann am 5. Juli 2005. An diesem Tag beschloss der damalige Rat der Stadt Köln, dass auf dem Kalkberg in Köln-Buchforst eine Betriebsstation für den Rettungshubschrauber gebaut werden soll. Dieser Ratsbeschluss gilt noch heute. Allerdings hat sich seitdem viel verändert. So stand  „Christoph 3“ bis 2008 in einer Station in Merheim. Im Jahr 2008 wurde eine Umsiedlung des Hubschraubers jedoch unumgänglich, da sich die Luftverkehrsrichtlinien geändert wurden. Seit 2008 besagen sie, dass im Abstand von 300 Metern rund um den Landeplatz kein Hindernis höher al 13,5 Meter sein darf. Diese Hindernisfreiheit war in Merheim jedoch nicht gegeben. Als Interimslösung wurde der Rettungshubschrauber auf dem Flughafen Köln/ Bonn stationiert. Das könne auf Dauer jedoch keine Lösung sein, da sowohl die Einsatzschnelligkeit als auch die Unterbringung des Personals nicht „dem bundesweiten Standard entspricht“, so Kölns Stadtdirektor Guido Kahlen heute.  Neben Christoph 3 ist seit dem Jahr 2003 auch der Intensivtransporthubschrauber (ITH) für Nordrhein-Westfalen dort untergebracht.

Anwohnerin klagte gegen Station am Kalkberg
Für beide Hubschrauber suchte die Stadt Köln daher nach einem neuen Standort. Mehrere Orte wurden untersucht, bis der Rat schließlich den Kalkberg als die beste Lösung erachtete. Im Oktober 2008 erteilte die Bezirksregierung Düsseldorf dazu eine luftrechtliche Genehmigung. Damit schien dem Vorhaben nichts mehr im Wege zu stehen. Gegen diese Genehmigung klagte jedoch eine Kölner Anwohnerin. Sie befürchtete in Folge der Station Lärmbelästigungen. Zunächst versuchte die Stadt Köln sich mit der Anwohnerin außergerichtlich zu einigen. Im Frühjahr 2010 beendet die Anwohnerin das Mediationsverfahren jedoch. Bevor nun der Prozess beginnen konnte, verstarb die Kölnerin jedoch Ende Juli dieses Jahres. Unklar ist derzeit daher, ob der Rechtsstreit von potentiellen Rechtsnachfolgern fortgeführt wird.

Normaler weise wird während eines laufenden Verfahrens ein Baustopp verhängt. Inzwischen hat die Bezirksregierung Düsseldorf am 27. Oktober 2010 eine Anordnung erlassen, den Hubschrauber-Platz zu realisieren. Damit ist ein Baustopp zunächst einmal abgewendet, erklärte Kahlen heute. Die Bezirksregierung beruft sich dabei auf das öffentliche Interesse an dem Hubschrauberplatz. Die derzeitige Interimslösung müsse dringend beendet werden. Zudem sei die entstehende Lärmbelästigung durch den Hubschrauber zumutbar. Abzuwarten ist nun, ob die Anwohnerin beziehungsweise ihre Rechtsnachfolge auch gegen diese Anordnung klagen wird. Kölns Stadtdirektor Guido Kahlen erklärte heute, dass der Anwalt der verstorbenen Kölnerin ihm in einem Gespräch mitgeteilt hätte, dass keine weitere Klage folgen werde. Zu prüfen wäre dann nur noch, ob das Hauptverfahren weitergeführt wird.

Ratsbeschluss muss geändert werden
Dennoch „werden in den nächsten Wochen keine Bagger auf dem Kalkberg auffahren“, betonte Kahlen. Denn unabhängig von der Klage gibt es weitere Probleme zu lösen: Die Planung des Ratsbeschlusses 2005 sah vor, dass die derzeitige Eigentümerin des Grundstücks GSE die Betriebsstation für den Hubschrauber baut. Die Stadt Köln sollte dann für ihren Rettungshubschrauber die Betriebsstation mieten. „Aufgrund unserer Erfahrungen mit der Koelnmesse halte ich dieses Verfahren jedoch nicht mehr für durchführbar“, erklärte Kahlen heute. Er will daher den Ratsbeschluss aus dem Jahr 2005 ändern lassen. So soll die Stadt Köln, das betreffende Grundstück abkaufen und die Betriebsstation selbst bauen. Dazu müsste sie ein europaweites Vergabeverfahren durchführen. Erste Verhandlungsgespräche über einen Kaufpreis wären bereits angelaufen, verkündete Kölns Stadtdirektor heute. Eine Einigung habe man jedoch noch nicht erzielt.

Sollte die Stadt Köln das Grundstück kaufen und die Betriebsstation selbst bauen, will die Verwaltung die genauen Kosten der weiteren Planung, des Baus und des Betriebes noch einmal kalkulieren. Bislang war das nicht nötig, da die Eigentümerin GSE für diese Kosten aufgekommen wäre. Selbst wenn alle diese Prüfungsverfahren günstig verlaufen würden, rechnet Kahlen mit einer Inbetriebnahme des Hubschrauberplatzes frühestens im Jahr 2012.

Kalkberg oder doch Flughafen?
Kahlen stellte heute jedoch die komplette Planung noch einmal auf den Prüfstand. Denn am 29. Oktober 2010 hat der Flughafen Köln/ Bonn der Stadt Köln ein neues Angebot unterbreitet, um beide Hubschrauber dort dauerhaft zu stationieren. Kahlen will nun noch einmal ganz neu prüfen, ob der Kalkberg oder der Flughafen besser als Betriebsstation geeignet ist. Dabei räumte Kahlen jedoch heute schon ein, dass der Flughafen gegenüber dem Kalkberg einige Nachteile hätte. So wäre auch der neue Standort am Flughafen für die Hubschrauber nicht optimal. Im neuen Hangar müssten beide Hubschrauber hintereinander stehen. Im Ernstfall müsste also der vordere Hubschrauber erst entfernt werden, um an den hinteren heranzukommen. Zudem könnten beide Hubschrauber nur dann starten, wenn der Luftraum frei sei.

Darüber hinaus hat der Flughafen einen weiteren entscheidenden Nachteil. Er liegt so weit im Süden Kölns, dass der Kölner Norden nicht immer in der gesetzlich vorgeschrieben Einsatzzeit von 12 Minuten zu erreichen ist. Dabei ist, wie Kahlen selbst betonte, ein schneller Eingriff der Hubschrauber nötig. Denn „Hubschrauber können Leben retten“, so Kahlen. Wären Christoph 3 und der ITH am Flughafen stationiert, müssten im Kölner Norden wahrscheinlich neue Rettungswachen am Boden eingerichtet werden, damit alle Hilfsbedürftigen rechtzeitig erreicht werden könnten.

„Das Ergebnis ist offen“
Der Standort Kalkberg habe dagegen mehrere Vorteile, erklärte Kahlen. Dank des erhöhten Standortes könnte der Hubschrauber schneller seine Flughöhe erreichen. Dadurch würde die Lärmbelästigung für die Bewohner reduziert. Zudem seien die Wohnhäuser durch den Kalkberg geschützt. Untersuchungen hätten zudem ergeben, dass sich der Lärm in den umliegenden Straßen lediglich um 0,1 bis 1 dB(A) erhöhen würde. Dies würde jedoch durch geplante Lärmschutzregelungen in diesem Gebiet ausgeglichen. So soll die Waldecker Straße künftig verkehrsberuhigt werden. Zudem dürfen Lkw auf der Stadtautobahn 55a wegen der Stabilität der Zoobrücke nur noch 70 km/h fahren. Beide Maßnahmen könnten den entstehenden Lärm durch die Hubschrauber ausgleichen. Trotz allem sollen jetzt zunächst sowohl der Flughafen als auch der Kalkberg erneut als mögliche Standorte geprüft werden. Im ersten Quartal 2011 will Kahlen dem Rat der Stadt Köln einen Vorschlag unterbreiten. Bis dahin sein „das Ergebnis offen“, so Kahlen.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung