Düsseldorf | Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Nordrhein-Westfalen warnt vor einer sinkenden Beliebtheit des Polizeiberufs. Ohne bessere Rahmenbedingungen für die Arbeit der Beamten werde die Polizei den Wettbewerb um eine künftig abnehmende Zahl qualifizierter Schulabgänger verlieren, sagte der neue GdP-Landesvorsitzende Arnold Plickert im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd in Düsseldorf.

„Wir müssen den Polizeiberuf dringend attraktiver machen“, betonte Plickert. Dazu müsse die 2013 anstehende Dienstrechtsreform stärker auf die Belange der Beschäftigten Rücksicht nehmen. So müsse es künftig auch bei der Polizei Lebensarbeitszeit-Konten geben können, wie sie schon lange in vielen anderen Branchen üblich seien. Auch sollten über Jahrzehnte im Schichtdienst eingesetzte Kollegen, die gesundheitlich stark belastet seien, ohne Abzüge vorzeitig in den Ruhestand gehen können.

Der Düsseldorfer Landesregierung warf Plickert vor, bei der Polizei mehr ans Sparen zu denken als an attraktivere Arbeitsbedingungen. So drohten derzeit insbesondere eingeschränkt dienstfähigen Polizisten Benachteiligungen. „Sollte das Innenministerium tatsächlich vorhaben, im Dienst erkrankte Kollegen aus der Polizei zu drängen, um Geld für Einstellungen Jüngerer freizubekommen, wäre das ein Skandal“, sagte Plickert.

„Arbeit am Limit“

Nach Feststellung der GdP leiden immer mehr Polizisten unter gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie Burnout, Rückenbeschwerden und psychischen Problemen. „Vor allem die Besatzungen von Streifenwagen arbeiten am Limit“, stellte Plickert fest. Nicht zuletzt durch die wachsende Gewaltbereitschaft gegenüber Polizisten habe sich die Arbeit im Beruf stark verändert.

„Inzwischen gibt es bundesweit statistisch alle 55 Minuten einen Angriff auf einem Polizeibeamten“, sagte Plickert. Dem Großteil dieser Attacken seien die Polizisten in den Streifenwagen ausgesetzt. „Wenn wir den Beruf dann auch noch finanziell unattraktiv gestalten, müssen wir uns nicht wundern, wenn keine Bewerber mehr kommen“, sagte er.

Vor diesem Hintergrund warnte die GdP erneut vor einem drohenden Personalnotstand. So müsse die Zahl der jährlichen Neueinstellungen von derzeit 1.400 dringend auf 1.700 erhöht werden, betonte Plickert. Andernfalls würden wegen der bevorstehenden Pensionierungswelle bis zum Jahr 2020 in NRW rund 2.000 Polizisten fehlen. Derzeit gibt es rund 40.000 Polizeibeamten im bevölkerungsreichsten Bundesland.

Autor: dapd
Foto: Symbolbild