Bochum | Der Autohersteller Opel will sein Werk in Bochum zwei Jahre früher schließen, falls die Arbeitnehmer nicht bis Ende Februar einem Sanierungsplan zustimmen. Außerdem will Opel keine Lohnerhöhung mehr zahlen, ehe das Unternehmen wieder Gewinne einfährt. Das geht aus einem Brief des Opel-Aufsichtsratsvorsitzenden Steve Girsky an die Mitarbeiter hervor. Bisher hatte Opel angeboten, die Bochumer Fahrzeugproduktion bis 2016 am Leben zu halten. Jetzt spricht das Unternehmen von 2014 als Schließungsdatum. Die IG Metall nannte die Forderungen „inakzeptabel“.

In dem am Dienstag bekanntgewordenen Brief heißt es: „Wenn wir bei unseren Verhandlungen keine Einigung erzielen, werden wir uns selbstverständlich an den bestehenden Standortsicherungsvertrag halten. Dieser Vertrag läuft allerdings Ende 2014 aus. Die Zafira-Produktion in Bochum würde dann auch enden und zum 1. Januar 2015 würde die Fertigung in Bochum komplett eingestellt.“

Girsky fügte jetzt eine Forderung hinzu: „Solange wir Verluste erzielen, können wir uns beispielsweise keine Tariferhöhungen leisten“, schrieb er. Gleichzeitig kündigte er an, Opel werde „erst in der Mitte des Jahrzehnts wieder Gewinne schreiben“. Das würde bedeuten, die Opel-Mitarbeiter müssten für Jahre auf Lohnerhöhungen verzichten.

Girsky nannte den Februar als letzte Frist für die Gespräche. „Immerhin sind wir bereits seit Juni vergangenen Jahres in Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern über den Plan“, begründete der Manager sein Drängen.

Gigantische Verluste

In den vergangenen Jahren hat Opel horrende Verluste angehäuft. Die Tochter des US-Konzerns General Motors (GM) leidet besonders unter der Absatzkrise der Autobranche in Europa, auch weil sie keine Wachstumsmärkte außerhalb Europas beliefert. Im laufenden Jahr wird die Lage nach Einschätzung von Girsky noch schlimmer: „Alles deutet darauf hin, dass der Markt in diesem Jahr weiter schrumpft und noch unter das äußerst niedrige Niveau von 2012 fällt.“

Die Unternehmensführung hatte Mitte 2012 einen sogenannten Deutschland-Plan zur Sanierung vorgelegt. Demnach soll mit dem Auslaufen der aktuellen Generation des Familienvans Zafira im Jahr 2016 die Fahrzeugproduktion im Traditionswerk Bochum enden. Im Gegenzug würde Opel bis Ende 2016 auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten. Seitdem verhandelt die Unternehmensleitung mit den Arbeitnehmern über diese Vorschläge.

Der Betriebsrat lehnt den vom Unternehmen geforderten Verzicht auf Tariferhöhungen kategorisch ab. „Das ist Erpressung und nichts anderes“, sagte der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel. Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug erklärte, dass auch die Belegschaftsvertreter eine schnelle Einigung wollten, „allerdings nicht zu jedem Preis“. Vor allem dem Einfrieren der Löhne werde die IG Metall nicht zustimmen. Schäfer-Klug forderte konkrete Beschäftigungszusagen über 2016 hinaus.

IG-Metall-Chef Berthold Huber beklagte die Verhandlungsführung von Girsky: „Derart schlecht vorbereitete und geführte Verhandlungen, wie sie das Management von Opel seit dem Sommer bietet, habe ich in meiner langen Karriere noch nie gesehen, und das will was heißen“, sagte Huber der Nachrichtenagentur dapd.

Der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) reagierte mit scharfer Kritik auf die Drohung Girskys. „Ich gehe davon aus, dass die Automobilproduktion bis 2016 weitergeführt wird“, sagte Duin den Zeitungen der WAZ-Gruppe (Mittwochausgaben). „Notwendig ist es jetzt, dass alle Beteiligten konstruktiv verhandeln und nicht mit Drohungen und Horrorszenarien die Arbeit an einer gemeinsamen Lösung erschweren.“

Autor: dapd