Nur wer schon einmal in einem Neopren-Schutzanzug gesteckt hat, weiß wie anstrengend, eng und heiß es ist, in solch einem Anzug bei über 30 Grad mehrere Stunden in der Nordsee zu treiben. Und nur wer schon einmal im Winter klettern gegangen ist, kann sich vorstellen, wie ungemütlich und Kraft raubend es für die Kölner Greenpeace-Altivisten in jenem Winter 1986 war. Denn am 16. Dezember 1986 seilten sie sich von der Leverkusener Autobahnbrücke über den Rhein ab. So zwangen sie die großen Rheinschiffe dazu, das Hauptfahrwasser des Rheins an dieser Stelle zu meiden und auf seitliche Strecken auszuweiten. Das wiederum verschaffte weiteren Aktivisten die nötige Zeit, um Wasserproben aus der Hauptfahrrinne zu gewinnen. Dorthin leitete damals nämlich die Bayer Werke giftige Abwässer in den Rhein. Die verschmutzten nicht nur den Fluss selbst, sondern damit auch das Trinkwasser.

"Im Rückblick zeigt sich der Erfolg“
Mit dabei waren auch Bernd Middel und Harald Runge. Die beiden Kölner sind Aktivisten fast der ersten Stunde. Runge ist seit nunmehr schon 25 Jahre dabei und feiert in diesem Jahr daher sein ganz eigenes Greenpeace-Jubiläum. „Oft hat man das Gefühl mit seinen Aktionen auf der Stelle zu treten und bloß neue Bilder zu produzieren. Aber im Rückblick zeigt sich dann der Erfolg“, erklärt Middel. Das 30-jährige Jubiläum von Greenpeace-Deutschland wollen die Aktivisten darum auch zum Anlass nehmen, die vielen Aktionen und Erfolge zu präsentieren. Am 25. September lädt Greenpeace Deutschland zu in das Sport- und Olympiamuseum im Kölner Rheinauhafen zu einem großen Familienfest ein. Der Eintritt dafür ist für alle Besucher kostenlos.

Mit dem Schlauchboot über den Rhein
Greenpeace erstellte zum Jubiläu eine ganz eigene Ausstellung, die 2010 nun durch ganz Deutschland reist. Neben einer Chronik informiert die Ausstellung auch die wichtigsten Themenkomplexe, in denen sich Greenpeace gegen die Zerstörung der Umwelt einsetzt. Darüber hinaus können die Besucher beim Jubiläumsfest auch selbst aktiv werden. Sie können eigene Banner malen und die Aktionen der Aktivisten selbst ausprobieren. So stehen etwa Neoprenschutzanzüge zum Anprobieren bereit, auf dem Rhein darf Schlauchboot gefahren werden und im Außenbereich des Museum können sich Mutige ins Seil hängen lassen. Im extra für diesen Tag aufgebauten Kino laufen zudem Filme über Greenpeace und werden Vorträge zu verschiedenen Themen gehalten. Darunter wird es einen Vortrag zum CO2-Fußabdruck eines jeden Kölner Bürgers geben.

Greenpeace – "gewaltfrei, international, unabhängig"
Standen vor 30 Jahren noch das Waldsterben und die Verschmutzung der Flüsse im Vordergrund liegt der Fokus heute insbesondere auf der Entwicklung des Klimas, der Gentechnik und dem Erhalt der Artenvielfalt. An der Methode haben die Aktivisten dabei wenig geändert. Auch heute noch gelten unsere Prinzipien: gewaltfrei, international und unabhängig“, betont Thomas Schmidt. Immer wichtiger würde es heute der Öffentlichkeit Zusammenhänge zu erklären – etwa welche Auswirkungen der Kauf von Toilettenpapier in Deutschland auf die Wälder in Russland hat oder woher der Thunfisch aus der Dose im Supermarkt nebenan eigentlich stammt. In Köln sind rund 50 Menschen ehrenamtlich für Greenpeace aktiv. Derzeit arbeiten die Aktivisten in der Domstadt an einer Neuauflage des Recycling-Führers. Der verrät Umweltbewussten, wo sie in Köln recyceltes Papier kaufen können und welcher Kopierladen recyceltes Papier einsetzt.


Foto: Im Mai 2010 brachte Greenpeace an der Hohenzollernbrücke in Köln dieses Banner an.


Chronik Greenpeace in der Welt, Deutschland und Köln
1971 – Im kanadischen Vancouver gründet sich Greenpeace. Eine kleine Gruppe Umweltschützer versucht am 15. September den amerikanischen Atomaffentest auf der Insel Amchitka vor Alaska zu verhindern.
1980 – Greenpeace Deutschland geht aus dem „Verein zur Rettung von Walen und Robben“ hervor. In einer ersten Aktion verhindern die Aktivisten in der Nordsee, dass Kronos-Titan im Auftrag von der Bayer AG Dünnsäure ins Meer pumpt.
1982 – Greenpeace Köln wird gegründet
1984 – Greenpeace demonstriert mit einer fiktiven Robbenfell-Modenschau gegen das Schlachten der Tiere in Kanada.
1986 – Aktivisten seilen sich von der Leverkusener Autobahnbrücke und entnehmen Wasserproben, um die Trinkwasserverschmutzung der Bayer AG nachweisen zu können
1994 – Greenpeace verschließt den Eingang des Bayer-Hauses, um gegen die Grundwasserverschmutzung zu protestieren.
1997 – Aktion auf dem Kölner Dom gegen die gentechnische Manipulation von Lebewesen. Aktivisten erklimmen die beiden Türme des Doms und spannen ein Banner.
1999 – Mit einem fliegenden Schlauchboot kreisen Aktivisten vor dem Dom und dem Veranstaltungsort des Weltwirtschaftsgipfels
2002 – Mehr als 100 Kinder veranstalten in der Kölner Innenstadt ein Urwald-Spektakel zum Schutz der Regenwälder
2003 – Aktivisten stürmen die Hauptversammlung der Deutschen post und protestieren gegen den Verkauf von Herlitz-Produkten aus Regenwaldholz.
2004 – Greenpeace präsentiert 11.000 tote Meerestiere vor dem Kölner Dom. Sie sind der Beifang aus zwei Stunden Fischerei eines Nordseekutters. Greenpeace fordert schonendere Fischereimethoden und großflächige Schutzgebiete
2010 – Mit einem 75 Meter langen Banner an der Hohenzollernbrücke in Köln fordert Aktivisten, die Landtagswahl am 9. Mai 2010 zu einer Abstimmung über den Atomausstieg zu machen.

Infobox
30 Jahre Greenpeace: 25. September 2010
Sport- und Olympiamuseum
Zollhafen 1, Kölner Rheinauhafen
Der Eintritt ist frei

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
[Foto 1986: Dieter Vennemann/ Greenpeace]