Köln | aktualisiert | „Hinfallen. Aufstehen. Hütchen richten. Weitergehen!“, war das Motto von Alexandra Kassen. Wie jetzt bekannt wurde, ist die Gründerin des “Senftöpfchen”-Theaters bereits am vergangenen Sonntag gestorben. Sie wurde 94 Jahre alt. Kölns Kulturszene ist damit um eine wichtige und richtungsweisende Persönlichkeit ärmer.

Ohne sie gäbe es in Köln kein Kabarett, keine Comedy, Travestie wäre immer noch ein Schmuddelkind und Köln wäre nicht die Stadt der vielen kleinen Theater. 1923 in der Nähe von Regensburg geboren, kam sie 1959 nach Köln und gründete hier mit ihrem Mann Fred Kassen, einem der späten „Comedian Harmonists“, an der Cäcilienstraße das “Senftöpfchen”. Nach dessen Tod 1972 leitete es sie alleine weiter – und immer ohne große städtische Unterstützung. 1986 zog das Theater an die Große Neugasse in der Altstadt um.

Von Anfang an war das “Senftöpfchen” eine Talentschmiede

Von Beginn an war es eine Talentschmiede, Konrad Beikircher hatte hier seine ersten Auftritte (vor drei Zuschauern), Ingo Appelt, die Missfits, Dieter Nuhr, Jürgen von der Lippe. Robert Kreis, Georgette Dee und das Travestie-Duo Mary & Gordy feierten hier ihre ersten Bühnenerfolge. Mit dem Blick für Qualität und einem beharrlichen Fördern ebnete sie den Unbekannten den Weg nach oben. Eine von Kassens Entdeckungen ist Fatih Cevikollu. Den türkischen Kölner „entdeckte“ sie im Frisörsalon von dessen Bruder, wo er regelmäßig sein Programm vortrug – sie hatte einen Tipp bekommen.

Zu den prominenten Stammgästen gehörten unter anderem Gert Fröbe, Hanns Dieter Hüsch, Dieter Hildebrandt, Lore Lorentz, Werner Schneyder und Helen Vita. Aus Paris holte sie die Travestie-Show „Folies Parisiennes“. Alfred Biolek legte hier 1973 mit “Wer kommt, kommt” nicht nur den Grundstein für seine späteren TV-Talkshows.

Alexandra Kassen wurde für ihr Wirken mehrfach ausgezeichnet. So erhielt sie Bundesverdienstkreuz am Bande, den Rheinlandtaler, den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen, den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, den Kölner Ehrentheaterpreis und den Großen Kulturpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland[. Nach einem Sturz war sie in den letzten Jahren auf einen Rollator angewiesen – was den Tatendrang der Hütchen-Liebhaberin in keiner Weise bremsen konnte.

Alexandra Kassen – hier 2011 bei der Verleihung des Großen Kulturpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland – brachte Köln Kabarett und Travestie bei.

Autor: ehu | Foto: ehu