Knapp 34 Stunden nach der verheerenden Erdbebenkatastrophe auf Haiti ist die Lage in dem Inselstaat weiter chaotisch und unübersichtlich. Noch gibt es keine offiziellen Zahlen über Tote oder Verletzte, nach Angaben des haitianischen Botschafters bei der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Duly Brutus, könne mit realistischen Einschätzungen erst in zwei bis vier Tagen gerechnet werden. Während Ministerpräsident Jean-Max Bellerive "deutlich über 100000" Todesopfer befürchtet, warnte Präsident Rene Préval vor vorschnellen Angaben über Opferzahlen. Er rechne jedoch mit "30000 bis 50000" Toten. Die Vereinten Nationen haben unterdessen bestätigte, das beim Einsturz des UN-Hauptquartiers in Port-au-Prince mindestens 14 Blauhelm-Soldaten ums Leben kamen. Viele weitere Personen seien aber noch unter den Trümmern begraben. Das internationale Rote Kreuz schätzt, dass von der Katastrophe insgesamt drei Millionen Menschen betroffen sind. Die internationale Unterstützung für Haiti ist inzwischen angelaufen, zahllose Länder und Hilfsorganisationen geben Soforthilfe oder senden Rettungskräfte und Hilfsgüter in die Karibik. Bereits gestern trafen erste Flugzeuge mit Hilfsmaterial am Flughafen von Port-au-Prince ein. Das Erdbeben der Stärke 7,0 ereignete sich am Dienstag um 16:53 Uhr Ortszeit (22:53 Uhr MEZ) und ist nach Angaben der US-Erdbebenwarte das schwerste auf der Karibikinsel seit 240 Jahren. Zahllose Wohnhäuser, Kirchen und öffentliche Gebäude, darunter auch der Präsidentenpalast, lagen nach dem Erdstoß in Trümmern.

Häftlinge ausgebrochen
Offenbar sind mehrere Häftlinge aus einem kollabierten Gefängnis ausgebrochen. Die Gefangenen flüchteten aus den im Erdbeben zerstörten Teilen des Hauptstadt-Gefängnisses, weitere Informationen sind derzeit noch nicht vorhanden. Zahllose Wohnhäuser, Kirchen und öffentliche Gebäude, darunter auch der Präsidentenpalast liegen in Trümmern. Die Regierung rechnet mit mehreren tausend, wenn nicht gar zehntausend Todesopfern, alleine in der Niederlassung der Vereinten Nationen sollen alle Mitarbeiter getötet worden sein. Das Erdbeben der Stärke 7,0 auf der Richterskala wurde von mehreren Nachbeben bis zur Stärke 5,0 gefolgt. Internationale Hilfsorganisationen sammeln bereits Spenden, die "Aktion Deutschland Hilft" stellte aus seinem Nothilfefonds 100 000 Euro zur Verfügung und das Deutsche Rote Kreuz bereitet den Einsatz eines mobilen Krankenhauses vor. Das Erdbeben ereignete sich gestern um 16:53 Uhr Ortszeit und ist nach Angaben der US-Erdbebenwarte das schwerste auf der Karibikinsel seit 240 Jahren.

Panik vor Tsunami
In Haitis Hauptstadt Port-au-Prince ist in der vergangenen Nacht Panik ausgebrochen, als Gerüchte über einen angeblich herannahenden Tsunami die Runde machten. Medienberichten zufolge seien Massen, zu Fuß oder mit Autos, in die höher gelegenen Regionen der Millionenstadt und den Vorort Pétion-Ville gedrängt. Eine Hotelmanagerin äußerte die Vermutung, dass das Tsunami-Gerücht gestreut worden sei, um Plünderungen zu erleichtern. Schon kurz nach dem Beben setzten diese ein, als viele Menschen Nahrungsmittel aus eingestürzten Häusern holten. Zudem müssen sich die Haitianer auf teils erhebliche Nachbeben einstellen. Ein Seismologe am Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) meinte, die Gefahr sei angesichts der Stärke des Hauptbebens in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten groß. Der Karibikstaat war am Dienstag um 16.53 Uhr Ortszeit (22.53 Uhr MEZ) von einem Erdbeben der Stärke 7,0 erschüttert worden. In Haitis Hauptstadt Port-au-Prince, die nur etwa 15 Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt, herrschen nach dem Beben chaotische Zustände. Die Infrastruktur ist komplett zusammengebrochen. Die ersten internationalen Hilfsteams haben unterdessen ihre Arbeit im Katastrophengebiet aufgenommen. Die ersten Frachtflugzeuge mit Nahrungsmitteln, Wasser, Medikamenten, Zelten und Spürhunden sind ebenfalls nach Haiti unterwegs. Offizielle Opferzahlen liegen bislang nicht vor. Es werden allerdings Zehntausende Tote befürchtet.

Aktualisiert um 16:25 Uhr
Westerwelle spricht haitianischen Erdbebenopfern Mitgefühl aus
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hat den Opfern der Erdbebenkatastrophe von Haiti sein Mitgefühl ausgesprochen. In einem Schreiben Westerwelles an die haitianische Außenministerin Marie-Michèle Rey heißt es: "Mit großer Bestürzung habe ich von dem verheerenden Erdbeben in Ihrem Land erfahren, das zahlreiche Menschenleben gefordert hat. Ich möchte Ihnen, Ihrer Regierung und der haitianischen Bevölkerung mein aufrichtiges Beileid aussprechen." Das Mitgefühl und die Solidarität der Deutschen gelte "den Opfern der Katastrophe, ihren Angehörigen und all jenen, die durch die Naturkatastrophe ihr Hab und Gut verloren haben." Gleichzeitig sicherte der Bundesaußenminister Haiti "jede mögliche Hilfe" nach dem Unglück zu.


US-Armee schickt bis zu 3500 Soldaten nach Haiti
Die US-Armee hat mit der Entsendung von ersten Soldaten zur Katastrophenhilfe in Haiti begonnen. Insgesamt sollen bis zu 3500 US-amerikanische Fallschirmjäger eingesetzt werden. US-Medienberichten zufolge sollen die ersten 100 Soldaten der 82. Luftlandedivision heute im Krisengebiet eintreffen. Sie sollen Vorbereitungen für einen, am Freitag erwarteten, größeren Truppenverband ihrer Division treffen. Zudem sollen etwa 2200 US-Marines, die bereits auf dem Weg nach Haiti sind, die Rettungsarbeiten in dem Inselstaat unterstützen.

[dts]