Zuversicht für den Sommer
„Das Handwerk erklärt die größte Krise der Nachkriegszeit für beendet“, verkündete heute Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Köln erfreut. Im vergangenen Jahr hatte er mit großer Sorge auf das Jahr 2010 geblickt. „Und tatsächlich ist die Binnenkonjunktur zurückgegangen, aber zugleich hat sich meine stille Hoffnung erfüllt und der Export hat angezogen“, so Weltrich weiter. Mit viel Zuversicht blickten die Handwerksbetriebe nun auf den kommenden Sommer. So glauben nach der Frühjahrsumfrage der Kammer, an der 533 Betriebe teilnahmen, rund 26 Prozent der befragten Unternehmen an eine Verbesserung und 54 Prozent an eine gleich bleibende Entwicklung der Geschäftslage in den kommenden Monaten. Im Herbst 2009 gaben nur etwa 15 Prozent der Unternehmen an, dass sich die Geschäftslage künftig verbessern würde, im Frühjahr 2009 sogar nur etwa 10 Prozent.

Trotz aller Zuversicht mahnte Weltrich heute dennoch: „Wir sind noch nicht im grünen Bereich.“ Mit Sorge beobachtete er daher die politische Diskussion um das Konjunkturprojekt II. Das Geld dürfe nicht in die kommunalen Haushalte umgeleitet werden, sondern müsse weiterhin der lokalen Wirtschaft selbst zugute kommen, forderte der Kammer-Hauptgeschäftsführer.

Industrie-Zulieferer atmen auf
Rund 77 Prozent aller befragten Unternehmen bewerteten ihre derzeitige Geschäftslage mit gut oder befriedigend (Herbst 2009: 73 Prozent, Frühjahr 2009: 71 Prozent). Dabei scheint die Krise selbst für Zuliefererunternehmen der Industrie überwunden zu sein. 71 Prozent der Betriebe gaben in der Umfrage an, eine gute oder befriedigende Geschäftslage zu haben, 29 Prozent gaben eine schlechte Situation an (Herbst 2009: 37 Prozent). Ähnlich sei das Stimmungsbild auch im Kfz-Gewerbe, berichtete heute Weltrich. Allerdings stieg hier die Anzahl der Unternehmen mit schlechter Geschäftslage im Vergleich zur Herbstumfrage 2009 von 27 auf 19 Prozent. Dies sei dem Ende der so genannten Abwrackprämie geschuldet, erläuterte der Kammer-Hauptgeschäftsführer.

Appell: Gebäudesanierung weiter fördern
Das Bauhauptgewerbe zeigte sich in der Umfrage zu 74 Prozent mit der Geschäftslage zufrieden, 26 Prozent bewerteten die wirtschaftliche Situation als schlecht. Dies sei möglicherweise dem langen Winter geschuldet, vermutete heute Weltlrich. Zudem seien viele Gelder aus dem Konjunkturpaket II noch nicht bei den Unternehmen angekommen. Besser bewertete das Elektro-, Sanitär- und Heizungsbauhandwerk seine Geschäftslage. Nur 12 Prozent der Unternahmen gaben hier eine schlechte Lage an. Viele Unternehmen hätten sich aufgrund der Krise dem Bereich der regenerativen Energien zugewandt. Ortwin Weltrich appellierte hier an Land und Bund, die Förderprogramme für Gebäudesanierung fortzusetzen. Auch, da die ehrgeizigen Ziele in der Klimaschutzpolitik nur durch flächendeckende Sanierungen im Gebäudebestand erreicht werden könnten.

Uneinheitlich wird die Entwicklung in den Gesundheitsberufen bewertet. Während die überwiegende Zahl der Augenoptiker etwa von einer guten oder befriedigenden Geschäftslage spricht, laufen die Geschäfte der Dentallabore laut der Umfrage deutlich schlechter. Ursache dafür sei insbesondere die Gesundheitsreform, die die Gewinnmargen deutlich zurückgefahren hätte, so Weltlrich.

Prognose: 2010 kein Zuwachs an Arbeitsstellen
Obwohl die Unternehmen zuversichtlich auf die kommenden Monate blicken, erwartet Ortwin Weltrich in diesem Jahr keinen großen Anstieg der Beschäftigtenzahlen. Die Unternehmen hätten ihre Stammkräfte im vergangenen Jahr trotz der Krise behalten – oftmals sei dies nu mit Hilfe der Kurzarbeit möglich gewesen. Mit ihnen würden sie nun in ein hoffentlich besseres Jahr starten. Insgesamt waren 2009 rund 185.000 Menschen im Kammergebiet beschäftigt und damit gerade einmal 2.000 weniger als im Vorjahr. Für die Zukunft befürchtet Weltrin einen Fachkräftemangel. Viele Unternehmen würden Ausbildungsplätze anbieten, könnten diese jedoch nicht besetzen, da sie keine qualifizierten Jugendlichen finden könnten, berichtete Weltrich. Derzeit werden 15.000 Jugendliche im Kammergebiet ausgebildet. Im ersten Quartal verzeichnete die Kammer zudem ein Plus von rund 10 Prozent an angebotenen Ausbildungsstellen.

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Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung