Comedian Till Reiners kam für seine Show "Happy Hour" von Berlin nach Köln. Foto: Daniel Dittus

Köln Happy Birthday, „Happy Hour“! Das zehnjährige Bestehen der satirischen 3sat-Mix-Show wird von Till Reiners und seinen Gästen groß gefeiert in „Happy Hour XXL – Die Sommerparty“ am Sonntag, 16. Juli, um 20.15 Uhr in 3sat. Als Ehrengäste auf der Bühne stehen Johann König, Moritz Neumeier, Hazel Brugger, Konrad Stöckel, Dirk Stermann, Filiz Tasdan, Kawus Kalantar, Nikita Miller und die Band Madsen. Zur großen Geburtstagsparty geht die „Happy Hour“ erstmals raus aus der Clubatmosphäre der Berliner Kulturbrauerei, rauf auf die große Sommerbühne in der Kölner Eventlocation „Die Halle, Tor 2“. Hier ist Platz und Zeit genug für Comedy, Musik und Spiele. Wir haben vorab mit dem Wahlberliner, der ursprünglich vom Niederrhein stammt, über seine Köln-Erfahrung gesprochen.

Die XXL-Variante von “Happy Hour” wurde von der Berliner Kulturbrauerei in die Kölner Halle/Tor 2 verlegt. Wie liefen die Aufnahmen der Sendung Anfang Juni?

Till Reiners: In der Halle gibt es durch den ZDF Comedy Sommer schon Erfahrungen mit ähnlichen Formaten. Das ist eine schöne und große Open-Air-Location, deren Dach man im Notfall auch schließen kann. Wir hatten bei der Aufnahme ein tolles Publikum. Unsere Jubiläumsshow hat wirklich sensationell gut funktioniert.

„Wir sprechen von Primetime-Comedy“

Die Show läuft zur Primetime am Sonntagabend.

Reiners: Ja, deswegen sprechen wir ja von Primetime-Comedy. Wir sind aber keine große Samstagabendshow. Das Ganze läuft immer noch bei 3sat. Da sind wir jetzt groß in einer Nische, in der ich mich sehr wohlfühle. Mit einem relativ kleinen Budget haben wir bei der XXL-Show viel auf die Beine gestellt. Die Sendung ist doppelt so lang wie normalerweise und bringt große Namen auf die Bühne. Wir können als Show auch mal etwas spezielleren Humor zeigen und versuchen nicht wie bei den großen Samstagabend-Formaten, jeden vor dem Fernseher abzuholen. Ich glaube sowieso, dass es so etwas nicht mehr gibt: Die eine Show, auf die sich alle einigen können.

Bildet die XXL-Sendung am 16. Juli auch die Bandbreite der vergangenen zehn Jahre der “Happy Hour” ab?

Reiners: Ja, dadurch, dass alle Humorfarben der letzten Jahre vertreten sind, auch geografisch: Wir haben mit Hazel Brugger die Schweiz zu Gast und auch Österreich ist mit Dirk Stermann vertreten. Dazu kommen weitere Gäste wie Johann König, Filiz Tasdan oder Moritz Neumeier. Da treffen auch Generationen aufeinander. Für die Musik sind Madsen zuständig. So sind auch die vergangenen zehn Jahre von “Happy Hour” gut abgebildet.

„Die Erzählweise hat sich geändert.“

Wie hat sich der Humor in den vergangenen zehn Jahren gewandelt?

Reiners: Die Erzählweise hat sich geändert. Comedy in den 90ern war starke Abkehr vom Kabarett und hieß: Man erzählt eine Geschichte, um lustig zu sein – sie ist nur die Vorbereitung für die Pointe. Heute versuchen Leute, mehr aus ihrem eigenen Leben oder ihrer Perspektive auf die Welt zu erzählen, und danach darin das Komische herauszuarbeiten.

Noch immer gibt es in der Comedy-Szene deutlich mehr Männer als Frauen. Warum ist das so?

Reiners: Die Comedy-Szene ist anscheinend das letzte Refugium des Patriarchats. Nur etwa zehn Prozent der Comedians sind Frauen. Ich glaube, es fällt Männern und Frauen immer noch schwer, zu akzeptieren, dass es lustige Frauen gibt. Eine sehr tolle Kollegin erzählte mir mal, dass sie Zuschriften bekommt, in denen stand „Ich wollte Dich erst nicht lustig finden, aber ich musste dann einfach lachen.“ Ich glaube, das ist leider immer noch bei vielen die Grundhaltung: „Ich will keine Frau lustig finden“. Humor funktioniert übers Gefühl, nicht über das Großhirn, da fällt Veränderung noch schwerer. In der jungen Szene ändert sich das momentan etwas.

“In Köln ist schon Party, bevor man Bühne betritt.”

Sie leben in Berlin und waren jetzt in Köln zu Gast. Wie erleben Sie die beiden Großstädte?

Reiners: Da gibt es eine gewisse Hassliebe und eine gesunde Konkurrenz in Sachen Humor. In Köln kann man das Publikum sehr schnell begeistern, in Berlin ist man erst mal reservierter und kritischer, wenn man sie aber einmal hat, ist die Stimmung umso schöner. In Köln ist schon Party, bevor man Bühne betritt.

Wäre die Kölner Arena wie bei der Eins-Live-Comedy-Nacht auch eine Option für die Jubiläumsshow der “Happy Hour” gewesen?

Reiners: Das Publikum in der Arena will eine ganz andere Art von Humor erleben und dabei das Popcorn in der Tüte genießen. Ich war auch mal da und fand es beeindruckend. Es hat mir viel Spaß gemacht. Aber für 3sat muss ich sagen: Da ist nicht unser Publikum.

Welche Beziehung haben Sie persönlich zu Köln?

Reiners: Ich trete hier häufig auf und das nicht nur im Fernsehen, sondern auch live mit meinen Soloshows. Ich bin gerne abends in der Stadt unterwegs und habe viele befreundete und Kolleginnen und Kollegen in Köln. Köln ist ein klein bisschen zu Hause sein, ich bin in Geldern am Niederrhein aufgewachsen, das ist ja nicht so weit entfernt von Köln. Früher sind wir immer hier her gefahren, zum Einkaufen oder für Ausflüge mit der Schule.