Blick in die Ausstellung "Colonian Rhapsody" im Historischen Archiv. Foto: Bopp

Köln Neue Sonderausstellung „Colonian Rhapsody“ im Historischen Archiv.

„Musikstadt Köln: Keine Behauptung, sondern eine Realität“, so lautete die Feststellung des Kölner Oberstadtdirektors Kurt Rossa 1986 anlässlich der Eröffnung der Philharmonie. Was es mit dem Phänomen „Musikstadt“ auf sich hat, erkundet eine neue Ausstellung im Historischen Archiv am Eifelwall unter dem Titel „Colonian Rhapsody“, die noch bis zum 23. April zu sehen ist.

Sie blickt auf 45 Jahre Kölner Musikgeschichte zwischen 1945 und 1990 zurück. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges lässt sich in der Domstadt eine wahre Explosion im Bereich der Musikkultur und -pflege ausmachen. Dabei ist die Musikszene Kölns äußerst vielfältig und reicht von der Neuen und Alten Musik über Jazz und Rock bis hin zum Karneval mit seinen kölschen Helden.

Essenzielle Grundlagen für das Gedeihen des Kölner Musiklebens nach den Schrecken des Krieges war das Wiedererstarken der traditionellen städtischen Musikeinrichtungen, wie dem Gürzenich-Orchester oder den Bühnen der Stadt Köln. Genauso wichtig waren die Ausbildungsstätten, wie die Staatliche Hochschule für Musik oder die Rheinische Musikschule.

Die Rolle der Medien für die Musikstadt Köln

Dazu kommen Fernsehsender wie der WDR, der 1956 aus dem Nordwestdeutschen Rundfunk hervorging. Der hohe Musikanteil des Senders und seine starke Förderung von bisher vernachlässigter Alter Musik oder vom NS-Regime unterdrückten Genres, wie der Neuen Musik oder dem Jazz, erzeugten eine Sogwirkung, die viele junge Musikschaffende an den Rhein zog.

Die Schau unterteilt sich in einzelne Module mit Exponaten wie Dokumenten, Plakaten oder Fotografien. Diese stammen mit wenigen Ausnahmen aus den Beständen des Historischen Archivs.

Gleich zu Beginn geht es um wichtige Musik- und Veranstaltungsorte wie der Gürzenich, der nach den Kriegszerstörungen wieder aufgebaut werden musste. Entwürfe zeigen die Pläne für die gute Stube der Stadt, die 1955 wiedereröffnet worden ist. Weitere Orte waren zum Beispiel der Tanzbrunnen oder die Riphahn-Oper sowie die Kölner Sporthalle und die Philharmonie.

Das Magazin Spex und das Plattenlabel Electrola

Außerdem fällt der Blick auf die Medienstadt Köln mit wichtigen Orten wie dem 1952 eröffneten Funkhaus am Wallrafplatz und den Musikprogrammen im Rundfunk. Zu sehen ist auch eine der ersten Ausgaben des Musikmagazins Spex sowie ein Produktkatalog des Plattenlabels Electrola.

Dazu kommen Dokumente zu den Ausbildungsstätten, wie der Rheinischen Musikschule und der Musikhochschule, die zum Knotenpunkt des Kölner Musiklebens wurden. Wichtig war zudem die Förderung der Jugend, zum Beispiel mit dem in den 60er Jahren eröffneten Musikgymnasium sowie private Musikschulen und Initiativen.

Das Gürzenich-Orchester kehrte mit seinem neuen Kapellmeister Heinz Paules ab Juli 1945 ins Kulturleben der Stadt zurück. Obwohl die Wahl ursprünglich nicht unumstritten war, prägte Paules über fast drei Jahrzehnte das Orchester. Sein Nachlass gehört zum Bestand des Historischen Archivs.

Die städtischen Bühnen waren wichtig für die Kölner Musikszene

Auch die städtischen Bühnen, die ab 1947 von Generalintendant Herbert Maisch geleitet wurden, prägten mit den Sparten Oper und Schauspiel die Kultur- und Musikstadt Köln. Gezeigt werden beispielsweise Exponate zu den Umbrüchen in den 60er und 70er Jahren und zu den großen Erfolgen wie der „Kölner Mozart-Zyklus“ oder Bernd Alois Zimmermanns „Die Soldaten“.

Weitere Stationen der Ausstellung blicken auf die Eckpfeiler und Protagonisten der Alten und Neuen Musik sowie der Avantgarde in Köln wie dem „Collegium musicum“ oder den Komponisten Karlheinz Stockhausen, Mauricio Kagel und Robert HP Platz oder Herbert Eimert als Pionier der elektronischen Musik.

Bei den Kölschen Originalen führen die Exponate zum Beispiel zu den Rabaue und zeigen Aufnahmen von deren Straßenkonzerten. Der Blick fällt zudem auf Komponisten und Mundartdichter wie Albert Schneider oder Gerhard Jussenhoven. Natürlich sind das Divertissementchen der Cäcilia Wolkenburg oder die „Lachende Sporthalle“ mit kölschen Musikgrößen wie Jupp Schmitz, Ludwig Sebus oder Renate Fuchs nicht aus dem Geschehen wegzudenken. Dazu kommen die Musikkorps und Blaskapellen im Kölner Karneval.

Ein Plakat der Kölner Kultband Bap. Foto: Bopp

In einem weiteren Modul der Schau liegt der Fokus auf den Chören und Gesangvereinen der Stadt, wie dem Kölner Männer-Gesang-Verein, dem Gürzenich-Chor oder dem Bach-Verein. Bei Beat und Rock geht es um Kultbands, wie Can und Bap, oder Einzelkünstler, wie Klaus der Geiger, sowie den Spuren der Rolling Stones in Köln. Dazu zählt eine Rechnung über „fünf mutwillig zerstörte Mikrofone“ der Kölner Sportstätten 1967 nach dem Auftritt in der Sporthalle, für den auch eine zusätzliche Versicherungspolice abgeschlossen werden musste.

Eine eigene Station bekommt der Jazz in der Schau, wo zum Beispiel Gigi Campis Kölner Jazz-Label „MOD Records“ zeigt, wie wichtig Förderer für dieses Genre in der Stadt waren. 1949 wurden die ersten Jazzclubs in Köln gegründet. Dazu kamen Jazzlokale wie das Atlantic, der Streckstrump oder das Subway. Von großer Bedeutung war auch die Gründung der Initiative Kölner Jazz Haus, aus der der Stadtgarten als Veranstaltungsort hervorgegangen ist. Zu den legendärsten Jazzkonzerten in Köln zählt der Auftritt von Keith Jarrett 1975 im Opernhaus.

Service: „Colonian Rhapsody“ bis zum 23. April; Historisches Archiv, Eifelwall 5, Köln; Öffnungszeiten: Di-So 10-16.30, Mi 10-19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.