Foto: Das vierstöckige Historische Archiv ist völlig eingestürzt

Aktualisiert um 15:15 Uhr
Es ist mittlerweile gesichert, dass es sich bei dem eingestürzten Gebäude um das Historische Archiv der Stadt Köln handelt. Vor Ort bereits eingetroffen sind Stadtdirektor Guido Kahlen, Pressesprecher der Stadt Köln Gregor Timmer und der für die Feuerwehr zuständige Dezernent Soénius. Es herrscht ein völlig unklares Bild der Lage. Der Öffentlichkeit werden kaum Informationen genannt. Ob sich beim Einsturz Menschen im Gebäude befanden ist bis jetzt unklar. Allerdings sind 20 Rettungswagen und zwei Rettungshubschrauber vor Ort. Außerdem errichtet die Kölner Feuerwehr derzeit ein ärztliches Versorgungszentrum auf. Nach Angaben des Pressesprechers Timmer sind weitere Gebäude wie beispielsweise das ehemalige Polizeipräsidium angeblich einsturzgefährdet. Allerdings baut die Feuerwehr ihr Rettungszentrum in unmittelbarer Nähe des gefährdeten Gebietes auf. Bis 14.54 Uhr war nicht erkenntlich, ob Menschen aus dem Gebäude bereits gerettet oder geborgen werden konnten. Nach Aussagen von Augenzeugen ist das Haus völlig eingestürzt.

Auch die KVB hat noch kein klares Bild der Lage. Eine dort befindliche Baustelle soll nach Augenzeugenberichten ebenfalls eingestürzt sein. Bei den unterirdischen Bauarbeiten handelt es sich um den geplanten Gleiswechsel Waidmarkt, der unter der Platzfläche angelegt werden soll. Die Bauarbeiten sollen nach Angaben eines Arbeiters in 30 Metern Tiefe stattfinden.

Derzeit entsteht vor Ort der Eindruck, dass die Aufstellung und Sortierung von Polizei und Feuerwehr eher langsam vonstatten gehen. Denn noch immer wird kein Bild der Lage an die Öffentlichkeit vermittelt. So stehen auch eventuelle Angehörige im Moment ohne Informationen da. Selbst eine Stunde nach dem Unfall sind die Feuerwehrkräfte immer noch damit befasst, eine funktionieren Erstversorgung aufzubauen. Weitere Berichte von der Unfallstelle erfolgen in Kürze.


Foto: Schutt liegt auf den Bürgersteigen und der Straße.

Aktualisiert um 15:40 Uhr
Günter H., Augenzeuge, des Geschehens, befuhr mit seinem Pkw die Severinstraße in Richtung Chlodwigplatz als das Haus einstürzte. „Als ich in den Rückspiegel sah, sackte hinter mir auf einer Länge von 60 Metern das Haus zusammen. Das war eine riesige Staubwolke. Ein Bild wie in New York. An der Einsturzstelle entstand sofort Panik. Ich stieg aus meinem Wagen. Ein Ehepaar, von denen einer gerade in das Historische Archiv gehen wollte, stand fassungslos auf der anderen Straßenseite. Das Ehepaar berichtete mir, dass sie gesehen hätten, wie mehrere Menschen in die Tiefe gerissen wurden. Die Arbeiter der KVB, machten gerade eine Pause und rauchten eine Zigarette. Sie waren kreidebleich. Wir konnten nicht helfen. Wir haben keine Schreie von Verletzten gehört, weil es so laut war. Und dann hörten wir schon die Sirenen der Feuerwehr.“


Foto: Außer dem Historischen Archiv ist ein weiteres Gebäude auf der Severinstraße eingestürzt.


Aktualisiert um 15:45 Uhr
Wie inzwischen bekannt wurde, ist nicht nur das Gebäude des Historischen Archivs eingestürzt, sondern auch ein Nachbargebäude. Das gab der Pressesprecher der Feuerwehr Baldes gerade bekannt gab. Zu mögliche Opfern im oder vor dem Gebäude können sie immer noch nichts sagen. Die Feuerwehr prüfe derzeit, ob weitere Gebäude einsturzgefährdet sind und evakuiert werden müssen. Um 15:45 Uhr hat die Stadt Köln eine Pressekonferenz angesetzt. Weiteres Informationen folgen.

Aktualisiert 16:40 Uhr
Wie inzwischen bekannt wurde, sind insgesamt drei Gebäude in der Severinstraße eingestürzt. Neben dem Historischen Archiv sind davon die Häuser recht und links des Hauses davon betroffen. Derzeit liegen der Polizei und der Feuerwehr keine Vermisstenmeldungen vor. Lediglich ein Ehepaar wird eventuell vermisst. Dieses hielt sich im Haus Severinstraße 220 auf, links des Historischen Archivs. Verletzte hat die Feuerwehr bisher nicht aufgefunden. Wer jemanden vermisst, kann sich unter der Rufnummer 112 melden. Die Besucher und Mitarbeiter des Historischen Archivs konnten das Gebäude rechtzeitig verlassen. Aufgrund von merkwürdigen Geräuschen waren alle Menschen aus dem Haus gegangen.

Die Feuerwehr wurde um 13:58 Uhr alarmiert. Da rechnete sie zunächst mit massenhaft Verletzten. Als jedoch bei Ankunft keine Verletzten gemeldet wurden, wurde dennoch vorsorglich ein Rettungszentrum errichtet. Aktuell ist ein Statiker der Feuerwehr vor Ort, der überprüft, ob weitere Gebäude einsturzgefährdet sind. Außerdem sucht die Feuerwehr sicherheitshalber weiter nach Verletzten. Dafür werden auch Hunde eingesetzt.

Laut der KVB gibt es zur Zeit keinen Hinweis auf die Ursache für den Einsturz. Im Vorfeld wurden bei dem Historischen Archiv Setzrisse festgestellt. Diese wurden bei Schildvortriebarbeiten der KVB entdeckt. Die Gebäudewirtschaft der Stadt Köln, KVB und Versicherer der KVB begingen das Gelände. Aktuell wurden jedoch von der KVB keine Schildvortriebarbeiten, sondern nur noch Ausschachtungsarbeiten durchgeführt.

Aktualisiert um 17:30 Uhr
Derzeit liegen keine neuen Erkenntnisse über Verletzte oder Vermisste Personen vor. Inzwischen sind einige Betonmischer vor Ort eingetroffen. Wie diese eingesetzt werden, ist im Monment jedoch noch unklar. Weitere Meldungen folgen.

Aktualisiert um 17:45 Uhr
Nach Augenzeugenberichten werden wahrscheinlich neun Personen vermisst. Darunter auch das Ehepaar. Acht dieser Personen hielten sich wahrscheinlich in der Spielhalle im Erdgeschoss im Gebäude Nummer 220 auf. Dieses Haus befindet sich links neben dem Historischen Archiv. Eine Person wird sicher vermisst. Ein Angehöriger meldete sich. Eine Person befand sich eventuell auf der Straße als das Haus einstürzte. Aktuell fahren nun Krankenwagen vor. Die Feuerwehr sucht nach den vermissten Personen.

Infobox: Das Historische Archiv der Stadt Köln
Das Gebäude des Historischen Archivs an der Severinstraße wurde 1971 in Betrieb genommen. Das Historische Archiv ist das „Gedächtnis Kölns“, es beherbergt Originaldokumente aus mehr als 1.000 Jahren Kölner und rheinischer Geschichte – Urkunden (darunter sechs Verbundbriefe von 1396), Testamente, Ratsprotokolle, kaiserliche Privilegien…. Die älteste der zirka 600.000 Urkunden datiert aus dem Jahre 922 und stammt aus St. Ursula. Im Bestand befinden sich aber auch zahlreiche Nachlässe und Unterlagen bedeutender Persönlichkeiten und Institutionen des Kölner Raums: Hermann von Weinsberg, Jan von Werth, Heinrich Böll, Jaques Offenbach, Gottfried Böhm, Ferdinand Franz Wallraf. Briefe Hegels werden hier ebenso aufbewahrt wie Handschriften von Karl Marx und Friedrich Engels, von Napoleon unterzeichnete Verfügungen oder Edikte Ludwigs XIV. von Frankreich. Das Historische Archiv ist dabei in erster Linie nicht Museum, sondern eine Einrichtung der Stadtverwaltung, die seit vielen Jahren ausgewähltes Schriftgut in ihren Bestand übernimmt, in erster Linie zur Sicherung von städtischen Rechten. Das Kölner Stadtarchiv ist das größte und vollständigste kommunale Archiv nördlich der Alpen, die einzige Lücke klafft zwischen 1927 und 1945 – der gesamte Aktenbestand dieser Jahre war 1945 bei einem Bombenangriff im (eigentlich als bombensicher eingestuften) Rathauskeller in Flammen aufgegangen.

Andi Goral für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
Fotos: Frank Domahs