Köln | Das Amt für Kinder, Jugendliche und Familie der Stadt Köln veranstaltete heute gemeinsam mit dem Verein Zartbitter eine Fachtagung mit dem Titel „Kein Raum für Missbrauch – Schutz vor sexualisierter Gewalt in Institutionen“ in der Piazzetta des Historischen Rathauses. Die Tagung richtete sich an Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Führungskräfte aus Einrichtungen der Jugendhilfe, Schulen, Sport- und Jugendverbänden, Kirchen und dem Gesundheitswesen. Den Machern ist dabei wichtig, den Anwesenden konkrete Handlungskonzepte bei Verdachtsfällen von sexuellen Übergriffen auf zu betreuende Kinder an die Hand zu geben.

Sexueller Missbrauch gehöre zu den schwierigsten Themen beim Kinder- und Jugendschutz, so die Ausrichter der Tagung. Viele Einrichtungen reagierten hilflos und überfordert, wenn die Vermutung eines sexuellen Missbrauchs in den eigenen Reihen aufkomme. Institutionelle Dynamiken und Überforderung verstellten den Blick für einen fachlich adäquaten Umgang mit der Vermutung. Dieser erfordere hohe fachliche Kompetenz, Kraft und professionelle Klarheit. Hierfür sei die Aufstellung von klaren Standards eine Grundvoraussetzung, so Ministerialdirigent Johannes-Wilhelm Rörig, Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Der Bedarf an konkreter Unterstützung sei hoch und eine umfassende Fortbildung und Sensibilisierung der Mitarbeiter, Träger und Einrichtungen notwendig. Es bestehe vor allem an Schulen ein großer Informationsbedarf, das erfahre sie immer wieder anhand der hohen Anmelde- und Besucherzahlen auf ihren Veranstaltungen, so Ursula Enders vom Verein Zartbitter, Kölner Kontakt- und Informationsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen. Aber auch die Eltern müssten aktiviert werden. Diese müssten stärker das Aufstellen von Kinderschutzkonzepten und deren Einhaltung von den Institutionen einfordern, denen sie ihre Kinder anvertrauten. Auch müssten Kinder frühestmöglich über ihre Persönlichkeitsrechte aufgeklärt werden, hierbei vor allem das Recht am eigenen Bild. Ebenfalls müsse es die Möglichkeit einer durch Ombudsleute verwalteten Bewertung einzelner Personen einer Institution durch die Kinder geben, so Enders weiter.

Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes eröffnete die heute Fachtagung. In ihrer Rede betonte sie, bei der frühzeitigen Aufklärung von Kindern und Jugendlichen über Missbrauch seien alle gefordert – Eltern ebenso wie Lehrer und Erzieher. Johannes Wilhelm Rörig, zog eine politische Bilanz zur Umsetzung der Hilfen für kindliche und jugendliche  Opfer sexueller Gewalt. Weiterhin referierte die städtische Beigeordnete Dr. Agnes Klein über die Verantwortung von Gesellschaft und Institutionen für den Schutz von Kindern und Jugendlichen. Als Referentin für den Verein Zartbitter informierte Ursula Enders über institutionelle Schutzkonzepte und präsentierte erstmals das Präventionstheaterstück „Bei uns (doch) nicht! Schutz vor Missbrauch in Institutionen“, aufgeführt von Eltern von Missbrauchsopfern, aus der Feder von Eckhard Pieper hauptamtlicher Diplom-Psychologe bei Zartbitter, Sänger und Gittarist von Köbes Underground der Hausband der Stunksitzung. Es soll einen ersten Eindruck über praktische Umsetzungsmöglichkeiten der Schutzkonzepte vermitteln. Zielgruppen für künftige Aufführungen sollen Teilnehmer von Fortbildungen sowie Elternabende sein.

Autor: dd