Köln bei Internationalität im Mittelfeld
Mehr Internationalität täte deutschen Großstädten  gut – das ist ein Ergebnis einer Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI). In der Studie „Bunt in die Zukunft – Kulturelle Vielfalt als Standortfaktor deutscher Metropolen“ untersuchten die Wirtschaftsforscher den Zusammenhang von ausländischen Bevölkerungsgruppen und wirtschaftlichem Erfolg in den sechs größten deutschen Städten Berlin, Hamburg, München, Köln, Stuttgart und Frankfurt.

Demnach stammen die Arbeitskräfte in Frankfurt, Stuttgart und München aus unterschiedlicheren Ländern als in Köln. Im Vergleich dazu ist die Internationalität in Berlin und Hamburg geringer. Berücksichtigt wurde bei der Untersuchung zum einen die Anzahl der Nationalitäten sowie die Anteile von Beschäftigten unterschiedlicher Nationalitäten an der Gesamtbevölkerung. "Köln zeigt vor allem beim Nationen-Mix Defizite gegenüber den führenden Städten und hat im Vergleich auch einen relativ geringen Anteil an ausländischen Beschäftigten“, betont Max Steinhardt vom HWWI. Köln weist mit 16,9 Prozent nach Berlin und Hamburg den niedrigsten Ausländeranteil der untersuchten sechs Metropolen auf. Auch die kulturelle Vielfalt ist weniger stark als in anderen Städten ausgeprägt: Mit einem Anteil von rund 42 Prozent an allen ausländischen Beschäftigten dominieren Zuwanderer aus der Türkei wie in keiner anderen Stadt. 27,0 Prozent der ausländischen Beschäftigten stammen aus einem EU-15-Land (zum Vergleich Stuttgart 37,8 Prozent).

Ausländer in Süddeutschland im Arbeitsmarkt integrierter
Ebenso besteht den Forschern zufolge ein Nachholbedarf in Sachen Integration in den Arbeitsmarkt. In Köln beträgt die Arbeitslosenquote unter ausländischen Arbeitnehmern 25,7 Prozent, während sie in München rund halb so hoch ist. Der Anteil der Beschäftigten mit einer Berufsausbildung oder einem Fachhochschul- oder einem Universitätsabschluss liegt in Köln bei 36,4 Prozent, in Stuttgart bei 46,2 Prozent, in Frankfurt 38,3 und in Berlin 29,3 Prozent.
"Wir haben festgestellt, dass die Regionen mit der höchsten Diversität, mit der höchsten kulturellen Vielfalt in der Bevölkerung und bei den Beschäftigten besonders erfolgreich sind“, unterstreicht Peter Hähner, Leiter des Regionalbereichs bei der Hypo Vereinsbank, die die Studie in Auftrag gab. Würde eine größere Internationalität in deutschen Metropolen herrschen, würde es eine höhere Kreativität und Innovationen dort geben, wie etwa in Amsterdam, wo 50 Prozent der Einwohner keinen niederländischen Ursprung haben.

Köln ohne kohärentes Integrationskonzept
Mittlerweile hätten alle untersuchten Metropolen ein Integrationskonzept erarbeitet, mit Ausnahme von Köln. Allerdings habe Köln im vergangenen Jahr begonnen, ein solches in Angriff zu nehmen. Unter anderem sieht es vor, die Stadtverwaltung interkulturell zu öffnen. Stuttgart habe derweil ein bereits mit internationalen Preisen ausgezeichnetes Konzept dazu entwickelt.
Derzeit beträgt die Zahl der Zuwanderer etwa 75.000 Menschen. Aufgrund des demografischen Wandels werde Deutschland in Zukunft weiter auf Zuwanderer angewiesen sein, weshalb das Thema Integration an Bedeutung zunehmen werde.

Mehr Investitionen in Integration erforderlich
Die Wissenschaftler empfehlen daher, stärker in dieses Politikfeld zu investieren, um im Wettbewerb mit anderen Städten Zuwanderer für sich zu gewinnen. Beispiele dafür seien eine aktive Familienpolitik, eine verbesserte Bildungsqualität, internationale Schulen sowie eine unbürokratische Vorgehensweise etwa bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse.

Allgemein sollten Beschäftigte mit Migrationshintergrund dazu beitragen, in Köln besser integriert zu werden und der Stadt einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. „Sonst haben wir ziemlich schnell ein große soziale Schieflage“, sagt Kölns Wirtschaftsdezernent Norbert Walter-Borjans.

Nadin Hüdaverdi für report-k.de/ Kölns Internetzeitung