Die Kölner Severinsbrücke. | Foto: Bopp

Köln | Die Kölner Industrie- und Handelskammer (IHK Köln) hat die Ergebnisse ihrer Herbstumfrage von Unternehmen der Region vorgestellt. Die Erwartungen der Unternehmen an die wirtschaftliche Entwicklung sind dramatisch gesunken. Mehr als die Hälfte der Unternehmen erwarte in den kommenden 12 Monaten eine Verschlechterung seiner eigenen Geschäftslage.

Die Lage im Kammerbezirk der IHK Köln

Vor allem die Industrie und der Handel blicken düster in die nahe Zukunft. 54 Prozent der Industrieunternehmen und 58 Prozent der Handelsunternehmen in der Kölner Region erwarten eine Verschlechterung. Dies betrifft auch Unternehmen aus Branchen die ihre aktuelle wirtschaftliche Lage mit gut bewerten: Die Segmente Bau, Maschinenbau oder Hotel- und Gaststättengewerbe nennen in der Mehrzahl negative Geschäftserwartungen. Steigende Zinsen sind Gift für das Baugewerbe. Zurückhaltende Konsument:innen wirken sich negativ auf den Groß- und Einzelhandel aus. Diese Erkenntnisse aus der Herbstumfrage dürften nun niemanden überraschen. Entscheidender sind die Fragen nach den Auswirkungen.

85 Prozent der befragten Unternehmen nennt als Hauptrisiko die Energie- und Rohstoffpreise. An Position zwei kommt der Fachkräftemangel. Besondere Bauchschmerzen bereitet die Inlandsnachfrage. Hier stieg die Risikoeinschätzung um 20 Prozent und damit deutlich. Ein weiteres Risiko sehen die Unternehmer:innen in steigenden Arbeitskosten in Kombination mit dem Fachkräftemangel.

Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen ist um 13 Prozent zu der Vergleichsumfrage im Herbst 2021 gesunken. Bei Investitionen steht aber nicht die Expansion im Vordergrund, sondern die Ersatzbeschaffung vor allem vor dem Hintergrund von Rationalisierung. Gesunken ist die Bereitschaft in den Umweltschutz zu investieren. Hier sank die Motivation der Unternehmen um 5 Prozent. Bei den Investitionen entsteht ein Spannungsfeld zwischen dem Wissen, dass viele Prozesse transformiert werden müssen und den aufkeimenden Rezessionsängsten bei den Unternehmen in der Kölner Region.

Obwohl der Fachkräftemangel als Risiko an Platz 2 steht wirken sich die aktuellen Entwicklungen durchaus auch auf die Beschäftigung aus. Dabei wirkt die Risikobewertung dämpfend. 19 Prozent der Unternehmen planen Neueinstellungen. 23 Prozent möchten Stellen abbauen.

So sieht die Lage für die Stadt Köln aus

Auch die Mitgliedsunternehmen der IHK Köln im Stadtgebiet liegen im Trend des Kammerbezirks. Rund die Hälfte der Unternehmen auf dem Stadtgebiet Köln fürchtet eine negative wirtschaftliche Entwicklung. Tritt das ein wirkt sich das durch Mindereinnahmen auch direkt auf den Kölner Haushalt aus. Aber immerhin 37 Prozent der Unternehmen planen mehr Investitionen und nur 26 Prozent wollen auf diese verzichten. 25 Prozent wollen mehr Stellen schaffen und 19 Prozent wollen Mitarbeitende entlassen. 80 Prozent der Kölner Unternehmen sorgen sich vor steigenden Energie- und Rohstoffpreisen, 65 Prozent vor dem Fachkräftemangel und 58 Prozent vor einer nachlassenden Inlandsnachfrage.

Das Gesamtbild

Das Konjunkturklima der IHK Köln ist im Kammerbezirk von 97,7 Punkten der diesjährigen Frühjahrsumfrage auf 78,5 Punkte gefallen. Der langjährige Durchschnittswert dieses Indikators liegt bei 110,1 Punkten. Ein jäher Stopp des Erholungsprozesses nach der Corona-Pandemie.  Der Hauptgeschäftsführer der Kölner IHK, Dr. Uwe Vetterlein ordnet die Lage aus seiner Position so ein: „Die Unternehmen können mitten in der Energiekrise nicht planen, sie wissen nicht, welche Belastungen auf sie zukommen und welche Energie ihnen morgen noch zur Verfügung steht. Bürokratie und Regulierungen behindern die Unternehmen, sich zügig auf die neuen Gegebenheiten einzustellen. Die hohe Inflation, die Zurückhaltung der Kunden und der zunehmende Fach- und Arbeitskräftemangel spielen daneben eine wichtige, aber eher nachgelagerte Rolle. Unternehmen sind es gewohnt, mit Marktveränderungen umzugehen und sich anzupassen. Nicht kalkulierbare politische Risiken, allenthalben hemmende Regeln und bürokratische Hürden bringen sie besonders in Krisenzeiten an den Rand der Verzweiflung. Gerade jetzt kommt es auf Flexibilität und Geschwindigkeit an“.

Die IHK Köln befragte Unternehmen in ihrem Kammerbezirk vom 19. September bis 7. Oktober.

red01