„Wenn es nicht so ernst wäre, könnte man die aktuelle Situation durchaus als spannend bezeichnen“, sagte heute Dr. Herbert Ferger, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, während der Präsentation der aktuellen Konjunkturumfrage. Rund 570 Unternehmen der Region, von denen 287 ihren Sitz in Köln haben, beteiligten sich und gaben ihre Einschätzungen der aktuellen Geschäftslage und die Erwartungen für die kommenden Monate bekannt. Angesichts der Entwicklungen in der europäischen Schuldenkrise und dem allgemeinen Stimmungsbild sei die aktuelle Stimmung überraschend gut, erklärte Ferger. 46,7 Prozent der befragten Unternehmen in Köln beurteilten die Geschäftslage zu Jahresbeginn als positiv und können eine gute Kapazitätsauslastung verzeichnen. Demgegenüber stehen 8,7 Prozent, die ihre Lage als schlecht bezeichnen. Viele Unternehmen befürchten jedoch ein baldiges Ende des guten Konjunkturklimas.


IHK Hauptgeschäftsführer zeigte sich besonders über den positiven Trend am Arbeitsmarkt erfreut

Exportwirtschaft und Ölpreis drücken Erwartungshaltung
Für die kommenden Monate sind die Erwartungen aber zunehmend skeptisch. „Es scheint so, als wäre nur die Frage offen, wie heftig der Konjunktureinbruch uns trifft“, kommentierte Ferger diese Einschätzungen. Hauptverantwortlich für die gedämpften Konjunkturaussichten seien neben der abkühlenden Weltkonjunktur der Rückgang der Exportgeschäfte, die Folgen der Sparbemühungen in vielen europäischen Ländern und die höheren Energie- und Rohstoffpreise, wie etwa durch den dauerhaft auf 100 Dollar pro Barrel gestiegenen Ölpreis. 18,5 Prozent der befragten Kölner Unternehmen hegen schlechte Erwartungen für das Jahr 2012. Im Januar 2011 hatten nur 7,5 Prozent Bedenken für die kommenden Monate geäußert.

Hoffnungsschimmer durch Investitionen und Arbeitsmarkt
Die Entwicklung bei den Unternehmensinvestitionen und auf dem Arbeitsmarkt wertete Ferger als Hoffnungsschimmer. Rund 84 Prozent der Unternehmen wollen ihre Investitionsvolumen nicht verringern. Von diesen sind 24,4 Prozent sogar bereit mehr Mittel bereitzustellen. In einem ähnlichen Rahmen bewegen sich die Beschäftigungspläne für 2012. Den aktuellen Trend bestätigend wollen lediglich 15,5 Prozent der Befragten Stellen abbauen, während 24,3 weiterhin nach Arbeitskräften suchen wollen. Auch der Fachkräftemangel spielt in vielen Betrieben nach wie vor eine Rolle.

Die Abnahme der Arbeitslosigkeit könnte dem Binnenmarkt einen Schub verleihen und somit das rückgängige Exportgeschäft kompensieren. Dies sei vor allem für den Dienstleistungssektor, den Einzelhandel und den Immobiliensektor der Fall. „Wir können alle großer Hoffnung sein, dass die Region Köln deshalb an einem Konjunktureinbruch vorbei kommt.“ Es bleibe aber abzuwarten, inwiefern sich die benannten Risikofaktoren auf die verschiedenen Branchen auswirken.

[Björn Bourry für Report-k.de – Kölns Internetzeitung]