Köln | Am 17. Mai 1933 ließen die Nationalsozialisten vor der Fachhochschule in der Kölner Südstadt wie in ganz Deutschland Bücher verbrennen. Seit 2001 erinnert ein Bodendenkmal vor Ort an die Autoren, deren Werke verbrannt wurden. Heute meißelten junge Kölner Steinmetze zehn weitere Namen in den Basalt vor der FH.

Seit acht Uhr heute Morgen knien die angehenden Steinmetze des Berufskollegs Ulrepforte trotz Regen auf dem Boden vor dem Eingang der Fachhochschule Köln. In den Basalt in der Claudiusstraße meißeln sie ihn liebevoller Feinarbeit die Namen von zehn Autoren, deren Werke 1933 bei der von den Nationalsozialisten organisierten Bücherverbrennung verbannt wurden. Das erweist sich bei dem harten Basalt nicht als einfache Aufgabe. Denn die Steine sind nicht nur sehr hart, sondern aufgrund ihres Alters teilweise auch schon recht porös und löchrig. Nicht jeder Name passt daher auf jeden Stein. Die Schrift zu den Namen – alle in einer riefenlosen Antiqua geschrieben – haben die Lehrlinge selbst gezeichnet. Das Einhauen in den Stein nun dauert mehrere Stunden. Und so trotzen die jungen Steinmetze heute ausgestattet mit Knieschonern, Colaflaschen und Regencapes dem Kölner Regen.

In Stein gehauen wurden heute die Namen von: Ernst Barlach, Vicki Baum, Ernst Bloch, Marieluise Fleißer, Gina Kaus, Rosa Luxemburg, Julius Meier-Graefe, Nelly Sachs, Upton Sinclair und Jakob Wassermann.

„40 Namen wüsste ich noch“

Mit den zehn neuen Namen führen sie das Projekt „Namen der  Autoren“ fort, das Walter Vitt 2001 initiierte. Seitdem wurden bereits 65 Namen in den Basalt vor dem Haupteingang der FH gemeißelt. An dieser Stelle fand am 17. Mai 1933 die Bücherverbrennung in Köln statt – eine Woche später als im restlichen Deutschland. Denn in Köln regnete es. Zudem kämpfte der damalige Kölner Germanistik-Professor Bertram und Thomas Mann-Kenner dafür, dass keine Werke von Thomas Mann verbrannt wurden, berichtete heute Vitt. Mit Erfolg – uns so fehlt der Name Thomas Manns heute im Basalt, während die restliche Familie dort bereits verewigt wurde. Seit 2001 werden dem Bodendenkmal alle zwei Jahre weitere Namen hinzugefügt. „40 Namen für die nächsten acht Jahre wüsste ich noch“, kündigte Vitt heute an. Danach seien wohl auch keine freien und nutzbaren Steine mehr vor dem Haupteingang zu finden.

Gedenk-Veranstaltung am 10. Mai

Mit der heutigen Aktion wird zugleich die diesjährige Veranstaltung zur Erinnerung an die Bücherverbrennung vorbereitet, bei der die zehn Autoren im Mittelpunkt stehen werden. Diese wird aufgrund des Feiertages am 17. Mai in diesem Jahr erstmals am 10. Mai stattfinden. Aus Anlass des 79. Jahrestages laden die FH Köln, die Universität zu Köln und die Hochschule für Musik und Tanz zu einer Lesung  aus den Werken verfemter Autoren ein. Die Gedenk-Veranstaltung findet im Hauptgebäude der FH in der Claudiusstraße statt. Der Eintritt ist frei.

Autor: Cornelia Schlösser
Foto: Steinmetz-Lehrling Andreas vom Berufskolleg Ulrepforte meißelte heute den Namen von dem Autor Jakob Wassermann in den Basalt