Die Helfer engagieren sich für die Flüchtlinge aus der Ukraine. Foto: Eppinger

Köln | Zweieinhalb Tage waren Yaroslava Litvin und ihre drei Töchter Sofija (12), Sascha (10) und Nadja (8) unterwegs, um von ihrer Heimatstadt Kiew nach Köln zu kommen. Davor hatten die Familie in einem Schutzraum ausgeharrt.

„Wir hatten große Angst, da wir immer wieder die Explosion von Bomben gehört haben. Das war für uns eine sehr schwierige Situation. Dass meine Kinder jetzt hier in Sicherheit sind, ist für mich das Wichtigste. Es war die richtige Entscheidung, hierher nach Köln zu kommen, auch wenn wir niemand in der Stadt zuvor gekannt haben“, sagt die Mutter.

Verein „Sei Stark“ unterstützt Frauen und Kinder aus der Ukraine

Zunächst wurde die Familie in einem Hostel in Ehrenfeld untergebracht. Da die Zimmer dort aber reserviert waren, mussten die vier ihre erste Unterkunft wieder verlassen. Im Hostel haben vor dem Krieg in der Ukraine Geflüchteten die Vorsitzende des gerade neu gegründeten Vereins „Sei Stark“, Emitis Pohl, getroffen. „Ein guter Freund von mir besitzt eine leerstehende Wohnung in Marienburg direkt am Rhein, dort kann die Familie jetzt bleiben. Es ist wichtig, die Menschen in Hotels oder in privaten Unterkünften in Köln oder in der Region unterzubringen. Große Halle als Unterkunft sind einfach nicht zumutbar“, sagt Pohl.

Mit ihrem Verein, der unter dem Leitmotiv „Frauen helfen Frauen“ angetreten ist, unterstützen die Mitglieder derzeit etwa 150 bis 200 Frauen und Kinder, die aus der Ukraine vor dem Krieg fliehen mussten. „Wir haben schon am ersten Tag dieses Krieges beschlossen, den Geflüchteten zu helfen. Zunächst waren es Sachspenden, die wir für die Ukraine gesammelt haben. Jetzt geht es vor allem darum, den Familien hier vor Ort zu helfen.

Wir sorgen für eine adäquate Unterbringung, kümmern uns darum, dass die Kinder in die Schule oder den Kindergarten gehen können und dass die Mütter eine Arbeit bekommen. Dazu kommen die finanzielle Unterstützung oder auch Sachspenden wie Kleidung sowie die Begleitung bei Behördengängen. Wir stellen den Familien außerdem Mentorinnen zur Seite, die dafür sorgen, dass die Geflüchteten hier in einem fremden Land zurechtkommen können.“

Geplant ist auch, in der Stadtbibliothek jeden Freitag ein Frauencafé anzubieten, bei dem sich die geflüchteten Familien treffen und untereinander vernetzen können. Auch für die Kinder wird viel getan. „Wir waren gerade gemeinsam im Zoo, das ist sehr gut angekommen.

Als weitere Ausflugsziele sind zum Beispiel das Schokoladenmuseum oder das Stadion eingeplant“, sagt Pohl. Die Sparkasse, deren Vorstandsvorsitzender Ulrich Voigt Gründungsmitglied bei „Sei Stark“ ist, stellt kostenlose Girokonten zur Verfügung. Diese sind ähnlich wichtig, wie zum Beispiel SIM-Karten für das Handy, um zu telefonieren und um online gehen zu können.

„Die Kölner sind einfach wunderbar. Wir sind total freundlich aufgenommen worden. Trotz der Sprachbarriere erleben wir eine sehr große Gastfreundschaft in der Stadt. Alle fragen, ob und wie sie uns helfen können. Meine Tochter Sascha wollte immer Fußball spielen, dazu bekommt sie jetzt die Gelegenheit.

In Köln konnten wir das erste Mal seit dem Kriegsausbruch wieder lachen und glücklich sein“, beschreibt Yaroslava Litvin, wie sie die Domstadt seit ihrer Ankunft am 8. März erlebt hat. Auch ihre Tochter Sofia ist begeistert: „Der Besuch im Zoo war fantastisch. Das war für mich wie ein Traum. Vor allem das Riesenrad vor dem Zoo hat mir sehr gefallen.“

Ukraine-Hilfe: Geldspenden benötigt

Emitis Pohl hat als 13-Jährige selbst erlebt, wie es ist, auf der Flucht zu sein. „Ich bin beim Golfkrieg alleine nach Deutschland geflüchtet. Wenn ich jetzt die Bilder vom Krieg in der Ukraine und den Menschen auf der Flucht sehe, kommen all die Erinnerungen an die eigene Flucht wieder hoch. Da kommen mir die Tränen.“

Unterstützen kann man das Engagement des Vereins vor allem mit Geldspenden, die dringend benötigt werden. Auch Mentorinnen für die geflüchteten Frauen werden gesucht. Unterstützt wird der Verein vom Kölner Unternehmen Ströer, das auf 1500 seiner digitalen Werbeanlagen bundesweit zu Spenden und zur Unterstützung aufruft.

„Wir platzieren auf den Anzeigetafeln zum Beispiel auf den Hauptbahnhöfen auch die Willkommensbotschaften für Geflüchtete in deren Landesprache. Wir kooperieren hier mit großen Partnern wie Unicef, aber auch mit kleinen Vereinen vor Ort, die eine schnelle und gezielte Hilfe leisten“, sagt Geschäftsführer Hermann Meyersick.