Düsseldorf | Der deutsche Schuh-Einzelhandel setzt zunehmend auf das Internet. Nahezu jeder fünfte stationäre Fachhändler biete sein Angebot inzwischen auch online an, sagte der Geschäftsführer des Branchenverbands BDSE, Siegfried Jacobs, am Mittwoch in Düsseldorf zum Start der Internationalen Schuhmesse GDS.

Rund zehn Prozent des Jahresumsatzes mit Schuhen in Höhe von zuletzt 11,5 Milliarden Euro setzte der Einzelhandel 2012 mit Internet-Verkäufen um, das entsprach gut 1,2 Milliarden Euro. Doch die branchenübergreifend wachsende Bedeutung der Bestellungen per Mausklick sei auch Grund zur Sorge, warnte Jacobs. Wenn immer mehr von zu Hause aus eingekauft werde, strömten weniger Menschen in die Innenstädte: „Der Vormarsch der Internet-Gesellschaft belastet insgesamt die Einzelhandelsgeschäfte.“

Außerdem ist der Verkauf von Schuhen im Internet nach den Worten von Jacobs bislang kein durchgängiges Erfolgsmodell: „Die Intensität des Wettbewerbs ist enorm. Bisher gelang es nur wenigen Anbietern, daraus ein rentables Geschäftsmodell zu machen.“ Hindernisse seien vor allem die erheblichen laufenden Investitionen in Software und Logistik sowie hohe Werbeausgaben bei zugleich hohen Retourenquoten.

Nur jeder fünfte Schuhhändler optimistisch

Der Internetboom trifft den Schuh-Einzelhandel in ohnehin schwierigen Zeiten. Im Vorjahr blieb der Umsatz zwar nahezu stabil, doch musste fast jeder zweite Händler verstärkt zum Rotstift greifen und die Preise senken. „Das ging zulasten der Marge“, sagte Jacobs. Auch im laufenden Jahr rechnet nach einer Branchenumfrage nur jeder fünfte Schuhhändler mit besseren Umsätzen. Mehr als die Hälfte erwartet dagegen ein zum Vorjahr unverändertes Geschäft. Dennoch erhofft sich der Schuhhandel Impulse von der weiter stabilen Konjunktur und dem anhaltend guten Konsumklima.

Von dem harten Wettbewerb dürften erneut die Verbraucher profitieren: Sie können sich weiter auf zumeist stabile Schuhpreise freuen. Für die nächsten Monate sei allenfalls mit „leicht steigenden“ Verkaufspreisen zu rechnen, erklärte der Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie. Auch die Hersteller können wegen des Wettbewerbs steigende Produktionskosten kaum in größerem Stil an den Handel und damit die Kunden durchreichen.

Die Messe GDS steht schon im Zeichen der zweiten Jahreshälfte. Mehr als 800 Aussteller aus 39 Ländern stellen die Kollektionen für die kommende Herbst- und Wintersaison vor. Als favorisierte Trendfarbe soll dann laut Messeangaben bei Damenschuhen Schwarz die „Buntheit der vergangenen Saisons“ ablösen.

Autor: Frank Bretschneider, dapd | Foto: Natika/fotolia