Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters erklärte das Internet zur Chefsache, denn das sei ein Zukunftscluster. Das Internet mache den Menschen aber auch Angst, überfordere sie und man verliere die Orientierung durch die Überfrachtung, erklärte der OB der zur Seniorengeneration des Internets gehört. Positiv findet Roters die demokratische Funktion, vor allem der Web 2.0 Anwendungen Facebook, Twitter, Wikipedia und You tube, die man auch schon beim Bürgerhaushalt angewendet habe, für den man aber nun kein Geld mehr habe. Dann erklärte Roters auch den Internetunternehmern dass Köln in einer Wirtschaftskrise stecke. Köln sei bereit sich mit großer Offenheit sich den neuen Medien zu öffnen bekräftigte Roters und begründete dies mit der Gründung des städtischen Unternehmens Netcologne, das die Infrastruktur für die Internetstadt Köln gelegt hätte. Gerade mit Netcologne habe der Oberbürgermeister und der Stadtrat die Möglichkeit der Steuerung der Entwicklung.

Frau Prof. Dr. Schmalz von der Rheinischen Fachhochschule sprach dann lange von Open Source Politik und den Ideen der Vielen, da das viele Wissen nur noch mit vielen Köpfen transformiert und richtig eingesetzt werden kann. Unternehmen wie Lego oder die Gaming Branche wie die Entwickler von World of Warcraft  nützen das Netz als preisgünstige Methode um an Ideen für Produkte, Weiterentwicklungen oder Kampagnen zu geraten. Damit erreiche man auch eine höhere Akzeptanz bei den Menschen, die die Produkte dann konsumieren sollen. Zudem forderte Schmalz die Förderung der Internetkompetenz. In der anschließenden Runde in der unter anderem der Chefredakteur der städtischen Internetseite koeln.de Franzmann sprach, stellte man fest, dass es zu wenige Programmierer gibt und Köln eine stärkere Informatikerausbildung benötige. Schmalz zeigte sich entsetzt darüber, dass die jungen Studenten die sie betreue, ihre Informationen alle aus dem Netz zögen und keine Zeitung mehr lesen würden und riet dazu auf die Netzwelt umzurüsten. Ein Vertreter der Webagentur Pixelpark wünscht sich, dass Köln Düsseldorf im Bereich der Internetagenturen überhole.
 
Die Moderatorin schließlich verblüffte mit der Aussage, dass sie als Veranstalter, also Eco Verband und Kölner Internetunion am Morgen erfahre habe, dass es in Köln aktuell 1.539 Internetunternehmen gäbe. Eigentlich geht man davon aus, dass ein Verband der sich Internetunion Köln nennt, solche Zahlen parat hat. Die Internetunternehmer die an diesem Tag in den Hansasaal kamen, waren, zumindest verrieten dies ihre Mienen schon mal stolz, dass sie den altehrwürdigen Hansasaal betreten durften und fühlten sich dadurch schon sehr geehrt. Ein kritischer Dialog, oder eine intensive Auseinandersetzung wurde das Zusammentreffen allerdings nicht. Sollte es wohl auch nicht sein und die Kritik an der städtischen Internetseite stadt-koeln.de, die übrigens trotz Haushaltskrise von einer stattlichen Zahl Mitarbeiter betreut wird, wurde so leicht kritisiert, dass es sich fast schon anhörte als buhlte ein Vertriebler um einen Auftrag. Wirtschaftliche Aspekte, wie etwa Venture Capital wurde eine Sekunde gestreift, die Ansiedlung von Internetunternehmen die nicht Provider sind, sondern das Internet kapitalisieren gar nicht besprochen. Dafür dass die Internetwirtschaft zu Gast war, gefiel man sich mehr im wissenschaftlichen, als im wirtschaftlichen Diskurs. Eine verpasste Chance, die Damen und Herren im Rathaus, die unter Internetstadt Köln auch nur kontrollierbares städtisches Unternehmertum verstehen, mit den Herausforderungen der Zukunft zu konfrontieren. Ein seichter Abend im Kölner Rathaus, bei dem die Player die in Köln Internet wirklich bewegen und vernetzen nicht zu sehen waren. Vielleicht deshalb, oder vielleicht kennt sie ja auch keiner.

[ag]