Bonn | Feldhamster, Kiebitz, Bekassine: Mehr als jedes vierte Wirbeltier in Deutschland ist vom Aussterben bedroht. Das geht aus den Daten zur Natur 2012 des Bundesamtes für Naturschutz hervor, die am Montag in Bonn vorgestellt wurden. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) sagte, dass es trotz beachtlicher Erfolge in Sachen Naturschutz keinen Grund zur Entwarnung gebe. Sieben Prozent der Wirbeltierarten seien bereits ausgestorben oder verschollen. Zuwächse gebe es allerdings bei Fischotter, Wolf und Biber.

48.000 Tierarten in Deutschland

Positive Entwicklungen gibt es dem Bericht zufolge auch bei Schwarzstorch, Kranich und Wiesenweihe. Insgesamt sind den Angaben zufolge aber 207 Arten und Unterarten der Wirbeltiere gefährdet. Nach Schätzungen gibt es in Deutschland etwa 48.000 Tierarten.

Altmaier brachte die Zahlen in Zusammenhang mit der Energiewende. „Für die Erhaltung der biologischen Vielfalt ist es wichtig, dass auch der Ausbau der erneuerbaren Energien und die zugehörige Infrastruktur naturverträglich gestaltet werden.“ Dann werde auch der Umbau der Energieversorgung in Deutschland eher akzeptiert. Grundsätzlich sieht Altmaier Fortschritte beim Naturschutz in Deutschland. Es sei möglich, negative Trends im Artenschutz umzukehren. Der Minister verwies auch auf die Vergrößerung der Naturschutzgebiete. Von 1997 bis 2010 nahm die Gesamtfläche von 824.000 Hektar auf 1,31 Millionen Hektar oder 3,7 Prozent der Fläche Deutschlands zu. Das ist ein Anstieg um fast 60 Prozent.

Altmaier warnte davor, die Energiewende und den Naturschutz gegeneinander auszuspielen. Bei der Verlegung von Hochspannungsleitungen oder Windkraftanlagen müsse von Fall zu Fall entschieden werden. Nicht jedes Waldgebiet sei automatisch ein Naturschutzgebiet und nicht überall seien die Anlagen störend. Die Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz, Beate Jessel, sagte: „Es gibt in vielen Bereichen Licht und Schatten.“ Naturschutz und die Nutzung der Natur hingen eng miteinander zusammen. Für die Landwirtschaft würden heute 52 Prozent der Fläche Deutschlands benötigt. „Das hat erhebliche Auswirkungen auf die biologische Vielfalt“, sagte sie.

Autor: Fabian Wahl/dapd | Foto: Pocko/fotolia