Köln | Am gestrigen Samstagnachmittag wurde die Brache auf dem Kartäuserwall 14, dem ehemals besetzten Haus Kartäuserwall 14, besetzt. Das Haus ist mittlerweile abgerissen. Es hängen Transparente mit der Aufschrift „Wir trauern um diesen zerstörten bezahlbaren Wohnraum“ an einer Hauswand und eine Tafel erklärt: „Dieser Keller ist besetzt“. Es sind die ehemaligen Hausbesetzer des Kartäuserwall 14 und sie machen, so ihre Intention, erneut auf den Konkurrenzkampf um bezahlbaren Wohnraum in der Stadt aufmerksam.

Am Samstagnachmittag wurde das offene Brachgelände am Kartäuserwall 14 besetzt. Die Besetzer wollen mit ihrer Aktion an die Zerstörung von billigem Wohnraum erinnern. Der Keller des ehemaligen Hauses wurde besetzt. Auf dem Brachgelände wurde Vegetarisches gegrillt und es gab Musik und Kölsch, so die Besetzer. Die Polizei war vor Ort. Auf Bildern sind Beamte zu sehen, die die Situation bildlich dokumentieren.

Als das Gebäude noch stand, war es rund einen Monat lang besetzt. Am 1.10.2015 räumte die Kölner Polizei das Haus. Jörg Detjen von der Linken im Kölner Stadtrat nannte den Umgang des Hausbesitzers mit den Besetzern damals „schäbig“. Der hatte am Vortag noch mit den Hausbesetzern verhandelt und am nächsten Morgen die Polizei vorgeschickt. Der Hausbesitzer im Oktober 2015 eine Immobilienverwaltung aus Arnsberg hatte Strafanzeige gegen die Hausbesetzer gestellt, für die sich die Besetzer verantworten müssen, erläuterte damals Polizeisprecher Weber. In dem Gebäude wohnte mehr als 25 Jahre lang einen Familie. Dann kaufte ein privater Investor, will dort Townhouses bauen. Die Aktivisten werfen dem Immobilienverwalter vor, auf Kosten der Familie Millionengewinne machen zu wollen.

Die Aktivisten, die mit ihren Aktionen gegen überteuerte Mieten und den Verlust von günstigem Wohnraum in der Stadt immer wieder Zeichen in der Stadtgesellschaft setzen und so auf das Problem aufmerksam machen, teilen mit, dass einige der damaligen Besetzer jetzt Post von der Kölner Staatsanwaltschaft bekommen haben. Die Besetzer beklagen, dass die Kriminalisierung der politischen Aktionsform der Besetzung absurd sei. Fest machen sie dies an der Hausbesetzung in der Zülpicher Straße, wo die Aktivisten auf einen jahrelangen Missstand, des Leerstandes eines großen Mehrfamilienhauses aufmerksam machten. Dort soll nun bezahlbarer Wohnraum entstehen. Zum Kartäuserwall schreiben die Aktivisten und begründen damit ihre Aktion: „Wo früher im Kartäuserwall14, günstiger Wohnraum und 27 Jahre das geliebte Zuhause einer Familie war, klafft bis heute eine Baulücke. Auch in der Rolshoverstr. 98 (am 02.10.2015 durch Aktivist*innen besetzt) wurde günstiger Wohnraum vernichtet. Seit Anfang März ist die Baustelle von den Behörden still gelegt.“

Bei der gestrigen Aktion hat die Kölner Polizei Strafanzeigen wegen Hausfriedensbruch und Verstoß gegen das Versammlungsgesetz gestellt. Die Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch wird allerdings nur dann wirksam, wenn der aktuelle Eigentümer des Grundstückes daran festhält. Diesen will die Polizei werktäglich kontaktieren. Die Anzeige wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz würde dann von Amts wegen weiter verfolgt.

Weiter heißt es in dem Schreiben der Aktivisten: „Die Repression von Polizei und Justiz richtet sich gegen jene Menschen, welche für günstigen Wohnraum kämpfen, anstatt gegen die, welche ihn aus Profitgründen vernichten.“ In einem Flyer heißt es zudem: „Köln hat die teuersten Mieten in NRW. Auf der Jagd nach Betongold zählen die Bewohner oft nichts. Es ist trauriger Alltag, dass Menschen aus ihren Veedeln vertrieben werden, immer mehr Einkommen für die Miete drauf geht und Geflüchtete in prekären Massenunterkünften leben müssen. Der Konkurrenzkampf um Wohnraum wird immer brutaler, während Freiflächen mit immer neuen Luxusquartieren belegt werden.“

Die Aktivisten warnen vor einer sozialen Spaltung in der Gesellschaft und einer fortschreitenden Entsolidarisierung. Am 24. Juli 2016 ab 15:00 Uhr wollen die Aktivisten am Kartäuserwall ein politisches Straßentheater mit dem Titel „Hilfe, mein Veedel hat Gentrifizierung – der Hüstenanfall“ aufführen.
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Autor: ag | Fotos: Besetzer
Foto: Das Foto zeigt die Besetzung der Brache am Kartäuserwall 14